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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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den Bundessicherheitsrat, Produktionsgenehmigung nach Kriegswaffenkontrollgesetz, Transport- und Exportgenehmigung durch das BAFA . Mehr geht nicht. Es ist durch.«
    Wegner nickte erneut, vielleicht auch immer noch. Er kam wie so oft aus dem Nicken nicht mehr heraus.
    »Wie sollen Unternehmen wirtschaften, wenn sie nicht irgendwann die Sicherheit haben, dass die staatlichen Genehmigungen dauerhaft sind? Wie sollen Kommunen planen, wenn sie nicht wissen, ob sie die eingenommen Steuern irgendwann zurückzahlen müssen?«
    Wegner nickte.
    »Wie sollen wir unserer Wirtschaft neue Märkte erschließen, wenn wir Geschäftsbeziehungen davon abhängig machen, ob ein Staatspräsident zu hundertzehn Prozent demokratisch legitimiert ist? Ob das Militär auch garantiert nicht zu viel Einfluss auf die Politik hat? Ob Frauen auch wirklich ohne Kopftücher auf die Straße dürfen, wenn sie wollen? Die haben da die afrikanische Sonne, verdammt, da ist man froh über ein Kopftuch!«
    Wegner nickte.
    Das Angenehme an der Zusammenarbeit mit Ernst Friedrich Riehle war, dass er sich in Rage denken und reden konnte. Wies man ihn auf eine Wolke hin, bereitete er die Truppen auf einen Jahrhundertsturm vor.
    Sie hatten die Spree überquert, stiegen die Treppe zum Schiffbauerdamm hinunter, begleitet vom Geklackere zahlreicher anderer Schuhe auf den von Taubenkot verunzierten Stiegen. Wegner keuchte, hatte zu transpirieren begonnen, unangenehm kühle Feuchtigkeit hatte sich unter seinen Achseln gebildet. Er war gestresst.
    »Sie wissen, wie es um Meininger Rau steht«, sagte Riehle, »die brauchen das Algerien-Geschäft.«
    »Ich weiß, ja.«
    Die Auftragsbücher voll, aber die Schulden hoch wie nie. Abschreibungen, Fehlinvestitionen, Altlasten. Dazu Anzeigen und laufende Ermittlungen durch zwei Staatsanwaltschaften – Verdacht auf Bestechung, auf illegale Waffenlieferungen. Kürzlich war der Firmensitz zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres durchsucht worden. Tauchte in irgendeinem unter Embargo stehenden Schurkenstaat der Welt ein Gewehr von Meininger Rau auf, stand ein Strafverfolger in Altniederndorf, und die Öffentlichkeit schrie Zeter und Mordio. Es war zum Verzweifeln. Als trüge Meininger Rau die Schuld an allem Bösen dieser Welt. Depots wurden eben geplündert. Waffen wanderten nun einmal und gerieten in die falschen Hände. Wie auch nicht? Sie waren dreißig, vierzig, fünfzig Jahre im Umlauf! Auch Stühle, Autos und Küchenmesser wechselten den Besitzer. Auch mit Stühlen, Autos und Küchenmessern konnte man töten.
    Zu allem Überfluss machten die Rüstungsgegner mobil, hatten sich organisiert, die Kirchen ins Boot geholt, bliesen zum Feldzug. Wie die Kreuzritter zogen sie mit gewaltigem Mediengedonner durch die Lande, um von den schwäbischen Hügeln über einen Sechshundert-Mann-Betrieb herzufallen, der in aller Welt größtes Ansehen genoss.
    Wegner grinste. Auch er konnte sich in Rage denken und reden.
    »Sagen Sie, das Geschäft ist doch nicht etwa … anfechtbar?«
    »Nein.«
    »Sie wissen, was ich meine?«
    »Ich weiß, was Sie meinen, Herr Dr.   Riehle.«
    »Keine Schmiergelder, kein Geheimnisverrat?«
    Wegner schüttelte den Kopf, eine wohltuende Abwechslung für den Hals. »Alles legal.«
    »Was zum Teufel will diese Frau dann?«
    »Karriere machen.«
    »Nicht auf unsere Kosten!« Riehle blieb stehen. Die Augen waren konzentriert, die Wangenfalten scharf. »Haben Sie schon irgendwelche Ansatzpunkte?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Uneheliche Affären? Swingerklubs? Schulden? Privatreisen mit dem Dienstwagen? Ein Fehltritt mit einem Scheich?«
    »Einem Wüsten prinz ?« Wegner kicherte.
    Riehle schien der Witz entgangen zu sein. »Suchen Sie, Wegner. Finden Sie was. Und sprechen Sie mit dem Kollegen Berghammer. Sie kommt aus seinem Stall.«
    Wegner nickte.
    Siegfried Berghammer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Seit Jahrhunderten Bundestagsabgeordneter für die FDP aus demselben Wahlkreis wie Riehle, Rottweil-Tuttlingen. Man kannte sich gut, hielt die schützenden Hände gemeinsam über Meininger Rau, kreuzte gern mit dem Verteidigungsminister in Altniederndorf auf. Und man erfreute sich gemeinsam an Spendengeldern – der FDP -Kreisverband hatte seit der Regierungsbeteiligung 2009 fünfundzwanzigtausend Euro von Meininger Rau bekommen.
    »Ich treffe ihn morgen in Baden-Württemberg. Sein Schützen-verein feiert.«
    »Er soll Prinz abschießen«, sagte Riehle.
    Wegner

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