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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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erhob sich. Ohne sich darüber im Klaren zu sein, hatte er beschlossen, noch ein letztes Mal zu Margaret zu fahren. Vielleicht war es dieses Gefühl, etwas nicht abgeschlossen zu haben, das dermaßen an seinem Innersten nagte und verhinderte, dass er die Wunde versiegelte und mit der Heilung begann, was immer Heilung auch bedeuten mochte. Noch hatte er nicht sein Äußerstes gegeben, um die Bitterkeit zwischen ihnen zu beseitigen.
    Margaret täuschte sich. Er hatte keineswegs seinen Ehrgeiz vor die Familie gestellt. Ehrgeiz war bei ihm zu keinem Zeitpunkt im Spiel gewesen. Er hatte nicht einen Moment davor zurückgeschreckt, Ballinger zu verteidigen. Darüber hinaus hatte er ganz am Anfang tatsächlich geglaubt, er könne und müsse diesen Prozess gewinnen. Margarets Vorwürfe waren nicht gerechtfertigt und verletzten ihn zutiefst. Vielleicht würde sie das jetzt, da ein bisschen Zeit vergangen war, endlich einsehen.
    Er ließ Ardmore wissen, dass er ein, zwei Stunden außer Haus sein würde, nahm Hut und Mantel und ging auf die bereits von Gaslampen beleuchtete Straße hinaus, um nach einem Hansom Ausschau zu halten.
    Bald traf er vor dem viel kleineren neuen Haus ein, in das Mrs Ballinger nach dem Tod ihres Mannes gezogen war. Es war das fünfte in einer Zeile eng aneinandergebauter, gewöhnlicher Reihenhäuser – ein dramatischer Absturz aus dem Wohlstand und dem Prunk, in dem sie zuvor gelebt hatten und in dem Margaret aufgewachsen war.
    Als Rathbone auf dem Bürgersteig stand und das Gebäude betrachtete, wallte jäh Mitleid in ihm auf, und er schämte sich fast für das herrliche Haus, in das er nach der Hochzeit mit Margaret gezogen war. Sie hatte die Farben und Stoffe ausgewählt, die allesamt geschmackvoll und wunderschön waren. Damit hatte sie mehr Mut zum Risiko bewiesen, als er aufgebracht hätte, und sobald sich alles an Ort und Stelle befunden hatte, war er begeistert gewesen. Im Vergleich dazu hatte sein eigener Stil konservativ und nichtssagend gewirkt. Sie war es auch gewesen, die die Bilder aufgehängt, die Vasen platziert und die interessantesten Ornamente angebracht hatte, die zum Teil Hochzeitsgeschenke gewesen waren.
    Margaret hatte ihr Dasein als Lady Rathbone genossen. Mit einem Anflug von Trauer und bitterem Humor dachte er daran, dass er aufgehört hatte, den Titel zu benutzen, auch wenn sie es kaum über sich brachte, sich jetzt noch Mrs Rathbone zu nennen. Eine solche Person gab es praktisch nicht. Keiner von den beiden hatte je das Thema Scheidung aufgeworfen, doch diese Frage stand zwischen ihnen und wartete auf ihre unvermeidliche Klärung. Wann würde es so weit sein?
    Vielleicht hätte er nicht kommen sollen. Womöglich konfrontierte sie ihn gerade jetzt damit, obwohl er noch gar nicht dazu bereit war. Obendrein wusste er nicht, was er eigentlich sagen wollte. Im Gegensatz zu manchen anderen Paaren hatte keines von ihnen auf eine Art gesündigt, die die Weiterführung einer Ehe unerträglich machte. Bisweilen konnte man beobachten, dass eine der Parteien eine Affäre erfand und sie gestand, nur um einen Vorwand für die Trennung zu bekommen. Das würde Margaret nie tun und er ebenso wenig, wie ihm jetzt auf der Stufe vor der Haustür bewusst wurde. Keiner von ihnen hatte dem anderen in diesem Sinne geschadet. Sie waren schlichtweg in ihren moralischen Ansichten nicht miteinander vereinbar, und das war vielleicht schlimmer als alles andere. Um Verzeihen ging es hier nicht. Das Trennende lag nicht in dem, was er oder sie getan haben mochte, sondern in dem, was sie waren.
    Ein Dienstmädchen öffnete ihm die Tür. Kaum hatte sie ihn erkannt, verriet ihre Miene Entsetzen.
    »Guten Abend«, murmelte Rathbone, der sich nicht mehr an ihren Namen erinnern konnte, wenn er ihn denn je gewusst hatte. »Ist Mrs Ballinger zu Hause?«
    »Wenn Sie eintreten möchten, Sir Oliver. Ich werde fragen, ob sie in der Lage ist, Sie zu empfangen.« Sie wich zur Seite, um ihn an sich vorbei in den schmalen Flur treten zu lassen, der keinem Vergleich mit der geräumigen Vorhalle des alten Hauses standhielt. Er war dunkler und in einem gewissen Sinne auch schäbiger, obwohl ihm durchaus ein wohnlicher Anstrich verliehen worden war und der Geruch nach Möbelpolitur eine Atmosphäre von Reinlichkeit verbreitete.
    Da es keinen eigenen Raum gab, in dem man Besucher warten lassen konnte, musste Rathbone hier stehen bleiben. Das Haus hatte weder Frühstückszimmer noch Bibliothek, sondern nur einen schlichten

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