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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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werden.
    Unter den Befragten sind auch Alisons Klassenkameradinnen an der Peak Girls’ High School …
    George konnte kaum glauben, was er sah. Der profilierungssüchtige Detective Chief Inspector Carver hatte sich nicht schlecht beeilt, die Nachricht der Lokalzeitung zuzuspielen. Er mußte schon mit ihnen telefoniert haben, bevor Peter Crowther auf der Wache war. Bestürzung erfaßte George. Er hatte gemeint, er und Clough hätten Crowther geschützt, indem sie dafür gesorgt hatten, daß sich das Gerücht verbreitete, der Mann hätte nichts mit dem Verschwinden seiner Nichte zu tun. Sie hatten nicht mit Buxtons Buschtrommeln gerechnet und ebensowenig mit dem unmittelbar bevorstehenden Erscheinen des Wochenblatts
Courant
. Die Zeitung war schon auf Buxtons Straßen. Und durch seine Schuld war auch Peter Crowther auf diesen Straßen.
    Dann sah er Ruth Hawkins niedergeschlagenes Gesicht und sagte sich, daß er jetzt seinen Ärger zurückstellen mußte. »Es tut mir leid«, sagte er. »Es gibt keinen Grund, anzunehmen, daß er etwas mit Alisons Verschwinden zu tun hatte. Er ist bereits entlassen worden. Die Nachricht hätte nie in der Zeitung erscheinen sollen.«
    »Wovon reden Sie denn?« wollte Hawkin wissen, und seine Ahnungslosigkeit klang echt. Er zog die Zeitung näher zu sich heran und las noch einmal die ersten paar Abschnitte. »Ich verstehe das nicht. Wer ist dieser Verwandte, der verhaftet worden ist? Warum wurde uns nichts davon gesagt? Und warum belästigen Sie mich hier mit sinnlosen Fragen, wenn Sie schon jemanden verhaftet haben?«
    »Das sind viele Fragen auf einmal, Sir«, erwiderte George. »Wenn wir sie also der Reihe nach vornehmen, der Mann in dem Artikel ist der Bruder Ihrer Frau, Peter Crowther.«
    »Nein, das stimmt nicht, ihr Bruder heißt Daniel«, widersprach Hawkin.
    »Mrs. Hawkins anderer Bruder heißt Peter«, beharrte George. Hawkin starrte seine Frau an. »Welcher andere Bruder, Ruth?« Seine Stimme klang so angespannt wie eine Angelschnur mit einem Lachs am Haken.
    Sie konnte immer noch nichts sagen, schüttelte nur den Kopf. George kam ihr zu Hilfe. »Peter Crowther war hier fehl am Platz, deshalb hat die Familie es so eingerichtet, daß er in Buxton wohnen und arbeiten konnte. Er ist seit zwanzig Jahren nicht in Scardale gewesen, und es gibt keinen Grund, anzunehmen, daß er am Mittwoch hier war.«
    »Aber Sie haben ihn doch verhaftet!« warf Hawkin ein.
    »Der Artikel behauptet das nicht«, erwiderte George und war sich seines Ausweichmanövers bewußt. »Man hat nur mit Andeutungen und ein paar herausgepickten Tatsachen diesen Eindruck erweckt. Peter Crowther ist zur Befragung auf die Polizeiwache gebracht worden, weil mein Vorgesetzter der Meinung war, daß die Umstände einer Vernehmung dort für ihn günstiger wären als an seinem Arbeitsplatz oder in seinem Zimmer im Heim, das er sich mit einem anderen Bewohner teilt. Er ist befragt worden, und dann hat man ihn freigelassen.« Er wandte sich wieder Ruth zu, zog den Stuhl neben ihr heraus und setzte sich. »Es tut mir sehr leid, Mrs. Hawkin. Wir kennen die Umstände, und wir wollten wirklich nicht, daß Sie sich noch mehr aufregen. Möchten Sie, daß einer von uns Ihrem Mann die Sache erklärt, oder würden Sie lieber selbst mit ihm sprechen?«
    Sie schüttelte den Kopf, nahm die Hand vom Mund und ließ sie sinken. Dann griff sie nach der abgebrannten Zigarette und schien überrascht, nichts zu finden außer einem Filter und Asche. Clough gab ihr eine brennende Zigarette in die Hand. »Fragen Sie Ma«, sagte sie erschöpft und sah Hawkin mit einem müden, bittenden Blick an. »Sie wird’s ihm sagen. Bitte. Ich kann nicht.«
    Hawkin stand abrupt auf. »Drecksbauern«, murmelte er. Er wandte sich unvermittelt vom Tisch ab, stapfte aus der Küche und schlug die Tür hinter sich zu.
    Ruth seufzte. »Hatte Peter Angst?« fragte sie.
    »Leider ja, glaube ich«, sagte George.
    »Gut.« Sie schaute nachdenklich auf ihre Zigarette. »Verdammt gut.«
    Freitag, 13. Dezember 1963, 21 Uhr 47
    Als Georges Augen sich nicht mehr auf die Zeugenaussagen konzentrieren konnten, war er nach Hause gegangen. Eine Planungsbesprechung der Schutzpolizei und der Kriminalbeamten hatte stattgefunden, um die Suchaktion der Freiwilligen für den nächsten Morgen zu organisieren. Ein Vertreter des Wasserwerks war dazugekommen, um die Entleerung der zwei Staubecken im Moor in vier Meilen Entfernung von Scardale zu besprechen, eines auf dem düsteren

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