Ein Ort für die Ewigkeit
der Tür, dann ging sie auf, und ein Mann füllte fast die ganze Öffnung zu dem schmalen Korridor aus. Er trug eine wollene lange Unterhose, die früher einmal weiß gewesen sein mochte, jetzt aber die Farbe von getrocknetem Rotz hatte.
»Was, zum Teufel, wollen Sie mitten in der Nacht? Wenn Sie noch was trinken wollen, können Sie Leine ziehen.« Er kratzte sich ausführlich an den Eiern.
»Ich freu mich auch, dich zu sehen, Fist«, sagte Clough. »Haste ’ne Minute Zeit?«
Ferguson trat zögernd zurück. Sie gingen hintereinander ins Haus, George als letzter. »Wer ist denn das?« erkundigte sich Ferguson und zeigte mit seinem dicken Finger auf ihn.
»Mein Boss. Sag dem Detective Inspector Bennett guten Abend.«
Ferguson machte ein merkwürdiges, brummendes Geräusch, das George ein Lachen zu sein schien. »Sieht so jung aus, als könnte er Ihr Junior sein. Was ist also los? Muß ja schon was Größeres sein, Tommy, als ’n Saufgelage nach Torschluß, wenn Sie den Capo mitbringen.«
»Peter Crowther ist doch Stammgast hier«, sagte Clough.
»Nach heute abend nicht mehr«, sagte Ferguson und ballte die Hände unbewußt zur Faust. »Ich will niemand in meiner Bar, der sich an jungen Mädchen vergeht.«
»Was ist heute abend passiert?« fragte George.
»Crowther ist zur selben Zeit wie immer gekommen. Ich dachte noch, der hat mehr Mumm, als ich geglaubt hätte, aber dann kam raus, er hatte keine Ahnung davon, daß alle wußten, daß er den ganzen Tag im Knast war. Ich hab ihm die Zeitung unter die Nase gehalten, und er hat fast zu heulen angefangen. Ich hab ihm gesagt, wenn er heute abend in Buxton was trinken will, muß er ein Pub finden, wo niemand lesen kann. Dann hab ich ihm erklärt, er hat Hausverbot, solange er lebt.« Ferguson schob die Brust vor und straffte die Schultern.
»Sehr couragiert von Ihnen«, sagte George trocken. »Mr. Crowther ist dann wahrscheinlich gegangen?«
»Natürlich ist er gegangen, verdammt noch mal«, schnauzte Ferguson ungehalten.
»Wissen Sie, wohin er gegangen ist?« fragte Clough.
»Ich weiß nicht, und es ist mir auch scheißegal«, erwiderte Ferguson lässig.
»Nur um das klarzustellen, Mr. Ferguson«, sagte George. »Mr. Crowther hatte nichts mit dem Verschwinden seiner Nichte zu tun. Der Artikel im
Courant
dieser Woche ist reine Erfindung. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das Verbot wieder aufheben würden, bevor Ihre Schanklizenz erneuert werden muß.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging wieder in das Unwetter hinaus, das ihm plötzlich freundlicher erschien als der Wirt des Pubs.
»Du solltest beachten, was Mr. Bennett dir sagt«, riet ihm Clough, als er George folgte. »Er wird noch eine ganze Weile in der Gegend hier arbeiten.« Ferguson starrte auf Georges Rücken, sagte aber nichts.
Sie saßen im Auto und schauten düster auf den wirbelnden Schneeregen draußen. »Wir sollten zur Wache zurückgehen und eine Anweisung für die Streifendienste aushängen, nach Crowther Ausschau zu halten«, seufzte George. »Meinen Sie, morgen wird es besser als heute?«
Samstag, 14. Dezember 1963, 7 Uhr 18
George konnte zur Strategie für die Suchtrupps, die die Vorgesetzten der Schutzpolizei für den Tag festlegten, nicht viel beitragen, also ging er wieder in sein Büro hinauf und begann mit der ermüdenden Arbeit, Zeugenaussagen auf eventuelle Hinweise durchzuarbeiten. Er las gerade das Gespräch mit Alisons Englischlehrerin, als Tommy Clough den Kopf zur Tür hereinsteckte.
»Haben Sie die
Daily News
von heute morgen gesehen?« fragte er.
»Nein. Der Laden war noch zu, als ich zur Arbeit kam.«
Clough trat ein und schloß die Tür hinter sich. »Der Zug von Manchester ist gerade angekommen. Ich hab eine vom Zugführer bekommen. Ich glaub, das wird Ihnen nicht gefallen.«
Er ließ die Zeitung, die auf Seite drei aufgeschlagen war, vor George auf den Tisch fallen.
Hellseherin schließt sich Suche
nach der vermißten Alison an
Von einem Mitarbeiter unserer Redaktion
Eine französische Hellseherin der Spitzenklasse hat der
Daily News
in einem Exklusivinterview anvertraut, daß die verschwundene Schülerin Alison Carter noch am Leben sei.
Außerdem bot sie ihre Dienste bei der Suche nach der Dreizehnjährigen an, deren Verschwinden die Polizei vor ein Rätsel stellt.
Madame Colette Charests hellseherische Fähigkeiten haben die Polizei in ihrer Heimat in Erstaunen versetzt. Sie glaubt, beim Auffinden Alisons, die am Mittwoch von zu Hause
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