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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Fragen darüber.«
    »Das hab ich gehört. Mich hat er nie gefragt. Aber was hätte ich denn schon wissen können?«
    »Sind Sie ihm begegnet?«
    »Ja, zweimal. Ich hab Ihnen doch gesagt, dass er die Leute nach allem Möglichen befragt hat.«
    »Über Opium?«
    »Ja. Und dann suchte er Agony.«
    »Was?« Hester starrte sie perplex an.
    »Agony. Ich glaube zwar, dass sie in Wirklichkeit Agatha Nisbet oder so ähnlich heißt, aber jeder hier nennt sie Agony. Wenn jemand wirkliche Schmerzen hat und es nich’ mehr aushält, kommt sie und hilft.«
    »Mit Opium?«, fragte Hester hastig.
    »Natürlich. Oder kennen Sie was Besseres, wenn die Schmerzen so schlimm sind?«
    »Nein«, gab Hester zu. »Hat er sie gefunden?«
    »Weiß nich’. Wahrscheinlich schon, denn später hat er nich’ mehr nach ihr gefragt.«
    »Können Sie ihn mir beschreiben?« Hester fragte eher aus Neugier und nicht so sehr, weil sie sich noch etwas Hilfreiches versprach. Auch war ihr nicht mehr klar, was sie sich von ihrer Aktion versprach. Sie war mit der Vorstellung aufgebrochen, eine Erklärung für den Mord an Zenia Gadney zu erhalten, die nicht auf Dinahs Schuld hinauslief. Doch jetzt waren ihre Gefühle vollkommen durcheinandergewirbelt worden, und sie konnte sich auf einmal sehr wohl vorstellen, dass Trauer zu Raserei führen konnte. Ihre Zuversicht, dass sie zu einem anderen Ergebnis gelangen würde, hatte sich in das Gegenteil verkehrt.
    Konnte sie mit einer solchen Erkenntnis zu Monk und Rathbone zurückkehren? Würde das die Kapitulation bedeuten oder einfach nur Realismus?
    Gladys antwortete ihr einmal mehr mit dem für sie offenbar typischen Schulterzucken. »Er war überhaupt nich’ so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.« In ihrem Gesicht spiegelte sich immer noch Überraschung. »Er war höflich, ein richtig feiner Herr. Und er hat mich behandelt, als ob ich was Besonderes wär. Na ja, wirklich hineinschauen kann man wohl nie in die Menschen, was meinen Sie?«
    Hester blieb noch ein bisschen länger, doch mehr erfuhr sie nicht von Gladys, außer Auskunft über die Gegenden, wo sie vielleicht die Suche nach »Agony« beginnen konnte. Sie bedankte sich, vergaß geflissentlich die Flasche Cordial und ging.
    Inzwischen war es später Nachmittag, und es regnete.
    In der Copenhagen Place erkundigte sie sich noch bei einer Reihe von Leuten. Unter anderem sprach sie mit dem Ladeninhaber, bei dem auch schon Monk gewesen war, und hörte sich seine Erzählung über Dinahs Besuch und ihre Raserei an.
    Danach trat sie hinaus auf die kalte, zugige Straße. Während von den Dächern das Regenwasser auf sie herabtropfte und die Passanten sie auf dem nassen Fußweg anrempelten, versuchte sie, sich vorzustellen, wie Dinah sich gefühlt haben mochte. Für sie musste eine Welt zusammengebrochen sein. Alles, was sie geliebt und was ihr Glück ausgemacht hatte, war für immer zerstört.
    Verblüffend war nur, dass Dinah offenbar schon seit Jahren darüber Bescheid gewusst hatte, dass ihr Mann diese Frau besucht und bezahlt hatte. Was war geschehen, dass Dinah sich von der nachgiebigen Gattin, die das geduldet, wenn nicht sogar akzeptiert hatte, in eine Bestie bar jeder Menschlichkeit verwandelt hatte?
    Hätte Hester Monk beim Ehebruch ertappt, dann hätte das ihre Liebe zu ihm verändert. Aber hätte es ihre Werte, den Glauben an Barmherzigkeit, an Ehre, zerstört?
    Sie wäre vielleicht bis zur Unerträglichkeit verletzt gewesen. Sie hätte bis zur Erschöpfung geweint und weder schlafen noch essen können. Und wenn die Verzweiflung allumfassend gewesen wäre, hätte sie sich vielleicht selbst das Leben genommen, aber doch nicht einem anderen Menschen!
    Oder?
    War es denkbar, dass am Ende Dinah Joel Lambourn ermordet hatte? Hatten Monk oder Rathbone auch das erwogen und sich dabei aus dem Strudel von Emotionen befreit, den Dinahs Schmerz in ihnen ausgelöst hatte?
    Aber Lambourns Tod hatte doch wie Selbstmord ausgesehen. Nach der Einnahme von Opium, um die Schmerzen zu betäuben, war er sogar sanft gewesen. Hier war kein Hass im Spiel, nicht einmal Zorn. Doch sein Tod würde Dinah alles rauben: ihren Rang in der Gesellschaft, ihr Prestige und vor allem das Einkommen, an das sie sich gewöhnt hatte. Und was war mit Adah und Marianne? Hatte sie eigentlich an sie gedacht? Konnte eine Frau jemals ihre Kinder vergessen?
    Was hinterließ Lambourn? Genügend, dass sie davon leben, die Mädchen erziehen und erfolgreich verheiraten konnte?
    Wäre Dinah überhaupt

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