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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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was nie genau wissen. Warum is’ Ihnen das so wichtig?«
    Hester fragte sich, wie viel von der Wahrheit sie ihr anvertrauen durfte. Ein letzter prüfender Blick, und sie beschloss, ganz auf Lügen zu verzichten. Das ohnehin schon heikle Thema Opium in der Medizin wurde durch den Missbrauch des Mittels zur Linderung seelischer Schmerzen oder zur Flucht aus allem Elend mit zusätzlichen Komplikationen befrachtet. Wo war die Trennlinie zwischen Versorgung in einer Notlage und Profitgier? Und spielte einer dieser Aspekte eine Rolle bei Joel Lambourns Tod oder dem von Zenia Gadney?
    »Ich halte es für möglich, dass er ermordet wurde und die Szene dann wie ein Selbstmord arrangiert wurde«, erklärte sie laut. »Einige Teile der offiziellen Version ergeben einfach keinen Sinn.«
    »Ja? Aber, wie gesagt, was kümmert das Sie?« Agatha musterte Hester immer eindringlicher.
    »Denn wenn er ermordet wurde, dann lässt sich hinter dem Mord an Zenia Gadney auf dem Limehouse Pier ein gewisser Sinn erkennen«, erklärte Hester.
    Agatha erschauerte. »Seit wann haben die Verbrechen von Wahnsinnigen einen Sinn? Was is’ los mit Ihnen?«
    »Mrs Lambourn steht wegen der Ermordung Zenia Gadneys vor Gericht, weil der Doktor das Opfer jeden Monat besuchte und ihr Miete und Lebensunterhalt bezahlte«, platzte Hester heraus.
    »Dummes Miststück!«, schimpfte Agatha. »Und was, zum Henker, hat ihr das geholfen?«
    »Überhaupt nichts. Allein schon, weil ihr Mann da bereits zwei Monate tot war.«
    »Warum hat sie’s dann getan?«, fauchte Agatha mit zornig blitzenden Augen.
    »Vielleicht hat sie es gar nicht getan. Sie behauptet außerdem, der Doktor hätte sich nicht selbst getötet.«
    Agatha starrte sie an. Ihr Gesicht verriet, dass sie verstand. »Und Sie glauben, das hatte mit seiner Herumfragerei wegen dem Opium zu tun?«
    »Sie nicht auch? Im Geschäft mit Opium steckt eine Menge Geld.«
    »Und ob!«, stieß Agatha mit ätzender Wildheit hervor, als wäre mit dem Gedanken daran eine schlimme Erinnerung zurückgekehrt. »Vermögen werden damit gemacht oder der Ruf ruiniert. Niemand denkt jetzt noch gern an die Opiumkriege. Haufenweise Geheimnisse, die meisten davon blutig und mit Toten und mit Geld gespickt.« Sie beugte sich etwas weiter vor. »Seien Sie bloß vorsichtig! Sie würden sich wundern, welche hohen Familien damit reich geworden sind und heute kein Wort mehr darüber verlieren.«
    »Wusste Dr. Lambourn darüber Bescheid?«
    »Er hat nix gesagt, aber er hat sich von keinem was vormachen lassen – und ich genauso wenig. Legen Sie sich bloß nich’ mit den Opiumverkäufern an, Mädchen, sonst treiben Sie bald mit dem Bauch nach oben den Fluss runter. Ich besorg Ihnen, was Sie brauchen, und das mach ich nich’ wegen dem Profit. Diese Scheißkerle werden Sie noch zum Frühstück verspeisen, aber mich kriegen sie nich’.«
    »Wusste Zenia von alldem?«, fragte Hester eilig.
    Agathas Augen weiteten sich. »Woher, zum Henker, soll ich das wissen?«
    »Mir ist nicht klar, wie Sie das machen, aber ich würde mein Geld darauf verwetten, dass Ihnen bei den Dingen, die Sie interessieren, keiner das Wasser reichen kann«, konterte Hester schlagfertig.
    Agatha lachte leise, fast lautlos vor sich hin. »Stimmt, aber Wahnsinnige, die Frauen abschlachten, kümmern mich nich’, außer sie sind hinter mir her. Und wenn sie das versuchen …« Sie hob ihre riesigen Hände und knackte mit den Knöcheln. »Außerdem hab ich ein großes Tranchiermesser, das ich zur Not auch benutzen kann. Aber lassen Sie die Finger von fremden Angelegenheiten, Mädchen! Ich besorg Ihnen Ihr Opium, das beste auf der Welt. Anständiger Preis.«
    »Und die Nadel?«, fragte Hester zögernd.
    Agatha blinzelte. »Und die Nadel. Aber Sie müssen vorsichtig damit umgehen!«
    »Das werde ich.« Hester erhob sich, froh, dass ihr langer, schwerer Rock ihre leicht zitternden Knie verbarg. »Ich bin Ihnen zutiefst dankbar.«
    Stöhnend verdrehte Agatha die Augen, aber dann ließ sie mit einem breiten Grinsen ihre großen weißen Zähne aufblitzen.

14

    Oliver Rathbone frühstückte gerade, als das Dienstmädchen ihn mit der Meldung unterbrach, dass Mrs Monk gekommen war und ihn wegen einer dringenden Angelegenheit zu sprechen wünschte.
    Sofort legte er Gabel und Messer beiseite und stand auf. »Bitten Sie sie herein.« Er deutete auf seine halb aufgegessene Mahlzeit, auf die er im Moment ohnehin keinen Appetit hatte. Wenn er aß, dann nur, weil er wusste, dass

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