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Ein Ort für die Ewigkeit

Ein Ort für die Ewigkeit

Titel: Ein Ort für die Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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schlau Ruth Hawkin ist. Und darauf, ob wir ihr dieses Telex zeigen oder nicht.«
    »Und das bedeutet?«
    Clough zündete sich gemächlich seine Zigarette an. »Da wir nicht damit weitergekommen sind, eine Verbindung zwischen Hawkin und einem Webley-Revolver herzustellen, habe ich beschlossen, es mal andersherum zu versuchen. Ich habe eine Anfrage nach Informationen über gestohlene Webleys rausgeschickt. Neben allen möglichen unwichtigen Angaben war auch eine dabei, die interessant aussah. Aus St. Albans. Vor zwei Jahren zeigte ein Mr. Richard Wells einen Einbruch in seinem Haus an. Unter den gestohlenen Gegenständen war ein Webley-Revolver, .38er Kaliber.«
    Seine gespannte Haltung verriet George, daß noch mehr kommen würde. »Und?« fragte er.
    »Mr. Wells wohnt zwei Häuser neben Philip Hawkins Mutter. Die Familien spielten früher einmal die Woche zusammen Bridge. Dem diensthabenden Kollegen zufolge hat Mr. Wells oft mit dem Webley-Revolver als Andenken aus dem Krieg angegeben. Sie haben nie jemanden finden können, der den Einbruch begangen hatte. Die Familie war in die Ferien gefahren, es hätte also damals zu jedem Zeitpunkt in dieser Woche passieren können.« Clough grinste. »Frohe Weihnachten, George.«
    »Das ist ein besseres Geschenk als eine Packung Zigaretten. Würden Sie gern mal rausfahren? Nur um ’n bißchen frische Luft zu schnappen?«
    »Warum nicht?«
    Während der Fahrt sprachen sie kaum. Als sie in den Weg einbogen, der nach Scardale führte, sagte George: »Würden Sie mir das noch etwas näher erklären, was Sie darüber sagten, daß ihr Weihnachtsfest davon abhänge, wie schlau Mrs. Hawkin ist?«
    »Es ist nichts, was wir in den letzten Tagen nicht schon mehrmals besprochen hätten«, sagte Clough. »Erstens haben wir den Widerspruch zwischen Hawkins Aussage darüber, wo er sich an dem Nachmittag aufhielt, als Alison verschwand, und dem, was wir von Ma Lomas und Charlie gehört haben. Zweitens haben wir die Bleimine. Außer Ma Lomas bestreiten alle in Scardale, auch nur von den alten Schächten gehört, geschweige denn gewußt zu haben, wo sie sind. Aber das Buch, das genaue Angaben über den Eingang enthält, steht zufällig auf dem Regal in Philip Hawkins Bibliothek.«
    »Und die Laborergebnisse sollten wir auch nicht vergessen«, sagte George leise. Die Schlußfolgerung dessen, was sie in der Bleimine gefunden hatten, war unweigerlich, daß Alison Carter vergewaltigt und fast ohne Zweifel auch ermordet wurde. Die Blutflecken auf ihren Kleidern waren alle Gruppe 0 gewesen, was mit der Patientenkartei bei Alisons Arzt übereinstimmte. Wer immer Alison Carters Hose mit Sperma beschmiert hatte, war ein »Sekretor«, das heißt ein Mann, dessen Blutgruppe über das Sperma zu bestimmen war. Dank dieser Tatsache wußte die Polizei jetzt, daß der Mann, der sie überfallen hatte, Blutgruppe A hatte. Dies war etwas, das Philip Hawkin mit zweiundvierzig Prozent der Bevölkerung gemeinsam hatte. Es traf auch auf drei andere Männer im Tal zu – auf zwei Onkel von Alison und ihren Cousin Brian. Aber anders als Philip Hawkin hatten diese alle ein Alibi für die Zeit ihres Verschwindens. Ein Onkel war nach dem Viehmarkt in einem Pub in Leek, und ihr Cousin Brian war zusammen mit seinem Vater beim Kühemelken gewesen. Wenn Alison also von jemandem aus dem Tal überfallen worden war, dann begann es so auszusehen, als gebe es dafür nur einen Kandidaten.
    »Es könnte jemand gewesen sein, der von Denderdale durch das Scarlaston-Tal heraufkam. Jemand, der sie von Buxton her kannte. Ein Lehrer oder Schüler. Oder einfach ein perverser Typ, der sie in der Schule beobachtet hatte«, sagte Clough, nachdem er das Tor, das die Straße zum Dorf versperrte, geschlossen hatte und zum Auto zurückkehrte.
    »Er hätte nicht früh genug dasein können. Von der Straße in Denderdale am Flußufer entlang sind es gut eineinhalb Stunden zu Fuß. Und er hätte es in der Dunkelheit mit Alison, ob lebendig oder tot, nie geschafft. Sie wären beide im Fluß gelandet«, erwiderte George bestimmt. »Ich stimme Ihnen zu. Alle Indizien belasten einen bestimmten Mann. Aber wir haben keine Leiche und keine direkten Beweise. Ohne diese läßt es sich nicht rechtfertigen, ihn auf die Wache zu bringen und zu befragen, geschweige denn, Anklage gegen ihn zu erheben.«
    »Was tun wir also?«
    »Das wüßte ich gern«, seufzte George. Das Auto kam neben dem braunen Fleck im Gras zum Stehen, wo der Wohnwagen gestanden hatte.

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