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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Teufel, wußte in Scardale überhaupt, daß Victoria auf dem Thron war, ganz zu schweigen davon, wie lange? Hm?« Clough brachte seine Pointe mit einem spöttischen Grinsen vor.
    »Wie gehört sie da rein? Wie ist sie mit Alison verwandt?«
    Clough zuckte die Achseln. »Wer weiß? Urgroßmutter, zweite Cousine ersten Grades, Tante, Nichte? Alles zusammen? Man muß schlauer als der
Gotha
sein, um alle Verbindungen zwischen den Leuten hier herauszutüfteln. Ich weiß nur von PC Grundy, daß sie das Auge und Ohr dieser kleinen Welt ist. Keine Maus läßt in Scardale einen Furz, ohne daß Ma Lomas Bescheid weiß.«
    »Und trotzdem scheint sie nicht unbedingt scharf darauf zu sein, uns beim Auffinden eines vermißten Mädchens zu helfen. Eines Mädchens, die eine Blutsverwandte ist. Was glauben Sie, warum das so ist?«
    Clough zuckte wieder die Schultern. »Sie gehören eben alle eng zusammen und mögen Außenseiter sogar in guten Zeiten nicht.«
    »War das die Einstellung, mit der Sie und Cragg gestern abend konfrontiert wurden, als Sie die Leute gefragt haben, ob sie Alison Carter gesehen hätten?«
    »Ziemlich oft, ja. Sie beantworten zwar die Fragen, aber sie geben niemals freiwillig die kleinste zusätzliche Einzelheit preis.«
    »Glauben Sie, daß es die Wahrheit war, als sie aussagten, sie hätten Alison nicht gesehen?« fragte George und klopfte seine Taschen ab, da er nach seinen Zigaretten suchte.
    Clough nahm seine eigene Packung heraus, und George fiel ein, daß er seine Zigaretten Ruth Hawkin gegeben hatte. »Hier«, sagte Clough. »Ich glaube nicht, daß sie direkt gelogen haben. Aber sie haben vielleicht Informationen zurückgehalten, die wichtig sein könnten. Besonders wenn wir nicht die richtigen Fragen stellen konnten.«
    »Wir müssen also noch einmal mit allen reden, oder?« seufzte George.
    »Wahrscheinlich schon, Sir.«
    »Dann werden sie bis morgen warten müssen, außer dem jungen Charlie Lomas. Sie wissen nicht zufällig, wo er ist?«
    »Einer von den Rübenköpfen hat ihn zur Aussage in die Methodistenhalle mitgenommen. Muß jetzt eine halbe Stunde hersein«, antwortete Clough gleichgültig.
    »Das will ich nie mehr hören, Sergeant«, sagte George, dessen Müdigkeit sich in Ärger verwandelte.
    »Was?« Clough klang verwirrt.
    »Eine Rübe ist eine Pflanze, die Farmer an Schafe verfüttern. Ich habe viele Kriminalbeamte getroffen, die man eher als dahinvegetierende Rüben bezeichnen könnte als die Uniformierten, die ich kenne. Wir brauchen die Kooperation der Polizisten in diesem Fall, und ich werde nicht zulassen, daß Sie sie gefährden. Ist das klar, Sergeant?«
    Clough kratzte sich am Kinn. »So ziemlich, ja. Aber da ich ja das Gymnasium nicht geschafft hab, bin ich nicht sicher, ob ich mir das merken kann.«
    George wußte, daß dies ein entscheidender Moment war. »Ich sag Ihnen was, Sergeant. Wenn der Fall abgeschlossen ist, kaufe ich Ihnen für jeden Tag, den Sie sich daran erinnern konnten, eine Packung Zigaretten.«
    Clough grinste. »Na, das nenne ich mir einen Anreiz.«
    »Ich gehe und spreche mit Charlie Lomas. Wollen Sie sich mit reinsetzen?«
    »Mit Vergnügen, Sir.«
    George ging auf sein Auto zu, hielt dann plötzlich inne und schaute seinen Sergeant stirnrunzelnd an. »Wieso sind Sie überhaupt noch hier? Ich dachte, Sie hätten noch bis zum Wochenende Nachtschicht?«
    Clough schien verlegen. »Hab ich auch. Aber ich dachte, ich komme schon nachmittags zum Dienst, ich wollte Sie entlasten.« Er grinste schlau. »Ist schon gut, Sir, ich schreib die Überstunden nicht auf.«
    George versuchte, seine Überraschung zu verbergen. »Nett von Ihnen«, sagte er. Als sie den Weg aus Scardale hinausfuhren, wunderte sich George über Cloughs Talent, ihn zu verwirren. Er hielt sich für einen ziemlich guten Menschenkenner, aber je länger er mit Tommy Clough zusammen war, desto mehr Widersprüche entdeckte er bei ihm.
    Clough schien dreist und ordinär, gab immer als erster eine Runde aus, erzählte am lautesten die dreckigsten Witze. Aber die Liste der Verhaftungen, die er vornahm, sprach eine andere Sprache: Sein Vorgehen bei Ermittlungen war ausgeklügelt und überlegt, er war geschickt darin, die Schwäche der Verdächtigten zu finden und sie so lange zu bedrängen, bis sie aufgaben und ihm sagten, was er hören wollte. Er war immer der erste, der eine attraktive Frau musterte, und lebte doch in einer Junggesellenwohnung, die auf den See in den Pavilion Gardens hinausging. George

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