Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot

Titel: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Berg
Vom Netzwerk:
ange-henden Schriftsteller. Irgendwann hat der gesagt: Ja, der Huber, der kann schreiben. Der Huber, das war der ange-hende Schriftsteller selber. In dem Buch standen Wort-kombinationen wie: kristallklarer Morgen, besinnliches Fest, traumloser Schlaf, versteckte Scham.
    Das habe ich also aufgeschrieben. Danach habe ich be-gonnen, mich zu langweilen, und ein bißchen telepho-niert. Dann rief Herr Thomforde von meiner Bank an. Ihr Dispo ist um 10 000 DM überzogen, sagt er und ich sag: Ruf ich Sie an, wenn der Dispo nicht überzogen ist? Möchten Sie, daß ich Sie in Zukunft anrufe und sage, Morgen, Herr Thomforde, mein Dispo ist heute nicht überzogen? Sagt er nichts drauf. Dann geh ich was raus, steh bei Tchibo und trink Kaffee. Habe ein Auge auf die Waren. Kissen mit Knick in der Mitte und Zierborte für 9,99 DM. Ein Über-topfset aus der Serie Deko Domo. Wer kauft diese Sachen?
    Trägt sie nach Hause und stellt die sich dahin? Werden Menschen dafür bezahlt, das zu kaufen? Ich trink Kaffee und seh die Menschen an, die richtig arbeiten müssen.
    Denen werden einige Entscheidungen abgenommen. Wie zum Beispiel die Was -mache- ich -jetzt-Entscheidung. Ich geh wieder heim. Aufzuräumen gibt es nichts, lesen habe ich keine Lust, also lege ich mich aufs Bett und seh fern.
    Ich weiß nicht, was andere Menschen, also solche, die nicht arbeiten, mit ihrer Zeit machen. Ich finde schwierig, die rumzukriegen. Lesen ist eine legitime Zeitrumbrin-gung. Die ist akzeptiert. Machen sich andere Menschen Gedanken über Tag? Erfinden sie Dinge? Meditieren sie?
    Helfen sie der Menschheit? Was machen die anderen Menschen? Speziell schwierig wird es bei Paaren. Manchmal war ich ein Paar und die Frage, was macht ein Paar dann so zusammen, finde ich noch schwieriger. Ein Paar kann zusammen essen gehen. Ins Kino gehen, Geschlechtsverkehr haben. Freunde besuchen, um mit denen auch was zu essen oder ins Kino gehen. Geschlechtsverkehr seltener. Irgendwann läuft es immer drauf raus, daß ein Paar zusammen im Bett liegt und fernsieht. Als Paar ist man noch ungnädiger der Langeweile gegenüber. Kann sich einreden, die Langeweile strömt vom Paarpartner ab.
    Alleine tat man sich nie langweilen. Das sagen auch die meisten Halbgebildeten: Ich langweile mich nie, sagen sie, außer mit anderen Menschen. Die richtig Schlauen haben erkannt, daß Langeweile der Normalzustand des nicht schwer arbeitenden Menschen ist. Abends gehe ich weg.
    Um mich mit anderen in Gruppen zu langweilen. Das Cafe am Platz, da sind immer Menschen, die ich kenne. Menschen mit spannenden Berufen. Fotografen, Schreiber, Werber, Fernseher. Sitzen da und scherzen über die Langeweile hinweg. Eiteln über ihre wichtigen Aufträge, die fernen Länder, in denen sie gerade waren, die wichtigen Menschen, die sie trafen. Reden sie so. Die Menschen die hier sind, heute, sind in meinem Alter, und die meisten haben sich in Paargruppen arrangiert. Sie haben auch oft Kinder. Und dann erzählen sie von ihren Kindern, und wie toll das ist, sich festzulegen. Fast glaube ich es. Aber nur fast. Hinter dem Sich-Festlegen riecht es zu streng nach Angst. Wenn ich jetzt noch alleine bin, muß ich es vermutlich lange bleiben. Wenige sind noch frei. Erst mit 40
    werden wieder einige an Land gespült. Ehe ich gehe, werde ich von einem Typen angesprochen. Wir tauschen unsere Nummern. Halbherzig. Dann gehe ich und bin froh, wieder einen Tag rumzuhaben.
    NORA steht so rum
    Keine Ahnung, wie lange ich vor diesem Scheiß-Krankenhaus stehe. Das Krankenhaus liegt irgendwo außerhalb. Davor eine Schnellstraße. Staub. Verbranntes Gras.
    Mann, ist das häßlich. Und heiß ist es auch. Ich stehe da und überlege. Wo ich jetzt hin soll und so. Geld hab ich nicht mehr. Nach Hause will ich nicht. Weiter in Spanien rumziehen auch nicht. Wie ich so denke, kommt Tom. In den ich verliebt bin. Und direkt werde ich rot, und mir fallen keine schlauen Sachen ein, wie er so neben mir steht und in die helle Sonne guckt. Er redet so ein bißchen. Er weiß auch nicht, wo er hin will. Geld hat er auch keins mehr. In solchen Situationen überfallen die im Film immer eine Bank. Sagt er. Und ich sage. Gut, dann sollten wir das mal auch tun. Und dann, sage ich ihm, könnten wir weiter nach Italien. Da ist es schöner. Er sieht mich an, guckt, ob ich spinne. Aber ich bin ganz ernst. O. K., sagt er dann. Wir gehen zusammen zu dieser Schnellstraße, um ein Auto anzuhalten. Ein alter Laster hält. Wir legen uns hinten auf den offenen

Weitere Kostenlose Bücher