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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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herausgeholt hatte, was er von ihm erfahren konnte, nickte er dankend und schlenderte zum hinteren Teil der Halle, wobei er betete, daß er nicht so erschöpft aussah, wie er sich fühlte. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, mit der Befragung von Charlie Lomas bis morgen früh zu warten. Aber er wollte sein Manöver lieber jetzt durchziehen, solange der Junge in die Enge getrieben war. Außerdem gab es eine winzige Chance, daß Alison noch lebte, und bei Charlie Lomas lag vielleicht der Schlüssel zu ihrem Aufenthaltsort. Jede noch so schwache Möglichkeit war zu gut, um sie zu verschenken.
    Während George auf ihn zuging, packte er einen Stuhl und stellte ihn beiläufig an die dritte Tischseite im rechten Winkel zu Charlie und dem Polizisten. Ohne daß er ihm etwas gesagt hatte, folgte Clough seinem Beispiel und nahm die vierte Seite des kleinen Tisches ein, so daß Charlie von allen Seiten eingekreist war. Sein Blick flog vom einen zum anderen, und er rutschte auf seinem Stuhl herum. »Du weißt, wer ich bin, nicht wahr, Charlie?« fragte George.
    Der Junge nickte.
    »Antworte, wenn man mit dir spricht«, sagte Clough scharf. »Ich wette, das sagt deine Großmutter auch immer zu dir. Sie ist doch deine Großmutter, oder? Ich meine, sie ist nicht deine Tante oder deine Nichte oder deine Cousine? Ist ja schwer auseinanderzuhalten hier bei euch.«
    Charlies Mund zuckte, und er schüttelte den Kopf. »Das ist doch nicht nötig«, protestierte er. »Ich helfe Ihnen ja.«
    »Und wir sind dankbar, daß du dich bereit erklärt hast, zu kommen und eine Aussage zu machen«, sagte George, der mühelos in die Rolle des guten Polizisten schlüpfte, im Gegensatz zu Clough als dem bösen Gegenpart. »Da wir schon hier sind, wollte ich dir ein oder zwei Fragen stellen. Geht das in Ordnung?«
    Charlie atmete tief durch die Nase ein. »Ja. Fragen Sie nur.«
    »Ich bin beeindruckt, daß du die zertrampelte Stelle im Wäldchen gefunden hast«, sagte George. »Vor dir ging ja ein Suchtrupp dort durch, und keiner hat auch nur die kleinste Spur davon entdeckt.«
    Charlie zuckte leicht die Schultern, ohne aber seine abwehrende Haltung zu verändern. »Ich kenne das Tal wie meine Westentasche. Wenn man eine Gegend sehr gut kennt, fällt einem jede Kleinigkeit auf, die anders ist, das war alles.«
    »Du warst nicht der erste aus Scardale, der da vorbeigegangen ist, aber du hast es als erster gesehen.«
    »Ja, na ja, ich hab zufällig bessere Augen als manche von euch alten Kerlen«, sagte er gespielt draufgängerisch, blieb aber auf halbem Weg stecken.
    »Ich finde das interessant, weißt du, weil wir wissen, daß manchmal Leute, die mit einem Verbrechen zu tun haben, sich selbst an der Untersuchung zu beteiligen versuchen«, erklärte George freundlich.
    Charlies Arme und Beine zuckten wie elektrisiert. Er knallte die Füße auf den Boden und die Unterarme auf den Tisch. Einige Polizisten in der vorderen Hälfte der Halle sahen sich erstaunt um. »Sie sind ja krank«, sagte er.
    »Ich bin nicht krank, aber ich habe das Gefühl, ich kenne hier jemanden in der Gegend, der es ist. Es ist meine Aufgabe, ihn zu finden. Also, wenn jemand Alison entführen oder irgend etwas mit ihr machen wollte, wäre es viel leichter für jemanden zu bewerkstelligen, den sie kennt und zu dem sie Vertrauen hat. Offensichtlich kennst du sie. Sie ist deine Cousine, ihr seid zusammen aufgewachsen. Du sagst ihr, welche Platten ihr Stiefvater ihr kaufen soll. Du sitzt mit ihr am Feuer, wenn deine Großmutter ihre Geschichten über die alten Zeiten im sonnigen Scardale erzählt. Du nimmst sie mittwochs mit zur Rollschuhbahn in Buxton.« George zuckte die Achseln. »Es wäre nicht schwer für dich, sie zu überreden, mit dir irgendwohin zu gehen.«
    Charlie stieß sich vom Tisch zurück und steckte die zitternden Hände in die Hosentaschen. »Und?«
    George zog das Foto heraus, das er aus Alisons Zimmer mitgenommen hatte. »Sie hatte ein Foto von dir in ihrem Zimmer«, sagte er nur, als er es Charlie zeigte.
    Es zuckte in seinem Gesicht, und er schlug die Beine übereinander. »Sie hat das bestimmt wegen Ma aufgehoben«, sagte er nachdrücklich. »Sie hat Ma sehr gern, und die alte Hexe kann es nicht leiden, wenn man sie fotografiert. Das muß ungefähr das einzige Bild sein, das es von Ma gibt.«
    »Bist du sicher, Charlie?« warf Clough ein. »Weil wir nämlich denken, mein Boß und ich, daß sie in dich verknallt war. Ein nettes junges Mädchen wie sie –

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