Ein paar Tage Licht
europäischen Friedhofs und des kleinen Fußballstadions, von den anderen Gewohnheiten aus vier Jahren, und Djamel Benmedi blinzelte manchmal oder bewegte seine Finger kaum merklich, und so wusste Eley, dass er noch da war, noch zuhörte, und dass es richtig war, von Algier zu sprechen in diesen wenigen letzten Minuten.
69
BERLIN
Eineinhalb Stunden später betraten sie den BKA -Turm in Alt-Treptow. Die Gänge leer, irgendwo erahnte man ein paar Nachtdienstler.
Landrich warf sich auf seinen Schreibtischstuhl, tippte den Bericht. Erst war Eley drin, dann strich er ihn raus. Dann nahm er ihn wieder rein.
Knurrte: »Verflucht, was mache ich bloß mit dir?«
»Ach, Harry«, sagte Eley. Er stand am Fenster, blickte hinaus. Oben Dunkelheit, unten träge schimmernd die Stadt. Obwohl er sich mit Sternen nicht auskannte, kam ihm der Himmel fremd vor.
Das Telefon klingelte, endlich Meininger Rau, signalisierte Landrich. Irgendeine hilfreiche Polizistenseele in Altniederndorf hatte eine Privatadresse herausgefunden und so lange an einer Tür geklingelt, bis sie geöffnet worden war.
Landrich drückte die Lauttaste, stellte vor, Eley, Wintrich, der CEO .
Ein hohes, gepresstes Stimmchen, Wintrich hatte längst geschlafen, klang unsagbar müde und deplatziert im Wachsein. »Was um alles in der Welt ist denn passiert?«
»Bitte entschuldigen Sie«, sagte Landrich. »Die Umstän…«
»Soudani«, unterbrach Eley. »Er und Said Moussa wurden heute Abend in Berlin erschossen.«
»Was?«, hauchte Wintrich.
»Sie wussten, dass sie in Berlin sind?«
»Ich … Ja … Erschossen? «
»Warum waren sie hier?«
»Oh mein Gott.«
»Ja, ja«, sagte Eley ungeduldig.
Es dauerte eine Weile, bis Wintrich sich gefangen hatte und ihre Fragen beantworten konnte.
Eley bat ihn, die Auslieferung der Gewehre zu verschieben, nur um ein paar Wochen. Ein neuer, geheimer Termin, dann sei man auf der sicheren Seite. Wintrich willigte ein, das am Morgen mit seinen Experten und den algerischen Vertragspartnern zu besprechen.
»Wer ist das bei den Algeriern?«
Zögernd nannte Wintrich drei Namen, Offiziere, die Eley nicht kannte. Er fragte sich, ob einer von ihnen zu Madjers Gruppe gehörte. Ob die Namenlosen auch in der Armeeführung Leute sitzen hatten. »Ihre Security soll die Kameraaufzeichnungen auswerten«, sagte er.
Wintrich schwieg, Eley hörte ihn aufgeregt atmen.
»Die letzten sieben Tage. Vor allem die Außenkameras. Parkplatz, Straße und so weiter.«
»Ich verstehe«, sagte Wintrich.
»Welche Route nehmen die Lkws?«
»Die Details kenne ich nicht.«
»Das LKA Stuttgart wird Ihnen ein paar Leute schicken«, sagte Landrich, »wenn Sie die privaten Schießfritzen abbestellen.«
»Natürlich.«
Landrich bedankte sich, legte auf. Er saß da, den Blick auf seine Notizen gerichtet, und Eley hörte das Bürokratengehirn arbeiten. Knapp fünftausend Gewehre, die am Samstagmorgen das Werk in Altniederndorf verlassen sollten. Angeblich Warnungen der algerischen Dienste vor einem … ja, was? Einem Anschlag auf den Transport? Keine Warnungen der deutschen Dienste. Dagegen: Djamel Benmedi und Aziz Amrani in Berlin, Soudani und Moussa von Benmedi in Berlin erschossen. War es das gewesen? Oder würde noch was kommen?
Der Zufall war das Problem. Soudani und Moussa waren am Mittwochmorgen vollkommen unerwartet in Altniederndorf aufgetaucht, wie Wintrich berichtet hatte. Genauso unerwartet hatten sie den Wunsch geäußert, nach Berlin zu fahren. Djamel jedoch war bereits am Dienstagnachmittag in Pessin eingetroffen. Also konnte er kaum geplant haben, Soudani in Berlin zu töten.
»Noch mal von vorn«, knurrte Landrich.
»Vergiss Richter nicht.«
»Richter?«
»Ihn zu entführen, weil sie Soudani töten wollten, ergibt keinen Sinn.«
»Nein.«
»Also.«
»Also was?«
»Sie wollen die Gewehre.«
»Aber das wäre blanker Irrsinn, Ralf. In Deutschland einen Waffentransport zu überfallen …«
»Selbst Soudani hat es offenbar für möglich gehalten.«
Landrich nickte skeptisch.
»Fünftausend fabrikneue Sturmgewehre, Harry. Wenn du eine Revolution planst, kannst du die gut brauchen. Und Richter kannte Details. Vielleicht nicht die Uhrzeit, aber den ungefähren Zeitpunkt, Route, Transportunternehmen, Begleitschutz oder nicht und so weiter. Alles wichtig, wenn man fünftausend fabrikneue Sturmgewehre klauen will.«
»Fünftausend Gewehre, dafür brauchst du vier, fünf Lkws.«
»Und ein Schiff.«
»Ein Raumschiff.«
»Leck
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