Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Salon, ein Speisezimmer, wahrscheinlich nur eine Küche, in der gekocht wurde, und einen Nebenraum, in dem abgespült wurde. Es herrschte ja auch kein Bedarf an mehr als einer Köchin, die zugleich die Haushälterin war, an einem Dienstmädchen, einem Hausmeister und vielleicht noch einer Kammerdienerin für Margaret und ihre Mutter. Rathbone fragte sich wehmütig, wie viel davon von seinem großzügig bemessenen Unterhalt bezahlt wurde. Wo immer Margaret es auch vorzog zu wohnen, sie war immer noch seine Ehefrau.
Das Dienstmädchen erschien wieder, sorgfältig darauf bedacht, ihrer Miene keine Regung mehr anmerken zu lassen.
»Mrs Ballinger wird Sie empfangen, Sir Oliver. Wenn Sie mir bitte folgen möchten?« Sie führte ihn nicht zum Salon, sondern in einen unerwartet kleinen Raum mit grün bezogener Tür neben der Küche. Vielleicht handelte es sich hier um das Zimmer der Haushälterin.
Mrs Ballinger stand in der Mitte des Raumes. Sie trug Schwarz. So unglaublich es war, Ballingers Tod lag erst wenige Wochen zurück. Bei ihrem Anblick schlug eine Welle des Mitgefühls über Rathbone zusammen. Sie wirkte kleiner, als wäre mit allem anderen in ihrem Leben auch sie geschrumpft. Ihr Haar war matter und wohl auch dünner geworden. Die Schultern waren nach unten gesackt, sodass ihr Kleid schlaff an ihr herunterhing. Es war aus bestem Stoff, doch jetzt stellte es nur noch ein Überbleibsel aus glücklicheren Zeiten dar. Auch füllte sie es nicht mehr aus wie früher. Ihr Gesicht war blass, obschon in den Augen immer noch ein Hoffnungsschimmer glomm.
Rathbone rang mühsam um Worte. Er wusste, dass sie sich eine Versöhnung zwischen ihm und Margaret wünschte, als ließe sich ihr Glück tatsächlich noch einmal wiederherstellen, auch wenn dies in ihrem eigenen Fall nicht mehr möglich war. Margarets Zorn und Elend mussten sie noch schwerer belasten als alle anderen Probleme. Dessen war sich Rathbone absolut sicher, als er ihr nun ins Gesicht schaute. Er hatte sie nie wirklich gemocht. Sie war ihm egozentrisch, fantasielos und in ihren Urteilen zu oberflächlich erschienen. Doch jetzt war er von ehrlichem Mitleid für sie erfüllt. Ihm war klar, dass er nichts tun konnte, um ihr zu helfen, außer vielleicht die Gelassenheit zu wahren und sein Bestes zu versuchen, um irgendwie eine Einigung mit Margaret zu erzielen.
Hatte Margaret je daran gedacht, dass ihre Verbitterung ihre Mutter viel Kraft kostete? Oder war sie zu tief in ihrem eigenen Schmerz versunken, um sich das Leiden anderer vor Augen zu führen? Es versetzte ihm jäh einen Stich, als er erkannte, dass genau der Zorn, den er um Mrs Ballingers willen hatte eindämmen wollen, erneut in ihm aufflammte.
Schweigend standen sie einander gegenüber. Es lag bei ihm, etwas zu sagen, zu erklären, warum er gekommen war, ohne Einladung und zu dieser späten Stunde. Ohne dass er es geplant hatte, zeigte er sich für seine Verhältnisse außerordentlich sanft.
»Ich wollte sehen, wie es euch geht«, begann er, als wäre er oft in einer solchen Stimmung. »Vielleicht kann ich ja irgendetwas für euch tun, auf das ich noch nicht gekommen bin. Wenn ich darf?«
Eine Weile musterte sie ihn schweigend und schien zu erwägen, welche Absicht hinter seinen Worten stecken mochte.
»Um Margarets willen?«, fragte sie schließlich. »Du musst ja Mr Ballinger immer noch hassen, und wegen ihm auch mich. Ich hatte keine Ahnung …« Es klang wie eine Ausrede, und sie unterbrach sich, sobald sie das bemerkte.
»Ich habe nie gedacht, dass du von diesen Dingen wusstest«, versicherte er ihr hastig und vollkommen aufrichtig. »Der Schock, als du die Wahrheit über ihn herausgefunden hast und dir die Bedeutung des Ganzen dämmerte, hätte wohl jeden Menschen gelähmt. Und du hattest ja keine Alternative, als ihm treu zur Seite zu stehen. Und als du alles erfahren hast, hattest du keine Möglichkeit mehr, irgendjemanden zu retten.«
Sie blickte ihn einen Moment lang verwirrt an, als versuchte sie, sein Urteil über sie und das über Margaret gegeneinander abzuwägen.
»Du warst schließlich seine Frau«, schickte er hinterher, teils zu seiner Verteidigung, teils des besseren Verständnisses halber.
»Wolltest du zu Margaret?« Die Hoffnung in ihr weigerte sich zu sterben.
»Wenn ich darf?« Das war eine höfliche Floskel, denn Mrs Ballinger hatte ihn noch nie zurückgewiesen; wenn sich jemand weigerte, mit ihm zu sprechen, dann Margaret.
Sie zögerte. Rathbone wusste, dass sie
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