Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
Vom Netzwerk:
tun.«
    »Im Süden?«
    »Kopf runter, Katharina.«
    Sie duckte sich unter den Fensterrahmen, kam sich lächerlich dabei vor. Aber Eley wirkte konzentriert, fast angespannt, und sie spürte, dass er ihre Angst ernst nahm.
    »Okay«, sagte er ein paar Minuten später.
    Sie richtete sich auf. »Wo im Süden?«
    »Altniederndorf.«
    »Meininger Rau?«
    »Ja.«
    Zwei Geschichten, erst die Eleys, knapp fünftausend MRG 45, vielleicht ein Anschlag; dann ihre, ausführlicher als am Telefon, Widerruf der Exportgenehmigung, die beiden Projektile, Wiebke Eberts Tod.
    Als die Geschichten erzählt waren, hatten sie Neukölln erreicht.
    »Noch was«, sagte Eley und erzählte die letzte Geschichte – Soudani und Said Moussa erschossen.
    Leitungswasser und zehn Flaschen Grappa, etwas anderes war in Eleys Wohnung nicht zu finden, um das Zittern in den Griff zu bekommen.
    Also Grappa.
    Sie war auf einen Sessel gesunken, Eley hockte vor ihr auf den Fersen, die Arme verschränkt, musterte sie besorgt.
    »Geht schon wieder«, sagte sie. »Verflucht, ist der gut.«
    »Abschiedsgeschenk von den Carabinieri, damals in Rom.«
    »Du nimmst Geschenke an? Gibt es eigentlich irgendeine Vorschrift, an die du dich hältst?«
    Lächelnd stand er auf. »Ja, ich trage nachts in der Kasbah keine Burka.«
    »Nicht«, sagte sie. »Falscher Moment für Erinnerungen.«
    »Du solltest ihn anrufen.«
    »Wie wär’s, wenn wir über Amel reden?«
    »Nein.«
    Sie trank, ließ sich nachschenken. »Mit … Morden habe ich wirklich nicht gerechnet.«
    »Wer rechnet schon damit?«
    Eley hatte Kaffee gekocht, reichte ihr eine Tasse, mit Zucker, keine Milch, leider sei er noch nicht zum Einkaufen gekommen. Er lehnte sich an den Türrahmen und fuhr nachdenklich fort, die Morde an Soudani und Moussa hätten vermutlich mehr mit dem Mörder zu tun, Djamel Benmedi, als mit Meininger Rau und der Gewehrlieferung. Sie seien nicht geplant gewesen. Was bedeute, dass Benmedi andere, wohl persönliche Gründe gehabt habe, Soudani zu töten. Er zuckte mit den Achseln. »Ist nur so ein Gefühl.«
    »Warum willst du dann nach Altniederndorf?«
    »Ein anderes Gefühl.«
    Er setzte sich auf den zweiten Sessel, wirkte deplatziert, ein Fremder, als hätte er nie verinnerlicht, dass er selbst die Sessel und alles andere gekauft und in die Wohnung gestellt hatte.
    »Bleibst du, bis dein Kollege kommt?«, fragte sie.
    »Natürlich.«
    Ein paar Stunden Unruhe, dachte sie, dann hatte sie es durchgestanden. Sobald die wussten, dass die Genehmigung nicht widerrufen werden würde, war sie in Sicherheit.
    Sie sah sich um. Zwei kleine, ranzige Zimmerchen, eine winzige Küche. Nur das Nötigste an Mobiliar, was man eben brauchte, wenn man für ein, zwei Wochen aus dem Ausland nach Hause kam und keine Familie hatte.
    Ihr Blick begegnete seinem.
    »Neuanfänge«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Eley.

71
    ALTNIEDERNDORF
    Keine Verschiebung möglich, der Transport würde stattfinden. Die Algerier wollten es so.
    Eley hatte damit gerechnet.
    Er war am Freitagabend in Altniederndorf eingetroffen, hatte in einer Pension übernachtet. Am frühen Samstagmorgen war er zum Firmengelände gefahren, das am Rand des Ortes im Tal lag, weitläufige Sichtbetonhallen, am Haupteingang ein rundes zweistöckiges Gebäude, der Bürotrakt, kaum Fenster, ein steinernes Bollwerk. Er hatte den Wagen auf dem Mitarbeiterparkplatz vor dem Haupttor abgestellt, die Umgebung beobachtet, während das Sonnenlicht langsam an den Hügelflanken nach unten kroch.
    Nichts Auffälliges.
    Aber das bedeutete nichts. Falls Madjers Leute das Gelände observierten, würden sie sich kaum zeigen.
    Um neun rief er Toumi an.
    »Darum ging es also? Um Soudani?«
    Toumi seufzte. »Wir bedauern den Tod des Generals zutiefst. Ein großer Verlust für Algerien.« Er klang heiser, als hätte er zu viel geraucht, zu wenig geschlafen. Aber er hatte sich gut im Griff, fand Eley. Nach den Toten von Bouzeguène nun auch Djamel Benmedi – aber er musste Soudani »betrauern«. Wer wusste schon, ob die Leute aus dessen innerem Zirkel Verdacht gegen ihn geschöpft hatten.
    »Kennen Sie die Details?«
    »Noch nicht.«
    Eley berichtete, was sich am Vorabend abgespielt hatte. Moussa erschossen, weil er eine Waffe auf Benmedi gerichtet hatte, Soudani regelrecht hingerichtet, die panische Reaktion des dritten Anwesenden. Toumi hörte schweigend zu, stellte keine Fragen, zu gefährlich.
    »Offenbar war der General in Deutschland, weil es Hinweise gibt, dass der

Weitere Kostenlose Bücher