Ein Ort wie dieser
vor allem, wenn sie sich anders anziehen würde! Mit geschlossenen Augen begann Madame de Saint-André, ihr einen anderen Look zu verpassen, um sich langsam an die Vorstellung zu gewöhnen, dass Cécile ihre Schwiegertochter werden würde.
Cécile wusste nichts von dem Schicksal, das für sie vorgezeichnet wurde. Aber sie war an diesem Mittwochnachmittag mit Eloi verabredet. Madame de Saint-André empfing sie im Salon.
»Mein Gott, Sie sind ja eiskalt!«, rief sie und schloss Céciles Hände in ihre, wie um sie aufzuwärmen.
Aber gleichzeitig musste sie denken: Was ist sie doch geschmacklos gekleidet! Mit ihrem Parka und ihren Winterstiefeln, ihrer kleinen, von der Kälte geröteten Nase und ihren schneebestäubten Haaren sah Cécile nicht unbedingt so aus, als käme sie direkt von den Society-Seiten einer Zeitschrift. Edith zog ihr persönlich den Parka aus und holte ihr hübsche Hausschuhe.
»Doch, doch, damit haben Sie es bequemer.«
Cécile fühlte sich immer stärker fehl am Platz. Sie bedankte sich kaum.
»Ich werde sehen, ob unser Liebling wach ist«, scherzte Madame de Saint-André, die versuchte, die Gemeinsamkeit des ersten Tages mit Cécile wiederzufinden.
Sie entfernte sich, dann kam sie leicht verstimmt zurück: »Er erwartet Sie.«
Eloi hatte ihr gesagt, er würde gern mit Cécile allein bleiben. Edith tat, als sei sie verlegen.
»Ich hoffe, das ist Ihnen nicht unangenehm, er liegt im Bett. Er ist noch zu schwach, um aufzustehen.«
In Gedanken sah Cécile Eloi vor sich, wie er nackt auf seinem Bett lag, und konnte nur murmeln: »Nein, ich, nein …«
Sie betrat das Zimmer des jungen Mannes, dessen hohe Fenster auf eine Schleife des Loiret hinausging. Das Bett war riesig und mit einem seidig schimmernden elfenbeinfarbenen Federbett bedeckt, und Eloi ruhte darin wie ein Fremdkörper.
»Beeindruckt, was?«
Cecile zuckte erschreckt zusammen. Elois Lippen hatten sich kaum bewegt.
»Ja, das … das ist sehr schön hier«, räumte sie ein.
»Setz dich neben mich. Ich kann nicht sehr laut sprechen.«
Sie setzte sich auf die Bettkante.
»Die kleine Mama ist lieb«, fuhr Eloi spöttisch fort. »Sie hat eine Sperrzone um mich herum angelegt. Geht es Gil gut? Und der AWG ? Und Nat’?«
Cécile berichtete ihm von seinen Freunden.
»Und den Eltern Baoulé?«, wollte Eloi wissen.
»Ihnen wird das Asyl ebenfalls verweigert. Nathalie ist ziemlich erstaunt, weil es im Brief des Flüchtlingsamtes heißt:
Aufgrund fehlender Beweismittel …
Aber in Wahrheit haben sie Beweismittel geliefert. Nathalie findet, in dieser Angelegenheit ist alles seltsam. Man bräuchte einen guten Anwalt, um die Baoulés gegen die Präfektur zu verteidigen.«
Sie schwieg. Mit geschlossenen Augen, einem Verband um die Stirn und eingefallenen Gesichtszügen sah Eloi ziemlich bemitleidenswert aus.
»Ich ermüde d… dich«, murmelte Cécile, der das Duzen immer noch schwer fiel.
Er öffnete mühsam die Augen.
»Lass mich nicht im Stich.«
Es war seltsam, ihm lag aller Reichtum der Welt zu Füßen, und er hatte Eltern, die bereit waren, ihn zu vergöttern. Aber er hatte Angst.
»Cécile, in dem Schrank dort liegt meine Armeehose. Such in den Taschen. Ich habe einen Würfel, einen dicken Bakelit-Würfel. Gib ihn mir.«
Sie tat wie gebeten und öffnete die schwere Schranktür. Der Schrank war voller Markenklamotten. Die Armeehose lag ganz hinten.
»Da«, sagte sie und legte den Würfel in Elois offene Hand.
Er schloss die Faust. Mehr wollte er nicht besitzen. Er schloss die Augen, und nach und nach wurde sein Atem ruhiger. Cécile fand es sehr angenehm zuzusehen, wie Eloi sich dem Schlaf überließ, aber ihr Lehrerinnen-Gewissen erinnerte sie daran, dass sie noch ein paar Unterrichtsentwürfe ausarbeiten musste. Sie erhob sich.
»Einen guten Anwalt«, sagte Eloi und schlug plötzlich die Augen auf. »Und wenn ich meinen Vater fragen würde?«
Er reichte Cécile den Würfel: »Eins bedeutet ja. Sechs bedeutet nein.«
»Fällen Sie so Ihre Entscheidungen?«
»Nur bei wichtigen Dingen.«
»Damit bin ich gar nicht einverstanden«, sagte sie mit jener ruhigen Stimme, die sie annahm, wenn Baptiste auf den Stuhl kletterte.
Dann warf sie den Würfel auf den Teppich. Zwei, Vier, Zwei, Sechs.
»Eins«, verkündete Cécile, ohne zu zögern.
»Sehr gut«, sagte Eloi. »Ich werde mit meinem Vater darüber sprechen.«
Cécile war der Ansicht, es sei Zeit zu gehen. Es wäre dumm gewesen, die Hand hinzustrecken.
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