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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Ende dieser Tirade war Martins Hals rot wie ein Hahnenkamm. Don Smart zuckte nur die Schultern und senkte den Blick wieder auf sein Notizbuch. »Ich verstehe das als ›kein Kommentar‹«, sagte er dann leise.
    Martin brachte die Konferenz kurz danach zu einem raschen Ende. Als die Reporter murmelnd und Notizen vergleichend hinausgingen, machte sich George auf das Schlimmste gefaßt. Nachdem der Polizeichef jetzt in der Auseinandersetzung mit Smart in Fahrt gekommen war, erwartete George, daß er ihn in der Luft zerreißen und am Boden zerstört zurücklassen würde. Martin fuhr sich über die graumelierten Borsten seines Schnurrbarts und starrte George an. Ohne den Blick abzuwenden, nahm er seine Capstans aus der Tasche und zündete sich eine an.
    »Und?« sagte er.
    »Sir?«
    »Ihre Version der gestrigen Ereignisse.«
    George faßte seine persönliche Begegnung mit Crowther kurz zusammen. »Ich habe also Sergeant Clough angewiesen, dem diensthabenden Kollegen in Buxton auszurichten, daß Crowther entlassen werden solle. Wir waren uns auch einig, der Kollege sollte sowohl bei der Presse als auch durch den Streifendienst am Ort verbreiten, daß Crowther nicht unter Verdacht stand.«
    »Sie hatten den Artikel im
Courant
nicht gesehen?« erkundigte sich Martin.
    »Nein, Sir. Wir waren den ganzen Tag draußen in Scardale gewesen. Die Zeitung kommt dort erst am Samstag hin, und wir hatten keine Gelegenheit, die Frühausgabe zu lesen.«
    »Und der diensthabende Kollege auf der Wache hat zu Clough nichts über den Artikel gesagt?«
    »Bestimmt nicht. Hätte er das getan, dann hätte Clough sich mit mir in Verbindung gesetzt, bevor er die Freilassung des Mannes erlaubt hätte.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Sie müßten Clough noch einmal danach fragen, Sir, aber so wie ich ihn kenne, hätte er einen solchen Artikel als Veränderung der Sachlage betrachtet, die meine Entscheidung beeinflußt hätte.« George bemerkte das Stirnrunzeln auf Martins Gesicht und war auf den Anpfiff vorbereitet.
    Aber er kam nicht, Martin nickte nur. »Ich hatte das Gefühl, daß es Probleme bei der Verständigung gegeben hat. Das sind zwei Punkte gegen uns. Erstens hat einer unserer Leute der Presse etwas erzählt, was sie nie hätte erfahren dürfen. Zweitens hat der diensthabende Polizeibeamte versäumt, den Kollegen draußen die notwendige Information zu geben, die sie für ihre Entscheidung gebraucht hätten. Wir können fast dankbar sein, daß Mr. Crowthers Familie zu sehr von ihrem anderen Verlust betroffen ist, als daß sie sich noch viele Gedanken über unsere Rolle bei seinem Tod machen könnte. Was haben Sie heute noch vor?«
    George wies mit dem Daumen auf einen Stoß Pappschachteln neben einem der Tapeziertische. »Ich habe die Zeugenaussagen von Buxton hierherbringen lassen, so daß ich sie durchsehen kann und doch vor Ort bin, wenn bei der Suche irgend etwas herauskommen sollte.«
    »Sie werden doch bis vier mit der Suche fertig sein, oder?«
    »So etwa«, sagte George, von dieser Frage verwirrt.
    »Wenn nichts Neues gefunden wird, erwarte ich von Ihnen, daß Sie um fünf zu Hause sind.«
    »Sir?«
    »Ich weiß, wie Sie und Clough sich bei diesem Fall eingesetzt haben, und sehe keinen Grund, warum Sie sich von der Arbeit kaputtmachen lassen sollten. Sie beide haben heute abend frei, und das ist ein Befehl. Sie haben morgen einen wichtigen Tag vor sich, und ich will, daß Sie ausgeruht sind.«
    »Morgen, Sir?«
    Martin schüttelte ungeduldig den Kopf. »Hat Ihnen niemand Bescheid gesagt? Mein Gott, wir müssen wirklich etwas zur Verbesserung der Kommunikation in dieser Kreisbehörde tun. Morgen haben wir das Vergnügen, Besuch von zwei Kollegen aus anderen Dienststellen zu bekommen, Bennett, einer aus Manchester und der andere aus Cheshire. Wie Sie zweifellos wußten, auch bevor Mr. Smart von der
Daily News
unsere Aufmerksamkeit darauf lenkte, hat es an beiden Orten in letzter Zeit Fälle gegeben, bei denen Jugendliche auf mysteriöse Weise verschwanden. Sie wollen uns treffen und darüber sprechen, ob es wesentliche Gemeinsamkeiten zwischen ihren und unseren Fällen gibt.«
    George war bedrückt. Diplomatische Gespräche mit anderen Dienststellen – das war Zeitverschwendung und würde ihm nicht helfen herauszufinden, was Alison Carter zugestoßen war. Die Polizei von Manchester hatte über fünf Monate Zeit gehabt, Pauline Reade zu finden, und die in Cheshire versuchte schon seit gut drei Wochen, John Kilbride aufzuspüren –

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