Ein Ort wie dieser
Standort.«
Nur einen, in der Rue Paul-Bert. Aber das behielt Louvier für sich.
»Wiedersehen zusammen!«, rief Eloi, bereit, wieder in der Nacht zu verschwinden.
Dann fügte er mit Blick auf seinen Chef hinzu: »Möge Gott Sie in seiner heiligen Obhut behalten!«
Denn manchmal sagte er großen Blödsinn.
Als er auf dem Bürgersteig stand, überlegte er, ob er brav ins Bett gehen oder eher ein paar Plakate umgestalten sollte. Wenn er Entscheidungen von solcher Tragweite zu treffen hatte, zog er es vor, sich auf den Zufall zu verlassen, der die Sache besser beurteilen konnte als er. Er stellte sich unter eine Straßenlaterne, zog einen großen Würfel aus einer der Taschen seiner Armeehose und würfelte auf dem Bürgersteig. Die Frage lautete: »Werde ich heute Abend der AWG dienen?« Der Würfel antwortete mit Ja, sobald er eine 1 anzeigte, und mit Nein bei einer 6 . Natürlich war eine gewisse Geduld erforderlich, bis es eine Antwort gab.
»Zwei, vier, Mist, drei, zwei, verdammt, kommt jetzt was? Fünf, eins … Ahh!«
Er steckte den Würfel ein, setzte sich in Bewegung und machte sich auf die Suche nach Plakaten. Die Ausrüstung des perfekten kleinen Vandalen hatte er immer dabei. Gerade als er sich für das Werbeplakat eines Rasierwassers entscheiden wollte, das ziemlich unnötigerweise verkündete
Männer bleiben immer Männer
, bemerkte er, dass ihn seit einer Weile das Geräusch von Schritten begleitete. Das Geräusch war allerdings etwas gedämpft, und es hörte in Abständen auf. Jemand verfolgte ihn. Er drehte leicht den Kopf und sah niemanden. Der Jemand versteckte sich. Entweder war es ein Kerl, der auf den geeigneten Moment wartete, um ihn anzugreifen, oder … Eloi lächelte und schrieb in winzigen Buchstaben auf das Plakat:
Nachspionieren ist nicht schön.
Dann ging er weiter und sang lauthals das fröhliche Lied von »Marcel et son Orchestre«:
»Ich fuhr auf meinem Roller die Avenue du Maine
Da sah ich etwas liegen, das schien mir doch obszön
Ein Tierchen, die Pfoten in die Höh’ so steil
Die Haltung, unnormal: Es zeigte mir sein Hinterteil.«
Auf seinem nächtlichen Spaziergang kam er durch die Rue de la Solidarité und dachte an den jungen Gil. Der wohnte doch hier, in der Hausnummer 2 oder 4 . Eloi wusste es nicht mehr. Er hob den Kopf und sah, wie ein Licht anging. Er beschloss, es sei dort, und als Ständchen sang er den Refrain zum Fenster hinauf:
»Die kleine Maus ist tot, ach, hey, hey, höö!
Es hängt heraus all ihr Gedärm,
Das ist nicht schön, das ist nicht schön!«
Der Typ, der ihm folgte – denn Eloi wurde verfolgt –, hob den Blick zum erleuchteten Fenster und notierte sich im Vorbeigehen die Adresse.
Im Haus mit der Nummer 2 lag Cécile schlaflos im Bett. In dieser Nacht zweifelte sie an sich selbst. War sie für den Beruf der Grundschullehrerin, von dem sie seit der dritten Klasse träumte, geschaffen oder nicht? Sie liebte die Kinder, aber hatte keinerlei Autorität. Steven gelang es immer noch nicht, zwei Silben aneinanderzureihen, und Audrey verhedderte sich in den Lauten. Und die Theateraufführung war für sie zu einem Alptraum geworden. Die Kleinen behielten ihren Text nicht und machten bei jeder Probe Krach. Cécile holte sich ein Glas Milch, ein unfehlbares Mittel gegen Schlaflosigkeit. Aber gegen mangelndes Selbstbewusstsein fand sie im Kühlschrank nichts.
»Na, wie weit sind Sie mit Ihrer Theateraufführung?«, fragte Monsieur Montoriol sie am nächsten Morgen fröhlich.
Cécile konnte sich nicht beherrschen und warf ihm einen wütenden Blick zu. Dann senkte sie die Augen und murmelte: »Oh … das wird nichts.«
»Ja, wieso denn?«, fragte Georges, weiterhin heiter, aber erstaunt.
Er machte sie rasend. Merkte er denn gar nichts? Sah er denn nicht, dass sie unfähig war? Völlig unfähig!
»Aber ich schaffe doch nichts!«, brach es aus ihr heraus. »Die hören mir nicht zu, die lernen nicht! Und außerdem ist diese Hasengeschichte völlig idiotisch. Die Eltern werden sich nur über mich lustig machen!«
Sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
»Aber, aber, Cécile …«
»Und ich weiß mit Steven nicht weiter! Und Audreys Eltern waren immer noch nicht beim Logopäden!«
Georges hüstelte. Betreten. Ergriffen.
»Da mussten wir alle einmal durch, wissen Sie …«
»Ja, ja, ich weiß. Madame Muller hat mir das auch schon gesagt.«
Sie schniefte. »Es gibt Tage, da geht es … Sie geben sich Mühe. Aber sie machen
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