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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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geschlafen, hatte sich mit Albträumen herumgequält, in denen Tuareg vorgekommen waren. Auf Kamelen hatten sie ihn über die Dünen vor sich hergetrieben, geführt von Charles Taylor, der ihm schließlich Arme und Beine abgehackt hatte, mit den Worten, für einen Wegner sei das Leben mit fünfzig vorbei. Joseph und Luseni hatten sich über ihn gebeugt, hatten gesagt: No compromise, my friend, why didn’t you come to Monrovia?
    Halb acht Uhr morgens, Bahnhof Friedrichstraße, Reichstagufer. Er stand am Fuß der Spreebrücke im böigen Wind, umgeben von Tauben, Passanten, Pennern. Ein schwarzer BMW fuhr vor, Riehle sprang aus dem Fond, eilte auf ihn zu. Dunkler Anzug, Aktentasche und Schuhe aus hellbraunem Glattleder, die Trenchcoatschöße flatterten.
    »Also, worum geht’s?«
    »Meininger Rau und Algerien, Herr Dr.   Riehle.«
    »Drücken Sie sich bitte deutlicher aus.«
    »Das AA könnte Schwierigkeiten machen.«
    Im Weitergehen reichte Riehle ihm die Hand. Sein fast brutaler Griff vertrieb die letzten Reste Müdigkeit. Der ganze Mann bestand von Kopf bis Fuß aus Kraft, Gesundheit, Bräune, obwohl er gut zehn Jahre älter war als Wegner. Hobby-Kanute, von Wind und Wetter gegerbt, sehnig, hart. Jurist und passionierter Orgelspieler, auch eine sanfte Seite gab es, nützlich in seiner Position.
    Ernst Friedrich Riehle war einer der zehn stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU -Bundestagsfraktion, zuständig für »Wirtschaft, Mittelstand, Tourismus, Petitionen«. Seit die Menschheit wählen durfte, gewann er für die CDU als Abgeordneter den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen. Dort lagen Oberndorf mit Heckler & Koch und Rheinmetall Waffe Munition – den ehemaligen Mauser-Werken – sowie Altniederndorf mit der Meininger Rau Gewehrfabrik 1889.
    »Aber die Genehmigungen sind doch längst erteilt, die Verträge unterschrieben.«
    »Und die ersten fünftausend Stück werden demnächst ausgeliefert«, ergänzte Wegner.
    »Also, was für Schwierigkeiten?«
    »Kennen Sie Katharina Prinz?«
    »Unsere ehemalige Botschafterin in Algier?«
    »Ja.«
    Sie stiegen die stählernen Stufen hoch, Riehle immer einen Schritt voraus, Kopf gedreht. Doch der Blick ging an ihm vorbei auf den schmutzig grünen Fluss. Über ihnen ratterte ein Zug, Bremsen kreischten. Passanten stießen von der Seite, von hinten gegen ihn, alle in Eile, auf dem Weg von einem belanglosen Ort zum anderen. Voller Sehnsucht dachte Wegner an die Lichtenberger Firmenvilla in ihrer ruhigen Allee, an die elegante Siebenzimmerwohnung in Dahlem, das repräsentative Büro am Potsdamer Platz. Wie froh er war, dass er die Niederungen der Politik hinter sich gelassen hatte, nach fünfzehn Jahren als SPD -Hinterbänkler im Strudel der Termine, im Gezerre verschwitzter Hände, in der Bedeutungslosigkeit. In fünf Minuten würde das Mitte-Gehetze vorüber sein, in zwanzig würde er an seinem Schreibtisch hoch über Berlin sitzen und in der klimatisierten Stille die nächsten Schritte im Feldzug gegen Katharina Prinz ausarbeiten.
    Er erklärte, welche Position Prinz im AA mittlerweile innehatte, was sie nach dem Schlaganfall von Heinrich Zimmermann, Leiter der Abteilung 3, werden würde, vielleicht tun würde.
    »Vielleicht?«
    »Ich wurde vorgewarnt«, sagte Wegner.
    Riehle blickte zurück, die Stirn gerunzelt.
    »Sie scheint Algerien für problematisch zu halten.«
    »Wer tut das nicht?« Riehle lachte schwer.
    Sie hatten die Mitte der schäbigen schwarzen Brücke erreicht. Dicht über ihren Köpfen fuhr der nächste Zug, Reden war für Sekunden unmöglich. Riehle streckte die rechte Hand aus, ein roter Schein flatterte in den Hut eines Obdachlosen, der Preis für ein paar Tage gutes Gewissen. Er war bekennender Katholik, verbrachte, wo immer er war, den Sonntagvormittag in der Kirche, die gerade auf dem Weg lag.
    Wegner schloss zu ihm auf. Nebeneinander hasteten sie weiter, Riehles Kopf jetzt dicht an seinem. Er hatte Alpenbräune im Augenwinkel, den Duft von kühl-herber Männlichkeit in der Nase.
    »Ich habe mir den Arsch aufgerissen für dieses Geschäft«, zischte Riehle. »Für die Firma, für die Menschen in der Region, für Baden-Württemberg!«
    Wegner nickte, dachte: für deine Wähler. Für die Spenden der Firma an deinen Kreisverband, zehntausend Euro pro Jahr seit 2004. Peanuts, wenn man das Geschäftsvolumen des Algerien-Deals betrachtete. Für einen Kreisverband Rottweil aber ein verlässlicher Geldsegen.
    »Und es ist durch, verdammt. Vorabgenehmigung durch

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