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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Ungenauigkeiten. Ja, wir haben Alison Carters Onkel mitgenommen. Auch ist er wegen sexueller Vergehen vorbestraft. Und damit hört die Ähnlichkeit zwischen der Wahrheit und dem Inhalt des Artikels auch schon auf. Er ist ein trauriges Häufchen Elend, das Angst vor seinem eigenen Schatten hat. Zweifellos sind bei ihm ein paar Schrauben locker. Er ist nie für mehr als Exhibitionismus verknackt worden, und das liegt Jahre zurück. Aber als DCI Carver dies über ihn erfuhr, war er ganz begeistert und ist darauf abgefahren wie eine Rakete.«
    »Na ja, du kannst ihn dafür eigentlich nicht kritisieren, George. Ihr seid doch alle völlig verrückt wegen dieses Falls. Es ist nicht überraschend, daß jemand das nötige Augenmaß verliert. Daß der Onkel ein Verdächtiger ist, muß für ihn ganz offensichtlich gewesen sein. Der arme Mann«, fuhr Anne fort. »Er muß zu Tode erschrocken sein.« Sie schüttelte den Kopf. »Dieser Fall bringt so viel Schmerz mit sich.«
    »Und es gibt keine Anzeichen, daß es besser wird.« Er schob den leeren Teller weg. »Bei den meisten Fällen sieht man einen klaren Weg vor sich. Es ist ziemlich klar, wer was getan hat, und wenn es ganz schlimm kommt, weiß man zumindest, wo man suchen sollte. Aber bei diesem nicht. Lauter Sackgassen und dunkle Winkel. Sie haben das ganze Tal abgesucht und nichts gefunden, das uns zu Alison Carter führen könnte. Jemand muß wissen, was mit ihr geschehen ist.« Er seufzte verzweifelt. »Ich wollte bei Gott, ich könnte herausfinden, wer es ist.«
    »Das wirst du auch, Schatz«, sagte Anne und goß ihm Tee nach. »Wenn jemand es kann, dann bist du es. Jetzt versuch mal, dich zu entspannen. Dann kannst du morgen die Dinge neu betrachten.«
    »Hoffentlich«, sagte George inbrünstig. Er griff nach seinen Zigaretten, aber bevor er eine aus der Packung ziehen konnte, klingelte das Telefon. »Ach Gott«, seufzte er. »Das war’s wohl mit der Entspannung.«

11
    Freitag, 13. Dezember 1963, 22 Uhr 26
    G eorge beugte sich auf dem Beifahrersitz von Tommy Cloughs Zephyr vor und spähte angestrengt durch die Windschutzscheibe. Draußen fiel der Schein der Straßenbeleuchtung auf schräg fallende, dichte Schwaden von Schneeregen, die der Wind vor sich hertrieb wie dünne Vorhänge im Luftzug. Das Wetter interessierte George jedoch nicht, sondern die Schlacht, die sich vor dem Heim für ledige Männer in Waterswallows einmal im Schein der Straßenlampen und dann wieder im Dunkeln abspielte.
    »Es ist kaum zu glauben«, sagte er kopfschüttelnd. »Man sollte doch meinen, daß sie froh sein könnten, an einem Abend wie heute vom Pub nach Hause zu gehen. Würden Sie nicht lieber vor dem eigenen Kamin sitzen, statt sich vielleicht eine doppelseitige Lungenentzündung zu holen und sich dazu noch Dresche von einem Polizeiknüppel einzuhandeln?«
    »Wenn man genug Bier intus hat, ist einem das egal«, sagte Clough zynisch. Er war selbst in einem Pub gewesen, als er gehört hatte, daß ein zur Lynchjustiz entschlossener Haufen dabei sei, vor das Männerheim in Waterswallows zu marschieren. Er hatte nur angehalten, um die Wache anzurufen, und war dann direkt zu Georges Haus gefahren, da er wußte, daß sein Chef bestimmt informiert werden wollte. Jetzt beobachteten sie ein Dutzend Polizisten, die den Mob, etwa dreißig wütende, angetrunkene Männer, mit kontrollierter Härte wie in einem perfekt choreographierten Ballett auseinandertrieben. George war zutiefst dankbar dafür, daß sich dies nicht bei einem Wetter abspielte, das klar genug zum Fotografieren war. Das allerletzte, was er brauchen konnte, war eine Gruppe von Menschenrechtlern, die behaupteten, die Polizisten seien Schläger, wo sie doch nur dafür sorgten, daß ein Haufen betrunkener selbsternannter Ordnungshüter nicht einen Unschuldigen windelweich schlugen.
    Plötzlich standen drei Männer vor dem Auto – zwei Polizisten in Uniform und ein Mann mit blutüberströmtem Gesicht und mit Schultern, die einen Meter breit waren. Ein Knüppel hob sich und sauste auf die Schultern des Mannes herunter, der bewußtlos auf die Motorhaube des Zephyrs stürzte. »Na prima. Jetzt können wir ihn auch noch wegen mutwilliger Sachbeschädigung belangen«, sagte Clough sarkastisch, während ein Polizist die Hände des Mannes hinter dem Rücken in Handschellen legte und ihn auf der Haube liegenließ, von wo er langsam, Blut und Schleim spuckend, zu Boden sank.
    »Ich nehme an, wir sollten ihnen beistehen«, sagte George mit

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