Ein Paradies der Sinne
weiß. Vögel, die man zu Hause nur in Tierhandlungen oder zoologischen Gärten zu sehen bekam, schnatterten hier vergnügt in den Bäumen und erweiterten die ohnehin bunte Farbenpracht.
„Das ist tatsächlich ein Paradies“, sagte sie. „Ich wünschte, ich könnte für immer hierbleiben.“
Harry streckte sich neben ihr aus und gab ihr einen kurzen, aber sehr verführerischen Kuss. „Es gibt keinen Grund, der uns daran hindern würde. Bleib hier, Amy. Lass uns ein neues Leben beginnen.“
Amy war tief gerührt. „Das kann ich nicht, ich habe zwei Kinder, weißt du das nicht mehr? Sie müssen zur Schule gehen, mit ihren Freunden spielen und Tylers Familie besuchen können.“
Harry zuckte mit den Schultern. „Wir könnten die Hälfte des Jahres in den Staaten verbringen, Schatz. Hier auf der Insel könnte sich ein Privatlehrer um Ashley und Oliver kümmern, und die Ryans sind sowieso jederzeit willkommen. Das wissen sie auch.“ Er hielt inne und sah nachdenklich aufs Meer hinaus. „Es gibt Schlimmeres, als in einem Paradies aufzuwachsen, findest du nicht?“
Amy war überzeugt, dass Ashley und Oliver hier glücklich sein würden. Sie waren ganz verrückt nach Harry, genau wie sie selbst, und diese Insel würde ihnen wie der Himmel auf Erden vorkommen. Würde Harry des Familienlebens jedoch irgendwann überdrüssig werden und zum Jetset zurückkehren wollen, würde sie das völlig verstören.
Für die Kinder war Tylers Tod eine sehr schmerzhafte Erfahrung gewesen. Obendrein noch für ein paar Monate – oder Jahre – Familie Robinson zu spielen, um dann wieder verlassen zu werden, würde ihr Vertrauen in andere Menschen ein für alle Mal zerstören.
„Lass uns mit dem Segelboot hinausfahren“, sagte Amy, um das Thema zu wechseln.
„Morgen“, versprach Harry. Er machte einen bedrückten, etwas geistesabwesenden Eindruck.
In dieser Nacht regnete es, wie es nur in den Tropen regnen kann. Amy stand mit weit ausgestreckten Armen, das Gesicht gen Himmel gerichtet, auf der Terrasse vor Harrys Schlafzimmer, um sich von den großen, badewasserwarmen Tropfen berieseln zu lassen.
„Du bist verrückt“, schimpfte Harry, als er herauskam. Aber er lachte und küsste Amy, und innerhalb weniger Sekunden war er genauso durchnässt wie sie.
Als er sie schließlich ins Haus zurückbrachte und sie abzutrocknen begann, sah sie, dass das Bett mit Orchideenblüten besprenkelt war.
Amy stand ganz still, als Harry ihr die nassen Kleider auszog. Dann legte er sie auf das Blumenbett und liebte sie langsam und zärtlich.
Am nächsten Morgen war nichts mehr davon zu sehen, dass es in der Nacht geregnet hatte. Die Sonne strahlte auf das Meer und den blendend weißen Strand. Langsam wachte Amy auf, eingebettet in zerdrückten Blütenblättern, und diesmal lag Harry neben ihr, als sie die Hand ausstreckte.
„Wann fliegen wir nach Hause?“, fragte sie leise, ohne die Antwort wirklich hören zu wollen. Wären da nicht Oliver und Ashley, hätte sie gern den Rest ihres Lebens auf dieser Insel verbracht.
Harry drehte sich auf die Seite und küsste Amys Brust. „Nie mehr“, antwortete er mit rauer Stimme. „Betrachte dich als Gefangene in einem Ein-Frauen-Harem.“
„Dann versprich mir nur, mich nie wieder zurückzugeben“, flüsterte sie, „ganz gleich, wie verlockend das Angebot sein mag.“
Augenblicke später waren bessere Angebote das Letzte, woran Amy dachte. Für sie existierte nur noch die bedingungslose Hingabe.
Nach einer ausgiebigen gemeinsamen Dusche und einem geruhsamen Frühstück in der Küche nahmen Harry und Amy den Picknickkorb, den Elsa ihnen fertig gemacht hatte, und gingen zu der nahe gelegenen Bucht, in der das Segelboot festgemacht war.
„Zieh dich aus“, forderte Harry sie auf, als sie den Strand erreicht hatten.
„Jetzt schon?“ Argwöhnisch sah Amy ihn an.
Harry lachte. „Ja. Du möchtest sicher auch, dass deine Kleider trocken bleiben, wenn wir zum Boot hinüberwaten.“ Kaum hatte er das gesagt, entledigte Harry sich seiner kurzen Hose, zog das T-Shirt aus und rollte beides zusammen. Dann steckte er das Bündel unter die Tragegriffe des Picknickkorbs und balancierte den Korb auf dem Kopf, während er mit nackter Grazie ins Wasser trat.
Amy fühlte sich nicht ganz so frei, obwohl sie wusste, dass sie am Strand ganz unter sich waren. Trotzdem folgte sie Harrys Beispiel, zog alles aus und watete hinter ihm her.
Nachdem Harry den Korb aufs Deck gestellt hatte, sprang er an der
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