Ein Ort für die Ewigkeit
hatte einen verformten Metallklumpen gefunden, der einmal eine Kugel gewesen war und sich in die Wand der Höhle gebohrt hatte. Das hatte dazu geführt, daß sie den rissigen Kalkstein Zentimeter um Zentimeter absuchten. Tief in einer Ritze wurde ein zweites Metallstück gefunden.
Diesmal gab es keinen Zweifel, wozu es gedient hatte. Es war unbestreitbar eine Kugel von einer Handfeuerwaffe.
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TEIL 2
Der lange Weg
Daily News
, Freitag, 20. Dezember 1963, S. 5
Kummervolle Weihnachten für
Mutter des vermißten Mädchens
Von unserem Reporter Donald Smart
Mrs. Ruth Hawkin kauft dieses Jahr keine Weihnachtsgeschenke für ihre Tochter Alison. Aber Alisons Stiefvater, Philip Hawkin, hat bunt verpackte Geschenke, Schallplatten, Bücher und Make-up im Zimmer des Mädchens aufgebaut.
Mrs. Hawkin, die vierunddreißigjährige Mutter von Alison, bringt es nicht über sich, für ihre Tochter Weihnachtseinkäufe zu machen. Vor neun Tagen winkte sie ihrer Tochter zu, als diese das Elternhaus in dem kleinen Weiler Scardale in Derbyshire zu einem Spaziergang mit ihrem Hund verließ. Seitdem hat sie ihre dreizehnjährige Tochter nicht wiedergesehen.
Eine Verwandte sagte: »Wenn Alison nicht gefunden wird, werden alle in Scardale eine sehr traurige Weihnacht haben. In unserer Gemeinde sind sich alle gegenseitig sehr nah, und dies hat uns tief getroffen. Alisons Verschwinden stellt uns alle vor ein Rätsel. Sie ist ein wunderbares Mädchen, und niemand kann sich vorstellen, warum sie weggelaufen sein könnte.«
Die Polizei hat Tausende befragt. Die Suche in entlegenen Tälern und Mooren, Flüssen und Staubecken nach dem hübschen blonden Mädchen blieb ergebnislos.
Für zwei andere Familien wird es an Weihnachten eine ebenso schmerzliche Lücke beim Festmahl geben. Vor einem Monat verschwand John Kilbride, 12 Jahre alt, aus Ashton-under-Lyne, Smallshaw Lane. Zuletzt wurde er auf dem Markt in Ashton gesehen. Vor fünf Monaten wollte die siebzehnjährige Pauline Reade von ihrem Elternhaus zu einer Tanzveranstaltung in Wiles-Street, Gorton, Manchester gehen. Keines der Kinder wurde je wieder gesehen.
1
E s wurde nicht das Weihnachtsfest, das George Bennett sich ein paar Monate zuvor ausgemalt hatte. Er hatte sich auf das erste Fest im eigenen Heim gefreut, nur er und Anne allein. Aber er hatte die subtilen Druckmittel der Familie nicht berücksichtigt. Anne war ein Einzelkind, so daß ihre Eltern keinen Ansprüchen von verschiedenen Seiten ausgesetzt waren; und da sie frisch verheiratet waren, wurden sie automatisch auch zum Gegenstand der Aufmerksamkeit von Georges Mutter und Vater. Sie wußten, es würde ihre erste und letzte Chance sein, allein zu feiern, also hatte Anne ihr Bestes getan, ihre Familien zu überzeugen, eine Familienfeier am zweiten Feiertag sei doch genau das richtige. Aber ihr Bemühen schlug fehl. Im Endeffekt waren sie gerade noch Georges Schwester, seinem Schwager und ihren drei kleinen Kindern entkommen. Aber es war ein schönes Essen gewesen. Anne hatte seit Wochen geplant und gearbeitet, damit alles klappte. Nicht einmal Alison Carters Verschwinden konnte ihrer Entschlossenheit, die erste Weihnacht in ihrem eigenen Heim vorbildlich zu gestalten, etwas anhaben. Und so war es auch gewesen. Als die Geschenke ausgepackt waren und George sich über Socken, Hemden, Pullover und Zigaretten gebührend erfreut gezeigt hatte, gab es für ihn wenig mehr zu tun, als dafür zu sorgen, daß die Gläser immer mit Sherry und Babycham für die Frauen und Bier für die Männer gefüllt waren.
Wie geplant gaben sie nach der Rede der Königin bekannt, daß Anne schwanger sei. Die Mütter wetteiferten in ihrer Begeisterung und verschwanden bald in die Küche, um – mit dem Abwasch als Vorwand – der zukünftigen Mutter gute Ratschläge geben zu können. Annes Vater gratulierte George auf seine etwas barsche Art und machte es sich mit Brandy und einer Zigarre vor dem Fernseher bequem. George und sein Vater Arthur blieben am Eßtisch sitzen. Wie gewöhnlich, wenn sie allein zusammensaßen, waren sie nicht ganz unbefangen, aber die Nachricht, daß ein Baby erwartet wurde, hatte geholfen, die Kluft zwischen dem Akademiker George und seinem Vater, dem Lokführer, zu überbrücken.
»Du siehst müde aus, Junge«, sagte Arthur.
»Die letzten zwei Wochen waren anstrengend.«
»Das vermißte Mädchen, nicht?«
George nickte. »Alison Carter. Wir haben alle jede Menge Überstunden gemacht, aber wir
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