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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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imstande wäre, es zu tun? Ich habe keine Ahnung, ich habe kaum ein Wort mit dem Mann gesprochen. Andererseits hat er gelogen.« Er zählte die Möglichkeiten an seinen kurzen, kräftigen Fingern ab. »Entweder hat er etwas zu verbergen, oder er deckt einen anderen, den er gesehen hat, oder er ist so zerstreut, daß es schon kriminell ist.«
    Bevor George ihm antworten konnte, wurde die Frage durch das Erscheinen von Ma Lomas entschieden, die in einen Wintermantel und ein Kopftuch eingehüllt war. Sie legte den Kopf schief und sagte: »Sie stehen mir im Weg.«
    Die zwei Männer traten zur Seite. Sie ging, ohne sich zu bedanken, weiter auf ihre Haustür zu. »Wir müssen mit Ihnen sprechen«, sagte George.
    »Ich muß aber nicht mit Ihnen sprechen«, gab sie zurück und steckte umständlich einen großen, eisernen Schlüssel in das Türschloß. »Bevor Ruth Carter Fremde ins Tal gebracht hat, hat man nie abschließen müssen.« Der Schlüssel drehte sich knirschend, und Metall quietschte auf Metall.
    »Ist es Ihnen egal, was mit Ihrem eigenen Fleisch und Blut passiert?« fragte George.
    Sie wandte ihm das Gesicht mit halb zusammengekniffenen Augen zu. »Sie wissen nichts, überhaupt nichts.« Dann öffnete sie die Tür.
    »Wir werden mit dem Squire reden, nachdem wir uns mit Ihnen unterhalten haben«, schaltete sich Clough ein, als sie schon fast im Haus war. Sie blieb auf der Schwelle stehen, still wie eine Maus, über der ein Habicht kreist. »Wir wissen, daß er über das Feld gegangen ist, wo Sie gerade waren. Mrs. Lomas, wir müssen Peter Crowther aus unseren Verhören ausschließen, wenn er unschuldig ist.«
    Sie stand einen Moment da, überlegte und ließ die Sätze, die anscheinend nichts miteinander zu tun hatten, auf sich wirken. Dann nickte sie, neigte den Kopf zur Seite und fixierte Clough mit einem starr abschätzenden Blick. »Dann kommen Sie mal rein«, sagte sie endlich. »Aber wischen Sie sich die Füße ab. Und kein Rauchen hier drin. Es ist schlecht für meine Brust.«
    Sie folgten ihr in ein Wohnzimmer, das kaum drei mal drei Meter groß war. Es war dunkel, hatte nur ein Fenster und roch schwach nach Kampfer und Eukalyptus. Der Steinboden war mit verschossenen Flickenteppichen bedeckt. Zu beiden Seiten eines Kamins standen zwei schwarze Eisenöfen, jeder so groß wie ein Kasten Bier, und daneben je ein Sessel. Ein Kessel stand auf einem der Öfen, aus dessen Tülle eine kleine Dampfwolke stieg und im Kamin verschwand. Auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers befand sich ein Sideboard, auf dem geschnitzte Holztiere und leicht polierte Kalksteinstücke mit versteinerten Fossilien verstreut lagen. In dem winzigen Erker ragten drei schwarze Eichenstühle vor einem kleinen Eßtisch auf und schienen ihn mit ihren hohen Rückenlehnen erschlagen zu wollen.
    Der einzige Schmuck waren Dutzende von grellbunten Postkarten jeder Art, von spanischen Stränden bis hin zu skandinavischen Barockhäusern. Als sie Georges verwirrten Blick sah, sagte Ma Lomas: »Sie gehören Charlie. Wie Brieffreundschaften, nur mit Postkarten. Er ist ein Träumer. Ich muß immer lachen, daß es überall in der Welt Hunderte von Leuten gibt, die Squire Hawkins Postkarte von Scardale betrachten und denken, das Leben in einem Dorf in Derbyshire besteht aus schneeweißen Schafen auf einem sonnigen Feld.« Sie humpelte zu dem Sessel hinüber, der gegenüber der Tür stand, ließ sich darin nieder und rückte die Schultern zurecht, bis sie bequem saß.
    »Darf ich mich setzen?« fragte George.
    »In dem Sessel sitzen Sie nicht gut«, sagte sie zu ihm. Mit dem Kopf zeigte sie auf die Stühle. »Sowieso besser für den Rücken.«
    Sie drehten zwei der Stühle um, so daß sie sich ihr gegenüber hinsetzen konnten, während sie sich vorbeugte und die glühenden Kohlen zum Auflodern brachte. »Peter Crowther ist in Buxton in Haft«, sagte George, als sie sich bequem hingesetzt hatte.
    »Ja, das habe ich gehört.«
    »Meinen Sie, er sollte dort sein?«
    »Sie sind von der Polizei, nicht ich. Ich bin bloß eine alte Frau, die immer nur in diesem Tal in Derbyshire gelebt hat.«
    »Wir könnten viel Zeit verschwenden mit dem Versuch, eine Verbindung zwischen Peter Crowther und Alison herzustellen«, fuhr George fort, ohne sich ablenken zu lassen. »Zeit, die wir besser verwenden sollten, um sie zu finden.«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, das Schlimme mit Ihnen und Ihren Detectives ist, daß Sie überhaupt keine Ahnung von diesem Ort haben«,

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