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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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woll’n Sie dann von mir?«
    Hester beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Eine bessere Opiumquelle, als ich sie im Moment habe.«
    Agatha kräuselte die Lippen. »Sie meinen, billiger?«
    »Ich meine, verlässlicher. Billiger wäre gut, aber ich glaube, dass gute Ware einen guten Preis kostet.« Hester zuckte leicht mit den Schultern. »Es sei denn, man ist neu im Geschäft – dann bekommt man weniger. Händler, die die Kranken mit dem größten Vergnügen übers Ohr hauen würden, gibt es in rauen Mengen.« Sie blickte nun ihrerseits Agatha prüfend an. »Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie bei Ihnen spätestens beim zweiten Mal auf Granit beißen.«
    Agatha zeigte mit einem Lächeln zwei Reihen kräftiger und außergewöhnlich weißer Zähne. »Wenn sie nur ein bisschen Verstand haben, versuchen sie’s auch nich’ beim ersten Mal. So was spricht sich rum.«
    »Was Sie haben, ist also garantiert verlässlich?«
    »Und ob! Aber das wird Sie ’ne Stange Geld kosten.«
    »War Lambourn bei Ihnen?«, fragte Hester hastig.
    Agathas Blick wurde misstrauisch. »Der is’ doch tot.«
    Hester brachte ein einigermaßen argloses Lächeln zustande. »Eben. Und jetzt wird das Parlament womöglich kein Gesetz zur Regulierung des Opiumverkaufs mehr beschließen, wenigstens nicht in nächster Zeit.«
    Agathas Augen verengten sich zu Schlitzen.
    Plötzlich befiel Hester ein eiskaltes Gefühl von Angst. Hatte sie am Ende zu viel geredet und ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht? Ihr Mund war wie ausgetrocknet, aber das durfte sie sich nicht anmerken lassen. »So gewinne ich ein bisschen Handlungsspielraum«, fuhr sie mit lauter Stimme fort, die ihr trotzdem schrecklich heiser vorkam.
    Agatha stand regungslos da, eine Hand in die Hüfte gestemmt. Wie riesig ihre Faust mit den vorstehenden glänzenden Knöcheln war! Hester konnte den Gedanken daran nicht mehr verdrängen.
    »Und was genau meinen Sie?«, fragte Agatha mit einer Stimme, so sanft, dass Hester geglaubt hätte, mit einem Kind zu sprechen, hätte sie nicht den Körper gesehen.
    Hester konnte kaum noch schlucken, die Kehle schnürte sich ihr zu, und sie schnappte nach Luft, doch dann bekam sie sich wieder in den Griff. »Dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben kann, wenn ich keine Lieferungen mehr bekomme«, antwortete sie. »So etwas kommt den Herren in der Regierung nicht in den Sinn, oder? Reiche Männer können sich Opium kaufen, damit es ihnen schöne Träume verschafft, die kleinen Leute auf den Straßen und in den Docks, die mit Krankheiten geschlagen sind und Schmerzen leiden, müssen nehmen, was sie bekommen. Muss ich mich deutlicher ausdrücken?« Sie ließ bei der abschließenden Frage einen Beigeschmack von Abscheu durchklingen.
    Agathas mächtiger Körper entspannte sich, und sie gestattete sich die Andeutung eines Lächelns. »Ich mach uns ’nen Tee.« Sie trat einen Schritt zurück, um Hester in ihr Zimmer zu lassen. »Ich hab den besten, den’s gibt. Kommt eigens für mich aus China.«
    Hester blinzelte. »Kommt denn nicht jeder Tee aus China?« Sie folgte Agatha in deren Zimmer, das erstaunlich aufgeräumt und blitzsauber war. Ein dezenter Geruch nach Rauch und heißem Metall zog von einem Holzofen in der Ecke herüber. Auf der Heizplatte stand ein dampfender Wasserkessel.
    Hester schloss die Tür hinter sich und trat näher.
    Agatha wandte sich zu ihr um. »Die meisten, nich’ alle! Es gibt Leute, die sagen, dass sie in Indien auch guten Tee anbauen. Aber das hier is’ der beste. So zart. Die haben ein großes Wissen, die Chinesen.«
    Obwohl sie wegen etwas ganz anderem gekommen war, wuchs Hesters Interesse. Sie setzte sich auf den Stuhl, den ihr Agatha anbot, und ließ sich eine Tasse mit blassgelbem Tee ohne Milch reichen. Er hatte einen ungewohnten, doch reinen Geschmack. Unwillkürlich blickte sie sich kurz um und bemerkte ein Regal, vollgestellt mit mindestens dreißig Büchern in verschiedenen Stadien des Verfalls. Man konnte sehen, dass sie gründlich gelesen worden waren. An der Wand gegenüber standen Glasgefäße aneinandergereiht, die alle Arten von getrockneten Blättern, Kräutern, Wurzeln und Pulvern enthielten.
    Sie zwang sich, ihr Augenmerk wieder auf die gewaltige Frau zu richten, die sich mittlerweile ihr gegenüber niedergelassen hatte und gespannt auf ihre Reaktion wartete.
    Hester nippte erneut an dem Tee. Er hatte wirklich so gut wie nichts mit dem gemeinsam, was sie kannte, doch sie glaubte, den Geschmack

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