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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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als das Land einem Zugereisten wie Hawkin zu vererben.«
    »Das heißt aber nicht, er hat etwas damit zu tun, daß Alison verschwunden ist«, sagte David Carter und rieb sich mit einer ihm offenbar eigenen ärgerlichen Geste mit der Hand übers Kinn.
    »Ihr Vater hat recht«, sagte George freundlich.
    »Vielleicht«, murmelte Brian unwillig. »Aber er muß immer alles besser wissen, dieser Hawkin. Wenn er im Haus genauso viele Vorschriften macht wie für die Felder, dann hat meine Cousine ein wahres Hundeleben. Es ist mir egal, was gesagt wird, aber sie kann nicht glücklich gewesen sein, mit Hawkin zusammenzuleben.« Er spie verächtlich auf den Betonboden, wandte sich abrupt ab und ging mit großen Schritten ans andere Ende des Melkschuppens.
    »Kümmern Sie sich nicht um den Jungen«, sagte David Carter entnervt. »Sein Mundwerk ist schneller als sein Kopf. Hawkin ist ein Idiot, aber Ruth sagt, er hält große Stücke auf Alison. Und ich traue dem Wort meiner Schwester doch mehr als diesem Sohn.« Er schüttelte den Kopf und drehte sich halb zu Brian um, der sich an der Maschine zu schaffen machte. »Ich dachte, als er Denise geheiratet hat, das würde ihn zur Vernunft bringen. Aber da hab ich mir zuviel erhofft, nehme ich an.« Er seufzte. »Wir werden beim Suchtrupp draußen sein, Mr. Bennett. Und ich werde darüber nachdenken, was Sie mir gesagt haben. Mal sehen, ob mir noch was einfällt.«
    Sie gaben sich die Hand. George fühlte Carters kühlen, abschätzenden Blick auf sich ruhen, als er hinter Clough in das gräuliche Licht der Dämmerung hinaustrat. »Keine große Liebe zwischen dem jungen Brian und dem Squire«, bemerkte George, während sie zum Wagen zurückgingen.
    »Er sagt nichts, was der Rest der Bewohner von Scardale laut PC Grundy nicht auch dächte. Wir haben gestern abend kurz mit ihm gesprochen, nachdem wir unsere Befragungen erledigt hatten. Er sagt, alle Dörfler sind der Meinung, Hawkin hört sich furchtbar gern selbst reden. Er mag es, wenn die Leute genau wissen, wer der Boß ist, und in Scardale kommt so etwas nicht an. Hier war es immer Tradition, daß die Leute im Dorf das Land bearbeitet haben, wie sie es für richtig hielten, und der Squire bekommt seine Pacht und mischt sich nicht weiter ein. Da werden wir also viele Klagen über Hawkin hören«, sagte Clough.
    Aber damit irrte er sich gründlich.

8
    Freitag, 13. Dezember 1963, 12 Uhr 45
    V ier Stunden später meinte George, er hätte jetzt mehr Familienähnlichkeiten gesehen, als er je brauchen würde. Die Nachnamen konnten dabei nach strengen genealogischen Regeln variieren, aber die körperlichen Entsprechungen schienen willkürlich verstreut. David Carters wie in Stein gemeißeltes Gesicht, Ma Lomas’ Hakennase und Janet Carters Katzenaugen fanden sich in verschiedenen Kombinationen immer wieder mit anderen, ebenso typischen Merkmalen vereint. George kam sich wie ein Kind vor mit einem jener Bücher, deren Seiten aus drei Querstreifen bestehen und bei denen der Betrachter Augen, Nasen und Münder beliebig kombinieren kann.
    Außerdem waren alle Leute von Scardale auch gleichermaßen ahnungslos, wohin Alison verschwunden sein könnte. Wie Clough vorausgesagt hatte, waren wenige bereit, auch nur so viel preiszugeben wie Brian Carter. Die meisten Gespräche waren äußerst mühsam. George stellte sich vor und hielt seine kleine Rede. Die Dörfler sahen nachdenklich drein, dann schüttelten sie den Kopf. Nein, nichts Ungewöhnliches war geschehen. Nein, sie hatten keine Fremden gesehen. Nein, sie glaubten nicht, daß jemand aus dem Dorf Alison ein Haar krümmen würde. Und übrigens, Charlie Lomas sei der gutmütigste Junge, den es je gegeben habe, und er verdiene es nicht, wie ein Krimineller behandelt zu werden.
    Das einzig Interessante war, daß sich kein anklagender Finger gegen den Squire hob. Keine Beschwerden wurden geäußert, nicht eine Stimme erhob sich gegen ihn. Es stimmte allerdings, daß ihn auch niemand lobte, aber nach diesem Morgen war man in Versuchung zu glauben, Brian Carter sei der einzige in Scardale, der an Philip Hawkin etwas zu kritisieren fand.
    Schließlich zogen sich George und Clough ohne Ergebnis in den Wohnwagen zurück, wo sich niemand außer der Polizistin aufhielt, die, als sie hereinkamen, sofort aufsprang und ihnen Tee kochte. »Sie hatten unrecht«, seufzte George.
    »Bitte, Sir?« Clough öffnete seine Schachtel Zigaretten und schnippte, ohne zu fragen, eine für George heraus.
    »Sie

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