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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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mit der Zeit mögen zu lernen. »Danke«, sagte sie laut.
    Schulterzuckend hob Agatha ihre eigene Tasse an die Lippen.
    »Wie sind Sie auf diesen Tee gekommen?«, fragte Hester und nahm einen weiteren Schluck.
    »In London gibt’s viele Chinesen«, antwortete Agatha. »Wissen ’ne Menge über Medizin, die armen Teufel. Haben mir einiges beigebracht.« Sie blickte Hester scharf an. Das war eine Warnung: Ihre Geheimnisse waren gefährlich, und sie würde sie nicht umsonst mit ihr teilen.
    Davor hatte Hester großen Respekt. Sie selbst hatte ihre Kenntnisse auf dem Schlachtfeld erworben. »Ich wünschte, wir hätten auf der Krim genügend Opium gehabt«, sagte sie leise. »Wäre hilfreich gewesen, vor allem, wenn wir amputieren mussten.«
    Agatha beobachtete sie aus halb zusammengekniffenen Augen. »Das ham Sie oft gemacht, hm?«
    Hester nickte versonnen. »Ziemlich oft.« Die Erinnerungen kehrten zurück, und wieder fühlte sie sich, als kauerte sie inmitten des Elends auf dem Schlachtfeld im Schlamm und versuchte, die Schreie aus ihrem Bewusstsein auszusperren, damit sie sich auf die stummen, aschfahlen Gesichter mit den vor Schock eingesunkenen Augen vor ihr konzentrieren und ihr Heilwissen wachrufen konnte.
    Agatha nickte bedächtig. »Durchleben Sie’s nich’ noch mal«, mahnte sie. »Damit machen Sie sich bloß verrückt. Kriegen Sie jetzt auch noch Menschen mit grässlichen Schmerzen, aufgeschlitztem Bauch, zertrümmerten Knochen und so was rein?«
    Das war die Gelegenheit, die Hester erhofft hatte. »Nicht oft. Aber manchmal. Nierensteine, die nicht von selbst abgehen, oder ein aufgerissener Unterleib nach einer schweren Geburt. Schreckliche Wunden nach Schlägen. Und deswegen brauche ich gutes Opium.«
    Agatha zögerte, als träfe sie eine schwere Entscheidung.
    Hester wartete. Die Sekunden verstrichen.
    Agatha holte tief Luft. »Ich kann Ihnen das beste Opium besorgen.« Ihre Augen bohrten sich in die von Hester. »Guter Preis. Aber ich kann noch mehr. Es zu essen is’ besser, als nix zu machen, aber nich’ so gut, wie es zu rauchen. Aber es gibt was noch Besseres. Ein Schotte hat ’ne Nadel angefertigt, die man in die Vene sticht, genau dort, wo der Schmerz am schlimmsten is’. Das war vor fünfzehn Jahren, wenn nich’ noch länger. Ich kann Ihnen so ’ne Nadel besorgen.«
    Ein Schauer der Erregung fuhr durch Hester. »Ich habe davon gehört! Können Sie mir zeigen, wie man sie benutzt? Und wie viel man verabreicht?«
    Agatha nickte. »Damit muss man sehr vorsichtig umgehen. Wenn man es falsch macht, kann man jemand umbringen. Und schlimmer noch, wenn man es mehr als ein paar Mal spritzt, passiert was mit den Leuten, und sie wollen es jeden Tag haben, weil sie ohne es nich’ mehr auskommen.«
    Hesters Herz pochte zum Zerspringen. »Wie kann man das verhindern?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
    »Das kann man nich’. Man gibt ihnen weniger und beim nächsten Mal noch weniger und dann überhaupt nix mehr. Sie kapieren’s. Die meisten wenigstens. Aber manche eben nich’. Die hören ihr Leben lang nich’ auf, es zu spritzen. Kommen irgendwie an das Zeug ran. Und brauchen immer mehr! Diejenigen, die es verkaufen, werden steinreich davon.« Ihr wutverzerrtes Gesicht ließ Hester zusammenzucken.
    »Gibt es andere Wege, Schmerzen zu behandeln?«, fragte Hester leise, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
    Eine Pause trat ein – bis Agathas einsilbige Antwort die Stille durchbrach. »Nein.«
    »Hat Dr. Lambourn Sie deswegen befragt? Wegen Nadeln?«
    »Nich’ am Anfang. Ihm ging’s vor allem um den Tod von Kindern, denen sie Medikamente verabreicht hatten, ohne zu wissen, was drin war. Aber ob so oder so, für ihn is’ nix Gutes dabei rausgekommen.«
    »Sie haben mit ihm gesprochen?«, fragte Hester.
    »Natürlich. Das hab ich Ihnen doch gesagt. Aber selbst wenn die Regierung seine Untersuchung angenommen hätte, hätte sich für Sie oder mich nix geändert. Die da oben wollten sowieso nix davon wissen. Was kümmert Sie das also noch?« Sie beobachtete Hesters Gesicht mit scharfen, klugen Augen.
    »Aber er hat Sie über die Sucht nach dem Rauchen von Opium befragt?«, fragte Hester nach.
    Agatha schnitt eine Grimasse. »Nich’ viel, aber ich hab’s ihm trotzdem gesagt. Er hat aufmerksam zugehört.«
    »Glauben Sie, dass er sich umgebracht hat?«, fragte Hester unverblümt.
    Agatha runzelte die Stirn. »Wie diese Art von Feigling is’ er mir nich’ vorgekommen, aber wahrscheinlich kann man so

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