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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Kronzeugin lebte nicht mehr, also war der Kampf verloren, bevor er richtig begonnen hatte.
    Zu heikel das Ganze, um es ohne Zeugin zu versuchen.
    Zurück zu anderen wichtigen Dingen.
    Und was aus Ihnen wird, na ja, wir werden sehen. Erst mal bleibt alles beim Alten.
    Die Entwicklung abwarten. Die weiteren Presseberichte verfolgen. Irgendwann würde die Degradierung kommen, aber erst dann, wenn der Druck zu groß und ein Opfer gebraucht wurde.
    Die Strategie der Macht.
    Also »Bastard«, nicht »Mona«. Sie lächelte flüchtig.
    Nach einer Nacht ohne Schlaf hatte sie frühmorgens beschlossen, den Diplomatischen Dienst zu verlassen. Vor wenigen Tagen war es ihr unvorstellbar vorgekommen, mit vierundvierzig auch nur im Privatleben neu anzufangen. Jetzt kam der Beruf dazu, und sie empfand es als Erleichterung. Die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, machte sie frei. Unabhängig von den Strategen der Macht.
    Doch all das änderte nichts. Ein Mensch hatte sich das Leben genommen.
    Sie sah auf Zimmermanns Hand hinab. Wieder der Impuls, sie zu berühren, zu streicheln. Wieder konnte sie nicht. Jetzt erst recht nicht, nach allem, was geschehen war.
    Sie haben doch ein sehr gutes Gespür dafür, was in einem Menschen vor sich geht, Frau Prinz. Haben Sie denn nicht gespürt, wie Frau Ebert sich fühlte?
    Natürlich hatte sie es registriert.
    Hätten Sie dann nicht Vorsorge treffen müssen?
    Natürlich hätte sie. Irgendwie.
    In ihrer Jackentasche vibrierte das Telefon. Mechanisch griff sie danach. Auf dem Display stand »Mona«.
    Auch das eine Lehre. Sie war sich zu sicher gewesen.
    Sie stand auf, sagte zu dem leblosen Gesicht: »Ich komme morgen wieder.«
    Auf dem Gang nahm sie den Anruf an. Der Bastard, gehetzt, fast hysterisch. »Ebert … Es ist nicht sicher, dass sie es selbst getan hat.«
    Prinz verharrte, nickte schweigend, tief unten in ihrem Bewusstsein war eine Ahnung gewesen, sie hatte sie nicht zugelassen. Während sie mit sich selbst, mit der Angst um ihr Leben beschäftigt gewesen war, hatten die Wiebke Ebert getötet.
    »Es ist nicht sicher«, wiederholte die Staatssekretärin.
    Schlaftabletten, Alkohol, im CD -Player in Endlosschleife Elisa Gabbeis Winter in Canada . Ein zittriges »Ich kann nicht mehr« auf einem Stück Papier.
    Aber vage Druckspuren an Armen und Hals. Sehr vage allerdings.
    »Ich schicke Ihnen einen Wagen, Katharina.«
    »Nein. Nein, danke.«
    »Sie müssen jetzt aufpassen. Sie …«
    »Ich kündige. Ich höre auf.«
    »Von mir aus, das ist jetzt egal. Das Wichtigste ist jetzt …«
    »Ja«, sagte Prinz und beendete die Verbindung.
    Sie wartete vor dem Eingang zur Intensivstation, wo zahlreiche Ärzte, Schwestern, Pfleger herumeilten. Wieder die Angst, wieder funktionierten die Automatismen. Sie hatte sich auf den letzten einer Reihe von Plastikstühlen gesetzt. Linker Hand nur der Eingang zur Station, gut überschaubar also, rechts ein langer Gang, der andere Flure kreuzte, zahlreiche Türen.
    Falls jemand kam, dann von dort.
    Falls . Sie würden es nicht in der Öffentlichkeit versuchen.
    Im Grunde glaubte sie ohnehin nicht, dass sie in Gefahr war. Es hätte doch keinen Sinn mehr gehabt. Sie hatten sie einschüchtern, vielleicht auch ablenken wollen, während sie planten, Wiebke Ebert zu töten.
    Ein Rest Verunsicherung blieb.
    Sie spürte Augen über sich gleiten, ein großer blonder Pfleger ging vorbei. Lächelte ihr zu. Sie lauschte auf seine Schritte. Schwer, geduldig.
    Ruhig bleiben, dachte sie. Tief atmen.
    Der Pfleger verschwand in der Intensivstation.
    Dann näherte sich weit hinten im Gang ein dunkel gekleideter Mann, fiel sofort auf inmitten von all dem Weiß und Blau und Grün. Sie erhob sich, die Hände in den Manteltaschen, spürte, wie sich um die Nase herum der Druck der Erleichterung aufbaute.
    Er hatte abgenommen, war so schmal im Gesicht, ernst. Ohne Hoffnung. Aber er lächelte.
    Drei Küsschen, lieb gewonnene Gewohnheit. Sie wäre ihm beinahe um den Hals fallen, unterdrückte den Impuls, sagte stattdessen: »Du machst Sachen.«
    »Und du«, erwiderte er. »Komm.«
    Er führte sie ins Erdgeschoss, dann in einen weiten Innenhof, nicht in die Tiefgarage, wo sie geparkt hatte. In der Nähe der Ausfahrt leuchteten Rücklichter auf, ein neues Peugeot-Modell.
    »Ich bringe dich in meine Wohnung«, sagte Eley, als sie im Wagen saßen. »Landrich schickt im Lauf des Vormittags jemanden vorbei, der sich um dich kümmert.« Er fuhr los.
    »Und du?«
    »Hab im Süden zu

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