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Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Ein Pakt mit dem Teufel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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dass ich Anweisungen hatte, diesbezüglich nichts mehr zu unternehmen. Ich neigte zunehmend zu der Auffassung, dass er ermordet worden ist. Da konnte ich den Fall nicht auf sich beruhen lassen.«
    Coniston sprang auf.
    »Ja, ja«, sagte Pendock eilig. »Mr Runcorn, bitte präsentieren Sie uns keine Schlussfolgerungen, zu denen Sie vielleicht gelangt sind, es sei denn, Sie haben Beweise dafür, dass sie zutreffen.«
    »Verzeihung, Mylord«, murmelte Runcorn und versuchte gar nicht erst zu widersprechen, obwohl Rathbone ihm ansah, dass ihm diese Zurückhaltung schwerfiel.
    »Mr Runcorn, entdeckten Sie Kampfspuren auf dem Gelände oder an Dr. Lambourn?«, erkundigte sich Rathbone. »Waren seine Kleider zum Beispiel zerfetzt oder durcheinander? Waren seine Schuhe zerkratzt, seine Haare zerzaust, oder gab es Blutergüsse?«
    »Nein, Sir, er wirkte ziemlich friedlich.«
    »So, wie ein Mann aussehen könnte, der Selbstmord begangen hat?«
    »Ja, Sir.«
    »Oder wie einer, der dorthin gebracht und unwissentlich mit Opium vollgepumpt worden war?«, regte Rathbone an. »Opium, verabreicht von einer Person, der er vertraute und die ihm bei einsetzender Benommenheit sorgfältig die Pulsadern aufschlitzte, um ihn dann einsam in der Nacht verbluten zu lassen?«
    Runcorns Gesicht verriet, dass er sich die Tragödie lebhaft vorstellen konnte. »Ja, Sir«, sagte er leise mit rauer Stimme. »Genau so könnte es gewesen sein.«
    Coniston blickte zu Pendock auf, wahrte diesmal jedoch mit grimmig entschlossener Miene Schweigen.
    »Danke, Mr Runcorn«, sagte Rathbone höflich. »Bitte warten Sie, bis Mr Coniston Sie gefragt hat, was immer er wissen möchte.«
    Coniston erhob sich und schritt auf den Zeugenstand zu. »Mr Runcorn, entdeckten Sie irgendetwas, das Ihnen bewies, dass Dr. Lambourn von jemandem begleitet wurde, als er mitten in der Nacht den One Tree Hill hinaufstieg?«
    »Es ist nicht so sehr das, was ich sah, sondern das, was ich nicht sah«, erwiderte Runcorn. »Kein Messer für das Aufschneiden der Handgelenke, kein Gefäß für die Einnahme des Opiums.«
    »Aber Sie ziehen den Schluss, dass diese mysteriöse Begleitperson jemand war, den er kannte und dem er vertraute?«, hakte Coniston nach.
    »Ja, Sir. Das scheint Sinn zu ergeben. Warum sollte man mit jemandem auf einen Hügel steigen, dem man nicht traut? Außerdem fehlten jegliche Kampfspuren. Jeder würde doch um sein Leben kämpfen.«
    »Allerdings.« Coniston nickte heftig. »Dann könnte es aber auch eine Frau gewesen sein, zum Beispiel die Angeklagte, seine … Geliebte, mit der er zusammenlebte, als ob sie seine Ehefrau wäre, und die er vor der Welt als genau das ausgab.«
    Ein Aufkeuchen zog sich durch den Saal, und mehrere Geschworene fuhren entsetzt hoch. Zwei oder drei starrten sogar zur Anklagebank hinauf, wo Dinah mit weißem Gesicht saß.
    »Sie könnte es gewesen sein«, bestätigte Runcorn gelassen. »Es könnte aber auch die Dame gewesen sein, die seine wirkliche Frau war.«
    Einer der Geschworenen fluchte – nur um sich sofort die Hand auf den Mund zu schlagen.
    Pendock warf ihm einen Blick zu, schwieg jedoch.
    »Danke, Mr Runcorn, ich glaube, wir haben genug von Ihren außergewöhnlichen Mutmaßungen gehört.« Coniston kehrte zu seinem Platz zurück.
    »Noch etwas, Sir Oliver?«, erkundigte sich Pendock.
    »Nein, danke, Mylord«, erwiderte Rathbone. »Ich möchte jetzt Dr. Wembley vernehmen, den Arzt, der Dr. Lambourns Leiche untersucht hat.«
    Wembley wurde aufgerufen und vereidigt.
    »Ich werde es sehr kurz machen, Dr. Wembley«, versprach Rathbone, der, fixiert von sämtlichen Augen im Saal, in der Mitte der freien Fläche stehen geblieben war. »Wies Joel Lambourns Leiche irgendwelche Verletzungen auf, als Sie auf dem One Tree Hill eine Untersuchung und später die Obduktion durchführten?«
    »Außer den Schnittwunden an den Handgelenken, meinen Sie?«, fragte der Arzt zurück. »Nein, nicht die geringsten. Er schien ein gesunder Mann in den Fünfzigern, gut ernährt und vollkommen normal zu sein.«
    »Ließ sich beurteilen, ob er unmittelbar vor seinem Tod in irgendeine Art physische Auseinandersetzung verwickelt war?«
    »Ausgeschlossen.«
    »Gab es Blutergüsse, Abdrücke von Fesseln, Abschürfungen, irgendwelche Merkmale an Haut oder Kleidern, die darauf hinwiesen, dass er getragen worden war? Oder dass er zusammengeschnürt über die Erde geschleift oder auf jemandes Schultern transportiert worden war? Nichts war zerknittert oder verdreht,

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