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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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als die Tür des Busses sich geschlossen hatte: »Dad, wer ist Peter Crowther? Und was hat er getan?«
    Da Ray Carter so war, wie er eben war, erzählte er ihr alles. Und sie wünschte sich, er hätte es nicht getan.
     
    Grundy hatte wenigstens in einer Sache recht gehabt, dachte George, der sich gegen die Wand des Vernehmungszimmers lehnte. Peter Crowther hatte wirklich Angst vor seinem eigenen Schatten und vor dem aller anderen Menschen. Das erste, was ihm aufgefallen war, als er das ungelüftete Zimmer betrat, war der schwache, bittere Geruch von Crowthers Angst, der sich deutlich von dem käsigen Gestank seines dünnen, ungewaschenen Körpers abhob. »Nur für Kettenraucher«, murmelte Clough halblaut und rümpfte angewidert die Nase über Peter Crowthers Ausdünstungen.
    »Was?« hatte George zur Antwort gebrummt, als sie auf der Schwelle standen und er Crowther sehr genau musterte, um dem Mann einen noch größeren Schrecken einzujagen.
    »Man muß Kettenraucher sein, oder man muß kotzen«, klärte Clough ihn auf.
    George nickte ihm zu, er habe verstanden. »Sie sind zuerst dran«, sagte er und trat zurück an die Wand, so daß Clough sich Crowther gegenüber setzen konnte. George warf einen kurzen Blick zur Tür, und der diensthabende Constable in Uniform schlüpfte mit einem Ausdruck der Erleichterung hinaus.
    »Alles klar, Peter?« fragte Clough und beugte sich mit aufgestützten Ellbogen vor.
    Peter Crowther schien sich noch kleiner machen zu wollen. Sein Kopf hatte die Farbe und die Form einer Ecke Edamer Käse, fand George. Edamer mit einem Büschel Kresse obendrauf. Merkwürdig, daß er so fettig, aber doch ordentlich aussah und dabei so furchtbar roch. Eigentlich sah er nicht schmutzig aus. Sein sorgfältig rasiertes, spitzes Kinn war nach unten auf die Brust gedrückt, seine Katzenaugen schielten zu Clough hinüber. Der Mann hätte gut als Illustration des Begriffs »Duckmäuser« in ein Bildwörterbuch gepaßt. Er schwieg auf Cloughs Bemerkung, allerdings bewegten sich seine Lippen und schienen schweigend Worte zu formen.
    »Du wirst früher oder später mit mir reden, Peter«, sagte Clough zuversichtlich, steckte eine Hand in die Tasche und zog seine Zigaretten heraus. Ungeniert zündete er sich eine an und blies Peter Crowther die Rauchwolke ins Gesicht. Crowthers Nase zuckte, als er den Rauch gierig einsog. »Es wäre besser, wenn es früher wäre«, fuhr Clough fort. »Also sag uns, wieso du am Mittwoch nach Scardale gegangen bist?«
    Crowther runzelte die Stirn. Er schien wirklich verblüfft. Weswegen er auch Schuldgefühle haben mochte, es schien nichts mit Scardale zu tun zu haben. »Peter war nie«, sagte er, und sein Tonfall deutete eher Zweifel als die lautstarke Empörung eines tatsächlich Schuldigen an. »Peter wohnt in Buxton. Waterswallows Lodgings, Nummer siebzehn. Peter wohnt nicht mehr in Scardale.«
    »Wir wissen das, Peter. Aber du bist am Mittwoch abend nach Scardale zurückgekehrt. Es hilft nichts, das abzustreiten, wir wissen, daß du dort warst.«
    Peter zitterte. »Peter war nie.« Diesmal war seine Stimme fest. »Peter kann nicht nach Scardale zurückgehen. Das ist verboten. Er wohnt in Buxton. Waterswallows Lodgings, Nummer siebzehn.«
    »Wer sagt, es ist verboten?«
    Crowther senkte den Blick. »Unser Dan. Er sagt, wenn Peter wieder nach Scardale kommt, irgendwann, dann schneidet er Peter die Hände ab. Also geht Peter nicht hin, versteht ihr? Kann Peter ’ne Kippe haben?«
    »Gleich«, sagte Clough nachlässig und blies mehr Rauch zu Crowther hinüber. »Was ist mit Alison? Wann hast du Alison zum letzten Mal gesehen?«
    Crowther sah wieder auf, sein besorgtes Gesicht war völlig verwirrt. »Alison? Peter kennt keine Alison. Angela, die arbeitet mit ihm, sie macht die Fransen an die Lampenschirme. Meint ihr Angela? Peter mag Angela. Sie hat ’ne Lederjacke. Hat sie von ihrem Bruder. Der arbeitet in der Gerberei an der Whaley Bridge. Angelas Bruder, meine ich. Peter arbeitet mit Angela. Peter macht Drahtgestelle für Lampenschirme.«
    »Alison. Deine Nichte Alison. Die Tochter deiner Schwester Ruth«, sagte Clough bestimmt.
    Als Crowther den Namen Ruth hörte, zuckte er zusammen, zog die Knie zur Brust hoch und schlug die Arme fest darum. »Peter nie«, keuchte er. »Peter nie!«
    George kam näher und stützte sich mit den Fäusten auf den Tisch. »Du hast nicht gewußt, daß Ruth eine Tochter hat?« fragte er wohlwollend.
    »Peter nie«, wiederholte Crowther unentwegt

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