Ein Ort für die Ewigkeit
kommt immer vorbei, betet den Boden unter deinen Füßen an –, nicht viele Typen würden zu so was nein sagen, oder? Besonders nicht bei so einem schönen Mädel wie Alison. Ein reifer Apfel, gerade richtig zum Pflücken, der dir praktisch in den Schoß fällt. Bist du sicher, daß es nicht so war, Charlieboy?«
Charlie wand sich und schüttelte den Kopf. »Sie sehen das alles ganz falsch, Mister.«
»Wirklich?« fragte George freundlich. »Wie war es denn, Charlie? War es peinlich für dich, wenn dir diese Kleine beim Rollschuhlaufen hinterherlief? War dir Alison im Weg, wenn es um ältere Mädchen ging, war das das Problem? Hast du sie gestern abend im Tal getroffen? Hat sie es ein bißchen zu weit getrieben mit dir?«
Charlie senkte den Kopf und holte tief Luft. Dann schaute er auf und sah George an. »Ich verstehe das nicht. Warum behandeln Sie mich so? Ich wollte doch nur helfen. Sie ist meine Cousine. Sie gehört zu meiner Familie. Wir in Scardale kümmern uns umeinander, wissen Sie. Es ist nicht wie in Buxton, wo sich niemand einen Dreck um die anderen schert.« Er zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger erst auf den einen, dann auf den anderen der beiden Detectives. »Sie sollten da draußen sein, um sie zu finden, und mich hier nicht so beleidigen.« Er sprang auf. »Muß ich hierbleiben?«
George stand auf und wies zur Tür. »Sie sind frei, zu gehen, wann immer Sie möchten, Mr. Lomas. Aber wir werden wieder mit Ihnen sprechen.«
Clough stand auf und kam auf Georges Seite herüber, während Charlie zornig durch die Tür stampfte, knochig, linkisch und empört. »Er hat nicht die Traute für so was«, sagte er.
»Eher nicht«, sagte George. Die beiden Männer gingen hinter Charlie hinaus und blieben auf der Schwelle stehen, während der Junge die Straße nach Scardale hinunterlief. George sah Charlie nachdenklich nach. Dann räusperte er sich. »Ich gehe jetzt nach Hause. Ich bin morgen früh wieder da, sobald es hell wird. Sie haben bis dahin die Leitung, auf jeden Fall für die Kriminalpolizisten.«
Clough stieß ein Lachen aus, das als weiße Dampfwolke in der schweren Nachtluft zu verpuffen schien. »Ich und Cragg, Sir, hm? Das wird den Schurken zu denken geben. Sollen wir eine bestimmte Richtung bei der Befragung verfolgen?«
»Wer immer Alison mitgenommen hat, muß sie irgendwie aus dem Tal herausgebracht haben«, sagte George, als denke er laut. »Er hätte sie nicht lange tragen können, ein normal entwickeltes, dreizehnjähriges Mädchen. Wenn er sie durch das Scarlastontal nach Denderdale hinuntergetragen hätte, wären es vier Meilen zu gehen gewesen bis zur Straße. Aber wenn er sie hier zur Straße nach Longnor heraufgebracht hätte, wären das wahrscheinlich nur circa eineinhalb Meilen Luftlinie gewesen. Könnten Sie und Cragg heute abend in Longnor in einer Tür-zu-Tür-Befragung herausfinden, ob jemand ein Fahrzeug bemerkt hat, das an der Straße in der Nähe der Abzweigung nach Scardale geparkt war?«
»Sie haben recht, Sir. Ich hole DC Cragg, und dann machen wir uns auf den Weg.«
George kehrte ins Einsatzzentrum zurück und veranlaßte, daß am folgenden Morgen Denderdale mit den Spürhunden abgesucht werden sollte, verbrachte eine halbe Stunde auf der Wache in Buxton mit dem Ausfüllen von Auftragsformularen des Labors und machte sich dann endlich auf den Heimweg.
Die Dörfler würden eben bis morgen warten müssen.
7
Donnerstag, 12. Dezember, 20 Uhr 06
G eorge konnte sich nicht erinnern, seine Haustür jemals mit größerer Erleichterung hinter sich geschlossen zu haben. Bevor er auch nur den Hut abnehmen konnte, ging die Tür zum Wohnzimmer auf, und Anne war da, drei kurze Schritte – und er hielt sie in den Armen. »Es ist schön, zu Hause zu sein«, seufzte er und sog den wohlriechenden Duft ihres Haars ein, wobei er sich bewußt war, daß er sich seit dem vorhergehenden Morgen nicht gewaschen hatte.
»Du arbeitest zu hart«, tadelte sie ihn sanft. »Du tust niemandem einen Gefallen damit, wenn du dich zu Tode arbeitest. Komm rein, das Feuer ist an, und es wird nur fünf Minuten dauern, den Eintopf aufzuwärmen.« Sie löste sich aus seiner Umarmung und betrachtete ihn kritisch. »Du siehst erschöpft aus und brauchst ein heißes Bad und dann ein Bett, sobald du deinen Tee getrunken hast.«
»Ich würde lieber zuerst baden, wenn das Wasser schon heiß ist.«
»Das kannst du. Ich habe den Boiler angeschaltet. Ich wollte selbst ein Bad nehmen, aber nimm du lieber
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