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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ganze Welt sich nur noch wie in Zeitlupe weiterbewegen. Als George die Bedeutung von Charlie Lomas’ Worten erfaßte, hatte er das seltsam schwebende Gefühl eines Menschen, dessen auf Hochtouren geschaltete Wahrnehmung auf eine Außenwelt trifft, die viel zu langsam an ihm vorbeizukriechen scheint. Er blinzelte heftig, räusperte sich und fragte dann vorsichtig: »Was hast du gerade gesagt, Charlie?«
    »Ich sagte, meine Großmutter ist über die Felder gegangen. So, als ob sie von hinten zum Gutshaus zurückkehren wollte«, fügte er hinzu. Offenbar hatte er jetzt, wo es in Alisons Interesse war, beschlossen, diesem seltsamen Polizisten trotz der Behandlung, die er von ihm erfahren hatte, zu helfen – diesem Polizisten, der sich völlig anders benahm als alle anderen, die er tatsächlich oder im Kino von Buxton jemals gesehen hatte.
    George mußte sich anstrengen, nicht die Beherrschung zu verlieren. Er hätte Charlie am liebsten am Kragen gepackt und ihn angeschrien, aber er sagte nur: »Du sagtest, sie sei da entlanggegangen, wo der Squire am Mittwoch nachmittag unterwegs war.«
    Charlie verzog das Gesicht. »Na und? Warum sollte der Squire nicht über seine eigenen Felder gehen?«
    »Am Mittwoch nachmittag, sagtest du.«
    »Stimmt. Ich erinnere mich genau wegen der ganzen Aufregung, als Alison weg war.«
    George warf Clough einen Blick zu. Seine eigene Fassungslosigkeit traf bei Clough auf Wut. »Du bist gefragt worden, ob du am Mittwoch jemand auf den Feldern oder im Wald gesehen hast«, stieß Clough mühsam hervor.
    »Das stimmt nicht«, wehrte sich Charlie.
    »Ich selbst habe dich gefragt«, zischte Clough ihn an.
    »Nein, das haben Sie nicht«, beharrte Charlie. »Sie haben gefragt, ob wir Fremde gesehen hätten. Ob wir etwas Außergewöhnliches gesehen hätten. Und das hab ich nicht. Ich sah nur dasselbe, was ich schon tausendmal gesehen habe: der Squire ging über seine eigenen Äcker. Es kann sowieso nichts mit Alisons Verschwinden zu tun haben, weil es noch hell genug war, daß man deutlich sehen konnte, wer es war. Und nach dem, was Sie gesagt haben, ist Alison nicht rausgegangen, bevor es fast dunkel war. Sie brauchen also gar nicht so einen Ton anzuschlagen«, fügte er hinzu, straffte seine Schultern und versuchte, älter und reifer zu wirken, als er war. »Außerdem waren Sie viel zu sehr damit beschäftigt, mir einzureden, ich hätte etwas damit zu tun, um auf irgend etwas zu hören, was ich zu sagen hatte.«
    George wandte sich voller Empörung ab und schloß einen Moment die Augen. »Wir werden eine Aussage dazu brauchen«, sagte er, und seine Erregung über die Möglichkeiten, die diese Auskunft eröffnete, ließ ihn vergessen, daß sie kostbarste Zeit verloren hatten, weil die Köpfe in Scardale nicht weiterdachten und jede Frage so wörtlich nahmen, wie sie gestellt worden war. »Geh rauf zur Methodistenhalle und sag einem der Beamten, ich hätte dich geschickt. Und erzähle ihm jedes Detail: die Zeit, die Richtung, in die Mr. Hawkin ging, ob er etwas getragen hat oder nicht, was er anhatte. Tun Sie es jetzt, bitte, Mr. Lomas, bevor ich der Versuchung nachgebe, Sie wegen Behinderung einer polizeilichen Untersuchung zu verhaften.«
    Er schaute noch rechtzeitig über die Schulter zurück, um zu sehen, daß Charlie erschrocken die Augen aufriß. »Das hab ich nie getan«, sagte er und klang nur halb so alt, wie er war. »Er hat mich nicht über den Squire befragt.«
    »Ich hab dich auch nie über den Herzog von Edinburgh befragt, aber wenn er über die Felder gegangen wäre, nehme ich an, du hättest es mir gesagt«, knurrte Clough. »Also, jetzt verschwende nicht noch mehr Zeit. Beweg deinen Hintern die Straße rauf, bevor ich mit dem Stiefel nachhelfe.«
    Charlie drückte sich an ihnen vorbei und fing an, über die Wiese auf einen der dreckbespritzten Landrover zuzulaufen, die gegenüber geparkt waren. »Diese Leute sind doch unglaublich«, rief George. »Mein Gott, ich frage mich, ob sie überhaupt wollen, daß Alison gefunden wird.« Er stieß einen Seufzer aus. »Wir werden mit Hawkin darüber sprechen müssen. Er hat uns angelogen, und ich will wissen, warum.« Er sah auf seine Uhr. »Aber ich will auch die Sache mit Crowther erfahren.«
    »Je nachdem, was der Squire vorzubringen hat, könnte Peter Crowther unwichtig sein«, stellte Clough fest.
    George runzelte die Stirn. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Hawkin …?«
    Clough zuckte die Achseln. »Ob ich glaube, daß er

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