Ein Paradies der Sinne
mit Amy Ryan zusammen gewesen, als er angefangen hatte, sich vorzustellen, wie sein Leben mit ihr aussehen könnte.
Er hatte nicht etwa davon geträumt, wie es sein würde, mit ihr zu schlafen, obwohl das sicher das kühnste aller Erlebnisse mit ihr sein würde. Nein, er hatte Amy mit einem Baby im Arm gesehen … seinem Baby. In Gedanken hatte er sie den langen weißen Sandstrand in der Nähe seines Hauses im Norden von Queensland entlanglaufen sehen, mit Ashley und Oliver, die sie zu fangen versuchten, und er hatte sie neben sich im Cockpit seines Flugzeugs sitzen sehen.
Das war ernst zu nehmen.
Sanft berührte er den Grabstein seines Freundes, dann wandte er sich ab und ging zum Parkplatz zurück. „Wenn du weißt, was gut für dich ist, Harry“, murmelte er, „dann gibst du Amy ihr Geld und gehst ihr in Zukunft ganz bewusst aus dem Weg.“
Harry stieg in seinen Mietwagen und ließ den Motor an. Zwischen ihm und Amy Ryan durfte nichts passieren! Dafür gab es einen ganz einfachen Grund: Sie zu berühren hieße, den Mann zu betrügen, dem Harry sein Leben anvertraut hätte.
4. KAPITEL
Amy schlief in dieser Nacht nicht gut, sie grübelte viel und quälte sich mit wirren Gefühlen. Sie war wütend. Wütend auf Tyler, weil er gestorben war, aber auch auf Harry Griffith, der Gefühle in ihr wieder zum Leben erweckte, die sie für alle Ewigkeiten tief in ihrem Innern begraben hatte. So spürte sie – gegen ihren Willen – eine Sehnsucht und Wärme in sich, eine süße Verletzbarkeit, von der sie nicht erwartet hatte, sie je noch einmal zu erleben.
Am Morgen brachte sie Oliver und Ashley ins Camp. Danach machte sie sich jedoch nicht, wie sonst üblich, schick, um sich mit einem halben Dutzend potenzieller Kunden zu treffen, sondern schlüpfte nur in ihre engen Jeans und zog ein pastellblaues Trägerhemd dazu an. Ihr schulterlanges Haar band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann setzte sie sich in dem großen Zimmer, das einst Tylers Arbeitszimmer gewesen war, an den großen modernen Schreibtisch, verglich ihre Belege mit den Bankauszügen und hörte mit einem Ohr der Talkshow zu, die im Fernsehen lief.
Als das Telefon klingelte, drückte sie erwartungsvoll auf die Lautsprechertaste. „Hallo?“
Harrys angenehm tiefe Stimme erfüllte das Zimmer. „Hallo, Amy. Hier ist Harry Griffith.“
„Ich weiß“, antwortete Amy spontan. Hätte sie sich ihre Worte vorher überlegt, hätte sie nicht so viel preisgegeben. Sie legte den Kugelschreiber hin und klappte den Belegordner zu.
„Der gestrige Abend mit dir und den Kindern hat mir ungeheuer Spaß gemacht“, fuhr Harry fort. Amy lehnte sich in dem ledernen Chefsessel zurück und ließ sich von seiner wundervollen Stimme berauschen. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich eingeladen hast, Amy.“
Amy schloss die Augen, dann öffnete sie sie schnell wieder. Sie musste auf der Hut sein, musste genau überlegen, was sie sagte. „Ach ja … du bist natürlich immer willkommen.“ Das war wirklich großartig, Amy! rügte sie sich selbst.
„Ich würde mich gern dafür revanchieren, wenn ich darf. Ich habe morgen einen Termin auf Vashon Island, um mir ein wirklich märchenhaftes Haus anzusehen, und würde es ungern allein besichtigen. Würdet ihr mich wohl begleiten und mir mit eurem Rat zur Seite stehen?“
Amy wurde warm ums Herz, als sie daran dachte, welche Freude ihren Kindern ein solcher Ausflug machen würde, vor allem mit Harry. Auch sie selbst stand dieser Idee nicht abgeneigt gegenüber, obwohl sie sich das nur ungern eingestand. „Das würde uns auch Gelegenheit geben, das Geschäftliche zu besprechen, das du gestern Abend angekündigt hast.“ Das war der beste Versuch, Abstand zu gewinnen, auf den Amy sich im Moment besinnen konnte.
Harry seufzte. „Ja, das stimmt natürlich. Darf ich euch drei also morgen abholen? So um neun?“
Ein heißer Schauer lief Amy über den Rücken. „Ja“, sagte sie. Aber kaum hatte Harry aufgelegt, hätte sie ihn am liebsten zurückgerufen, um ihm zu sagen, dass sie ihre Meinung geändert hatte. Dass sie auf keinen Fall den Tag mit ihm auf Vashon Island verbringen konnte, weil sie die Garage kehren oder die Blumenbeete harken müsste oder irgend so etwas.
Nur hatte sie keine Ahnung, wie sie den charmanten Harry Griffith erreichen konnte. Weder hatte er eine Nummer hinterlassen, noch den Namen eines Hotels genannt.
Voller Ungeduld drückte Amy noch einmal auf die Lautsprechertaste, um die Amtsleitung zu
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