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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Landrich.
    »Und finde raus, ob die in Berlin eine Niederlassung haben.«
    »Hör mal, ich bin dein Chef, nicht dein Sekretär.«
    »Ach, Harry«, sagte Eley, tätschelte ihm den Arm. Landrich seufzte und hob das Telefon.
    Eley kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    »Kommen Sie«, sagte Dani Janke aufgeregt. Mutter und Tochter gingen voran, durch die Terrassentür in einen, soweit das in der Dunkelheit zu erkennen war, reichlich ungezähmten Garten, führten Eley zu einem Bretterverschlag.
    »Da waren Sie mit ihm?«
    Jenny nickte.
    Eley schickte sie ins Haus zurück, bat sie, Wollkatsch zu holen, sicher war sicher, er selbst war nicht bewaffnet. Andererseits hätte es überhaupt keinen Sinn ergeben, wenn Djamel sich hier versteckt hätte. Und sie hatten keine Zeit.
    Er öffnete die Tür, der Verschlag war leer.
    Auf dem Rückweg zum Haus kam ihm Landrich entgegen. »Ein Büro Unter den Linden und eine Villa in Lichterfelde West«, sagte er.
    »Die Villa«, sagte Eley.

67
    BERLIN
    Soudani, Moussa und der Deutsche.
    Der General hatte gekocht, sie aßen im Wohnzimmer an einem runden Tisch. Der Deutsche wirkte angetrunken, er sprach mit gerötetem Gesicht und großen Gesten. Immer wieder hörte Djamel ihn durch die halb geöffnete Terrassentür lachen.
    Er hatte eine Stunde im dichten Gebüsch zum Nachbargrundstück verbracht, die drei Männer beobachtet und seinen Entschluss überprüft: Soudani töten.
    Es blieb dabei.
    Ein seltsamer Gedanke: Er brauchte einen Toten, um Ruhe zu finden – die Leiche seines Vaters oder die Soudanis.
    Den Vater beerdigen oder Soudani töten.
    Er ging zum Swimmingpool und blieb im Dunkeln stehen, kaum fünfzehn Meter von der Glasfront entfernt. Anfangs hatte er warten wollen, bis der Deutsche gefahren war, Soudani und Moussa im Bett lagen. Doch dann war ihm die Alarmanlage aufgefallen. Er konnte nicht warten, musste ins Haus, solange die Terrassentür geöffnet war.
    Auch der neue Plan war einfach. Soudani töten. Moussa, wenn es nicht anders ging. Den Deutschen fesseln und zusammen mit den Leichen einsperren, damit sie vor Samstag nicht gefunden wurden.
    Rasch überprüfte er die Waffe, auf die er den Schalldämpfer geschraubt hatte. Zum Üben war keine Zeit geblieben. Es musste so gehen.
    Über das nasse Gras lief er auf die drei Männer jenseits der Fensterscheibe zu. Moussa und der Deutsche saßen mit dem Gesicht zu ihm und bemerkten ihn gleichzeitig, als er die Terrasse erreicht hatte. Er stand schon fast im Zimmer, da sprang Moussa auf, eine Pistole in der Hand, aber er kam nicht mehr dazu, sie auf ihn zu richten, Djamel schoss zweimal, traf ihn ins Gesicht und in die Brust. Die Wand hinter ihm färbte sich rot. Während Moussa stürzte, seinen Stuhl dabei umriss, stieß der Deutsche ein hohes Wimmern aus, fast wie das Heulen eines verstörten Hundes. Den Kopf zwischen die Schultern gezogen, starrte er Djamel an.
    Soudani hatte sich nicht bewegt. Jetzt legte er Gabel und Messer nieder und sagte auf Französisch: »Seien Sie bitte still.«
    Das Wimmern brach ab.
    Djamel trat in die Mitte des Zimmers, und Soudanis Blick erfasste ihn. Er kannte die wenigen Fotos, die es von dem General gab, auf allen trug er Uniform. Nun saß er im weißen Hemd vor ihm, die Ärmel fein säuberlich umgeschlagen, wirkte nicht wie ein Offizier, nur wie ein strenger alter Mann mit geröteten Augen und einer unendlich langen, komplizierten Geschichte.
    Djamel zog den Stuhl vom Kopfende des Tisches heran, setzte sich schweigend. Er hatte mit einem Soldaten gerechnet, nicht mit einem alten Mann.
    »Wenn Sie mich töten wollen, tun Sie es schnell«, sagte Soudani auf Algerisch. »Wenn nicht, verschwinden Sie.«
    »Erst reden wir.«
    »Reden …«, murmelte Soudani und wirkte plötzlich müde.
    »So wie Sie mit meinem Vater reden wollten, Mouloud Benmedi, am siebenundzwanzigsten September 1995 in Algier, im Gefängnis von Serkadji.«
    »Erwarten Sie nicht, dass ich mich erinnere.«
    »Weil es zu viele waren, um sich zu erinnern?«
    Soudani ballte die Faust. »Zu viele Terroristen.«
    »Mein Vater war kein Terrorist. Er war harmlos, gutmütig, manchmal ein bisschen aufbrausend. Sein Fehler war, dass er sehr gläubig war. Das hat ihn verdächtig gemacht.«
    »Sie waren alle harmlose, brave Muslime«, sagte Soudani. »Nachts haben sie den Terroristen in der Kasbah oder in den Vororten Geld und Waffen und Lebensmittel und Informationen gebracht. Irgendwann sind sie mit ihnen gegangen und haben selbst Bomben

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