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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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sagte Clough mit leiser, aber fester Stimme und freundlichem Lächeln. Ohne die Wirkung seiner Worte abzuwarten, folgte er George.
    »Smart denkt, er hat nicht nur den Namen, sondern ist auch von Natur aus clever«, sagte George bitter, als das Auto sich durch das Tal hinaufquälte. »Das kotzt mich an. Es geht doch nicht um eine Stufe auf seiner Karriereleiter, sondern das Leben eines Mädchens steht auf dem Spiel.«
    »Er kann es sich nicht leisten, so zu denken. Wenn er das täte, könnte er nie einen Artikel schreiben«, erklärte Clough.
    »Das wäre vielleicht für alle Beteiligten besser«, erwiderte George. Er war angespannt und verärgert, als er in die Methodistenhalle kam, und ging direkt zum nächsten Tisch mit einem Telefon. Ungeduldig stand er neben dem Polizisten, der gerade in den Hörer sprach, und klopfte mit einer noch nicht angezündeten Gold Leaf gegen die Packung. Der Constable warf ihm einen Blick zu, der seine Nervosität verriet.
    »Das ist dann alles, Madam, vielen Dank«, murmelte er, drückte mit der Hand auf die Gabel und beendete damit den Anruf, noch bevor er zu sprechen aufhörte. »Hier Sir, bitte«, sagte er und streckte George beflissen den Hörer hin.
    »Hier Detective Inspector Bennett für Detective Chief Inspector Carver«, schnauzte George.
    Nach einer Pause hörte er die Stimme seines Chefs mit dem nasalen Midlands-Akzent. »Bennett? Sind Sie das?«
    »Ja, Sir. Ich bekam eine Nachricht, daß Sie mich sprechen wollten.«
    »Die haben sich aber Zeit gelassen, es Ihnen auszurichten«, brummte Carver. George hatte schon herausgefunden, daß Carver in seinen fast dreißig Jahren bei der Polizei das Kritisieren zur Kunstform entwickelt hatte. George hatte den ersten Monat in Buxton mit Entschuldigungen verbracht, den zweiten mit Beschwichtigungen. Dann hatte er gemerkt, wie alle anderen mit Carvers Kritik umgingen, und lernte, sie auch seinerseits einfach zu ignorieren.
    »Gibt es etwas Neues, Sir?«
    »Sie haben Sergeant Lucas Anweisungen für die Tagschicht gegeben«, sagte Carver anklagend.
    »Das stimmt, Sir.«
    »Die üblichen Verdächtigen zusammenzutragen ist meistens für alle Betroffenen nur Zeitverschwendung.«
    George wartete und sagte nichts. Der Ärger über seine Begegnung mit Smart staute sich hinter einem Damm professioneller Gelassenheit auf, aber durch Carvers Kritik erreichte sein Zorn jetzt den kritischen Punkt. Das letzte, was er beruflich brauchen konnte, war jedoch, seine Wut an Carver auszulassen, also holte er tief Luft und atmete langsam durch die Nase wieder aus.
    »Dieses Mal haben wir aber vielleicht ins Schwarze getroffen«, fuhr Carver fort. Widerwillig, mühsam und nur langsam kamen diese Worte heraus. Es klang, als hätte er es lieber gesehen, die Maßnahme wäre ein Mißerfolg gewesen, dachte George mit ungläubiger Erbitterung.
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Es hat sich gezeigt, daß wir jemanden in unserer Kartei haben. Exhibitionismus vor Schülerinnen. Damenschlüpfer von der Leine geklaut. Nichts Schreckliches und nichts, was kürzlich passiert wäre«, fügte Carver als unzufriedene Nebenbemerkung hinzu. »Aber das Interessante ist, daß dieser gewisse Sittenstrolch Alison Carters Onkel ist.«
    George fiel die Kinnlade herunter. »Ihr Onkel?« brachte er nach einem Augenblick heraus.
    »Peter Crowther.«
    George schluckte heftig. Er hatte nicht einmal gewußt, daß es einen solchen Peter Crowther
gab
. »Darf ich beim Verhör dabeisein, Sir?«
    »Warum, glauben Sie wohl, habe ich Sie angerufen? Ich habe schreckliche Schmerzen am Knöchel. Außerdem wird es diesem Crowther wohl kaum Respekt einflößen, mich wie Hopalong Cassidy herumhumpeln zu sehen, oder? Kommen Sie sofort herüber.«
    »Ja, Sir.«
    »Oh, und, Bennett?«
    »Ja, Sir?«
    »Bringen Sie mir eine Portion Fish and Chips mit, ja? Ich kann das Kantinenessen nicht vertragen. Davon bekomme ich entsetzliche Verdauungsprobleme.«
    George hängte auf und schüttelte den Kopf. Er steckte sich eine Zigarette an, kniff die Augen zusammen, drehte sich und sah sich im Raum um. Clough stand bequem an einen Tisch gelehnt und betrachtete eine der amtlichen topographischen Karten, die an der Wand hingen. Grundy stand an der Tür und war nicht sicher, ob er gehen oder bleiben sollte. »Clough, Grundy«, rief George durch einen Schwall von Rauch. »Wagen her, schnell. Wir müssen nach Buxton.«
    Die Türen waren kaum zugeschlagen, als George sich auf dem Sitz umdrehte, Grundy anstarrte und sagte:

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