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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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finster, die Hügel brachten allzu früh Schatten. Anders in dem Haus auf der Höhe. Man öffnete die Eingangstür und stand im Licht, blickte über Wälder und Felder in der Helligkeit.
    Es fiel ihm zunehmend schwer, sich zu konzentrieren. Dass die Augen nur alle paar Stunden für wenige Minuten etwas zu sehen bekamen, machte die Gedanken sprunghaft. Es nahm ihnen die Präzision.
    Die Dunkelheit zersetzte die Seele, den Körper.
    Er öffnete die Lider.
    Sah nichts.
    Berührte mit der Handfläche die Nase.
    Sah nichts.
    Toni.
    Sie hatten ihn erschossen.
    Gegen Ende der Fahrt hatten sie Tonis wegen gestritten. Er hatte den Wortwechsel nicht verstanden.
    Sie haben mit einer Geisel geplant, hatte Toni auf Französisch erklärt. Sie haben keine Lust auf zwei. Keinen Platz.
    Sie werden Ihnen nichts tun, hatte Richter geflüstert, halb besinnungslos. Es gibt keinen Grund.
    Es gibt keinen Grund, mir nichts zu tun .
    Schluss mit dem Gerede, hatte Madjer gesagt.
    Toni hatte etwas auf Algerisch erwidert, zornig, höhnisch. Jemand hatte ihn geschlagen. Richter hatte seinen Namen gerufen, er hatte nicht geantwortet.
    Nach der Ankunft hier waren sie getrennt worden. Stunden später waren draußen zwei Schüsse gefallen, unmittelbar nacheinander.
    Keine Lust. Keinen Platz.
    Sie sind meine Familie, zumindest für die nächsten fünf Tage, hatte Toni gesagt.
    Er setzte sich auf, verschränkte die Hände ineinander, sprach ein Gebet.
    Ein Gebet für einen Toten.

II
    DER NAMENLOSE

14
    ALGIER
    Der Morgen nach dem Regen war traumhaft schön, ein weiter, lichter Himmel über der Bucht, ohne die rostfarbenen Schleier des Smogs. Die Sonne erzeugte lange Schatten, aus denen Eley blind in die Helligkeit taumelte.
    Er kam ein paar Minuten zu spät, fünf nach acht. Steve war schon da, hielt eine Mokkatasse in der Hand, draußen unter der Markise der »Milk Bar«. Place de l’Emir Abdelkader, ein Schmuckstück in Alger Centre, herausgeputzte weiße Kolonialbauten, ein paar Palmen, in der Mitte die begrünte Insel mit dem Reiterstandbild des Emirs.
    Er reichte Steve die Hand, setzte sich. »Danke, dass du gekommen bist.«
    »Mächtig was los«, sagte Steve. »Und ich werde das Gefühl nicht los, du weißt, warum.«
    Eley hob die Brauen.
    Sie beugten sich vor, brachten die Köpfe nah zusammen. Sie sprachen Englisch, wechselten für harmlose, lautere Sätze ins Französische.
    »Was habt ihr beobachtet?«
    »Jede Menge Truppenbewegungen in der Kabylei und im Süden, Tamanrasset, Djanet, an der Grenze zu Libyen«, sagte Steve. »Aber auch hier in Algier. Die halbe Hubschrauberstaffel und ein paar Kampfjets sind in der Luft. Noch mehr Straßensperren und Razzien. Überall werden Islamisten verhört, manche werden verhaftet. Irgendwas ist passiert. Oder wird passieren.«
    »Könnte mit Mali zusammenhängen.«
    »Oder mit was anderem.«
    Eley lächelte düster. » AQMI hat am Freitagabend einen Manager von Elbe Defence Systems entführt.«
    Steve pfiff durch die Zähne. »Wo?«
    »Constantine, ein Gästehaus des Verteidigungsministeriums.«
    »Auch das noch. Kein Wunder, dass die Algerier sauer sind. Elbe Defence, das sind die Transportpanzer?«
    »Nein, das ist Rheinmetall. Elbe baut die Spähpanzer.«
    Sie lehnten sich zurück. Mehdi, einer der Kellner, war neben sie getreten, stellte Kaffee und Croissant vor Eley, legte eine Hand auf seine Schulter, Ralf, comment vas-tu, mon ami? Sie wechselten ein paar Worte, Mehdis kleine Hand blieb, wo sie war, warm und väterlich, dabei war er höchstens fünf Jahre älter. Er entstammte einer FLN -Familie, war stolz darauf, seit vielen Jahren in der legendären »Milk Bar« zu arbeiten. Im September 1956 hatten drei FLN -Aktivistinnen in der Stadt Bomben platziert, eine davon im Innenraum dieses Cafés, das damals fast ausschließlich von Franzosen besucht worden war. Mit drei Toten in der »Milk Bar« und fünfzig Verletzten hatte die »Schlacht von Algier« begonnen. Ein Jahr lang Morde und Bombenattentate durch den FLN und Massenverhaftungen, Folterungen, Verschleppungen, extralegale Hinrichtungen durch die französischen Soldaten. Am Ende hatte der FLN die Schlacht verloren, doch die Welt hatte nun gewusst, was in Algerien geschah.
    Mehdi ging, und Eley berichtete.
    »Vertreiber der Ungläubigen? Nie gehört«, sagte Steve.
    »Ich dachte, du kennst sie alle.«
    »Ich kenne sie alle. Und noch ein paar mehr. Habt ihr das richtig übersetzt?«
    »› Mutaridu al-kuffar‹ . So ungefähr

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