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Ein paar Tage Licht

Ein paar Tage Licht

Titel: Ein paar Tage Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Wagen kommen, der Fahrer hupte ein paarmal.
    »Bis bald«, sagte Amel, und Eley küsste sie und dachte aufgewühlt: nie mehr loslassen.
    Ließ los.
    Dann war sie fort, und die Katzen kehrten zurück, und die Sehnsucht wuchs für einen Augenblick ins Unermessliche.

24
    BERLIN
    »Oh, Katharina «, sagte Konrad Ost, Beauftragter für Exportkontrolle und Technologie, Abteilung 4 des Auswärtigen Amtes, mit einem Kopfschütteln. Dann sagte er nichts mehr.
    Auch Katharina Prinz schwieg. Sie wusste, dass Ost jetzt Zeit brauchte, um eine Entscheidung zu treffen. Ein paar Schlucke grüner Tee, eine Handvoll Wasabi-Nüsse aus der Schale auf seinem Schreibtisch. Ein aufmunterndes Lächeln.
    Konrad Ost war ein Mann mit Prinzipien. Doch er war auch ein Mann der Hierarchie.
    Wie sie hatte er sich 2011 und 2012 dafür ausgesprochen, dass das Amt dem Bundessicherheitsrat empfahl, den Export von Rüstungsgütern nach Algerien nicht oder nur mit Einschränkungen zu genehmigen, im Gegensatz zu den Ministerien Verteidigung und Wirtschaft. Anders als sie hatte Ost sich widerspruchslos gefügt, als das Amt den Geschäften schließlich zustimmte. Der Druck aus der Führungsebene war zu groß, die Verträge politisch gewollt gewesen.
    Ost war ein Denker, kein Kämpfer. Ein kluger Wirtschaftswissenschaftler, Theoretiker, Analyst im Haifischbecken Politik. Er trennte fein säuberlich zwischen seinen Erkenntnissen und dem, was die Dienstherren damit machten. Überzeugungen, die sich nicht durchsetzen ließen, kamen in die Schublade mit dem Etikett Ich wollte, aber ich konnte nicht .
    Dort blieben sie, verstaubten, veralteten. Aber sie wurden nicht vergessen. Das gute Gewissen war immer griffbereit.
    Nun hatte sie die Schublade wieder geöffnet.
    An Osts reglosen, nachdenklichen Augen hinter der Goldrandbrille erkannte sie, dass die Überzeugungen von damals Laut gaben. Algerien! Ein halbdemokratischer Überwachungsstaat! Ein Pulverfass angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit, der ungerechten Verteilung der Ölrente, der Wohnungsnot, der Armut! Ein Staat, der die juristische und publizistische Aufarbeitung des Bürgerkriegs verhindert und den staatlichen und islamistischen Mördern von damals Straffreiheit garantiert! Der die Polygamie erlaubt! Einen Al-Qaida-Ableger im Land hat! Und die Razzien in der Kabylei! Die vielen Selbstverbrennungen! Die willkürlichen Festnahmen und Verschleppungen! Eingeschränkte Presse- und Versammlungsfreiheit! Und jetzt das neue NGO-Gesetz, das selbst von der UNO kritisiert wird! Man kann doch keine Panzer in dieses Land liefern! Tausende Sturmgewehre!
    »Oh, Katharina …« Ost schob die Brille auf die Stirn, rieb sich mit den Zeigefingern die Augen.
    Komm schon, Konnie, dachte sie. Du, ich, der Bundespräsident.
    Zwei Tassen Tee und ein Dutzend Wasabi-Nüsse später traf Konrad Ost seine Entscheidung. Mit der linken Hand strich er sich über den grauen Bürstenschnitt, dann sagte er: »Gut. Ich unterstütze dich. Aber wir konzentrieren uns auf die Sturmgewehre.« Fregatten, Grenzelektronik, Geländewagen halte er nach wie vor für vertretbar. »Fuchs« und »Atlas« seien hochproblematisch, Rheinmetall und Elbe als Gegner jedoch zu mächtig, die würden sich die Genehmigungen nicht entreißen lassen. Blieben die MRG 45 von Meininger Rau, genehmigt erst vor einigen Monaten.
    Prinz nickte. Exakt so hatte sie es vorhergesehen.
    »Auf in den Kampf«, sagte sie und nahm sich eine Nuss.
    Vor dem Kampf standen die Planungen. Konrad Ost wollte sich absichern und plädierte für ein stufenweises Vorgehen. Er hatte ein Blatt Papier aus der Gewissen-Schublade gezogen und malte Kreise und Krakel. »Du und ich und der Bundespräsident reichen nicht«, sagte er.
    »Ich weiß«, erwiderte Prinz.
    Sie brauchten den einen oder anderen Bundesminister, einflussreiche Ministerpräsidenten und natürlich wenigstens einen Staatssekretär aus dem Amt. Den Außenminister.
    »Das wird ein Problem«, sagte er. »Ein Jahr vor der Wahl.«
    »Wenn der Druck aus der Öffentlichkeit groß genug ist, bekommen wir ihn«, erwiderte sie. »Siebzig Prozent der Deutschen sind gegen Rüstungsexporte. Das ist unser Mantra. Ich singe es ihm so oft vor, bis er es in Dauerschleife hört. Siebzig Prozent der Wähler sind gegen Rüstungsexporte, lalala. Die FDP braucht neue Freunde, sonst fliegt sie aus der Regierung.«
    »Die FDP ?«
    »Na ja, wir.«
    Ost lächelte. »Ich möchte ja noch eine Weile in der Regierung bleiben.«
    Sie hörte eine

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