Ein Paradies der Sinne
Schon im Opernhaus, als sie gerade ihre Plätze eingenommen hatten, hatte er erkannt, dass „Madame Butterfly“ die falsche Wahl war. Jetzt bestätigte sich seine Befürchtung.
„Es sind aber nicht alle Männer wie Pinkterton“, gab er ruhig zurück.
Amy sah nicht überzeugt aus. „Wenn ein Mann viel auf Reisen ist“, gab sie nachdenklich zurück, „begegnet er allen möglichen Versuchungen. Ich habe eine Freundin, die mit einem Piloten verheiratet war, und der hatte eine Geliebte in jeder Stadt zwischen hier und New York.“
Harry zog eine Augenbraue hoch. „Ein viel beschäftigter Mann“, bestätigte er lakonisch. Dann wurde er wieder ernst. „Amy, was ist? Was quält dich wirklich?“
Er sah ihren haselnussbraunen Augen an, dass sie einen heftigen Kampf mit sich austrug, und er fragte sich, ob er dabei gewinnen oder verlieren würde.
„Ich glaube, ich liebe dich“, sagte Amy, und so wie sie es sagte, klang es, als handle es sich dabei um eine ansteckende Krankheit.
Obwohl Harry selten die Nerven verlor, musste er sich stark zusammennehmen, um nicht aufzuspringen und die Neuigkeit laut im Saal zu verkünden. „Und das ist ein Problem?“, fragte er.
„Ja!“, fuhr sie ihn im Flüsterton an. „Weil du reich bist! Du hast deinen eigenen Jet und besitzt sogar eine Insel!“
„Ich werde versuchen, das zu ändern“, versprach Harry.
Amys Gesicht glühte, und in ihren zornerfüllten Augen standen Tränen. „Ich kann dich nicht mit all den anderen Frauen teilen, die du kennst. Das kann ich nicht!“
„Das brauchst du auch nicht.“
Verdutzt sah Amy ihn an. „Was?“
„Amy, du bist nicht die Einzige, die sich verliebt hat.“
Sie ließ die Gabel sinken. „Willst du damit sagen, dass du … dass ich … dass wir …?“
„Ich liebe dich, Amy. Ich dachte, das sei dir klar geworden, als ich dich bat, bei mir zu bleiben.“
Amy hob die Gabel wieder hoch und wedelte damit in der Luft herum. Sie bewegte die Lippen, als wolle sie ihm eine Lektion erteilen, doch brachte sie keinen Ton hervor.
„Heirate mich, Amy“, sagte Harry. „Ich werde die Insel verkaufen, dann können wir für immer in den Staaten bleiben. Ich werde Baseballkappen tragen, Bier trinken und dich ‘Baby’ nennen, wenn du das möchtest. Und wenn es auch selbstverständlich ist, so möchte ich es trotzdem noch einmal sagen: Ich werde dir niemals untreu sein.“
Amy lief eine Träne über die Wange. „Du wirst uns bald über haben, Ashley, Oliver und mich.“
„Keine Chance“, sagte Harry tief ergriffen. „Amy, Männer sind durchaus in der Lage, solide Bindungen einzugehen. Das weißt du. Tyler hat es getan.“
Gegen dieses Argument schien sie machtlos zu sein. Tyler hatte Amy glücklich gemacht; dafür war Harry seinem Freund sehr dankbar. Insgeheim gelobte er Tyler wie auch sich selbst, Amy nichts als Freude zu bereiten.
„Ich möchte nicht, dass du die Insel verkaufst“, sagte Amy eine Weile später. „Sonst können wir uns nie wieder im Baumhaus lieben.“
„Du sagst also ja?“, fragte Harry und beugte sich dabei erwartungsvoll über den Tisch.
„Ja“, entgegnete Amy, und dann liefen ihr noch mehr Tränen über die Wangen. Tränen des Glücks, die im Kerzenschein silbern glänzten.
Wieder einmal gelang es Harry nur mit Mühe, seine Freude für sich zu behalten. Er winkte den Kellner heran, bezahlte und half Amy in ihre Jacke. Als sie die wartende Limousine erreichten, öffnete er ihr galant die Tür und bat den Fahrer, sie zum Hotel zurückzubringen.
Erst als sie in ihrer Suite allein waren, zog er sie an sich und küsste sie. Dann umfasste er ihre Taille, hob sie über die Schulter und trug sie ins Bett, um ihr Jawort angemessen mit ihr zu feiern.
Am nächsten Morgen gingen Amy und Harry einkaufen. Sie besorgten Ashley einen Koala-Stoffbären und einen Crocodile-Dundee-Hut für Oliver. Harry kaufte Verlobungsringe.
An Bord des Flugzeuges steckten sie sich gegenseitig die Ringe an, während Australien unter ihnen immer kleiner wurde. Amy war überzeugt, dass sie auch ohne Flugzeug hätte fliegen können, so glücklich war sie.
Sechsundzwanzig Stunden später landeten sie in Seattle, und Harry brachte Amy in seinem Mietbus nach Hause.
„Du wirst etwas Zeit brauchen, um dich zu erholen“, sagte er, als sie in Amys Küche standen. „Auf mich warten ein paar Geschäfte in New York, aber ich rufe dich an, sobald ich wieder da bin.“
Augenblicklich keimte eine gewisse Eifersucht in Amy auf, aber
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