Ein Paradies der Sinne
Familie wieder in den Vereinigten Staaten und hatte sich im Haus des Leuchtturms einquartiert. Ashley und Oliver wurden sofort in der Grundschule eingeschult, und Mary Anne nahm ihr Studium an der Universität wieder auf.
Harry stürzte sich auf seine Arbeit und hielt sich überwiegend in der Stadt auf. Er schickte Amy eine Flut von Haushälterinnen ins Haus, von denen sie eine einstellen sollte.
Sie entschied sich recht schnell für eine ältere Engländerin, Mrs Hobbs, die sie an Mrs Ingallstadt erinnerte. Jedenfalls brauchte sie jetzt keine Lebensläufe mehr zu lesen und keine Fragen mehr zu stellen.
„Ihr Hauptproblem, Madam“, sprach Mrs Hobbs sie eines Nachmittags an, als Amy sich zum Stillen in Harrys Ledersessel im Schlafzimmer zurückgezogen hatte, „ist, dass Sie völlig erschöpft sind. Nehmen Sie es mir nicht übel, Madam, aber Sie haben so dunkle Ringe unter den Augen, und jedes Mal, wenn ich Sie ansehe, möchte ich am liebsten weinen, weil Sie so traurig aussehen.“
Amy ließ die schlafende Sara vorsichtig auf ihre Beine sinken, zog ihren Büstenhalter wieder über die Brust und knöpfte die Bluse zu. „Ist es nicht seltsam? Ich habe alles, was man sich nur wünschen kann“, vertraute sie der einfühlsamen Frau traurig an. „Ich habe gar kein Recht, so unzufrieden zu sein.“
Die grauhaarige Frau lächelte mitfühlend, während sie in der Wiege vor dem Fenster das Laken glattzog. „Kommt Mr Griffith heute Abend nach Hause?“, erkundigte sie sich ganz beiläufig.
Wie scharfsinnig sie doch ist, dachte Amy. Sie war erst seit ein paar Tagen im Haus, und schon wusste sie, dass es Probleme gab.
„N-nein“, sagte Amy zögernd, stand auf und legte die Kleine behutsam in die Wiege. Dann seufzte sie. „Mr Griffith wird nicht nach Hause kommen. Er hat heute Abend noch eine Besprechung und morgen den ganzen Tag Konferenzen.“ Vor dem Wochenende graute Amy erst recht. Natürlich würde Harry auch am Samstag und Sonntag arbeiten, und Ashley und Oliver hatten vor, die Ryans zu besuchen.
„Verzeihen Sie, Madam“, sagte Mrs Hobbs und senkte den Blick, als Amy sie ansah, „aber es würde Ihnen nicht schaden, sich ein wenig herauszuputzen und sich in der Stadt zu amüsieren – mit Ihrem Mann.“
Amy sah prüfend an ihrem hellgrauen Jogginganzug hinab und musste lächeln, obwohl ihr eigentlich eher nach Weinen zumute war. „Wollen Sie etwa andeuten, dass das nicht mehr der neuesten Mode entspricht, Mrs Hobbs?“
Sie errötete leicht. „Ja, Madam.“
Der Gedanke, nach Seattle zu fahren, um vielleicht eine gemeinsame Basis mit Harry zu finden, irgendeine Möglichkeit, an ihn heranzukommen, gefiel Amy. Doch sie hatte nicht vergessen, was passiert war, als sie ihn das letzte Mal unangemeldet besucht hatte.
„Ich kann Sara doch nicht allein lassen“, sagte sie.
„Sie ist schon groß genug, um ein oder zwei Tage ohne Sie auszukommen, Madam. Außerdem habe ich in meiner Laufbahn auch schon ein paar Säuglinge aufgezogen, wissen Sie. Sie müssten nur ein wenig Milch dalassen.“
Amy seufzte. Es tat ihr gut, endlich wieder eine Vertraute zu haben. „Mein Mann würde nicht gerade erfreut sein über einen Besuch von mir“, gestand sie deprimiert. Aber sie sehnte sich danach, endlich wieder einmal in Ruhe einkaufen, sich ein Theaterstück ansehen oder in einem eleganten Restaurant essen gehen zu können, ohne Sara dauernd füttern oder ihr die Windeln wechseln zu müssen. „Er würde denken, ich wolle ihn kontrollieren.“
„Dem kann man leicht abhelfen“, sagte Mrs Hobbs und klopfte energisch die Kopfkissen glatt. „Nehmen Sie ein Zimmer in einem anderen Hotel, nicht in seinem. Und dann rufen Sie an und hinterlassen ihm eine Nachricht, dass Sie sich in der Stadt aufhalten. Anschließend gehen Sie schön aus. Kaufen Sie sich ein paar neue Kleider. Und wenn es eine Weile dauert, bis Sie Mr Griffiths Rückrufe beantworten können, umso besser.“
Dieser Plan gefiel Amy, deren Unzufriedenheit immer schlimmer wurde. Ihre Ehe hatte sich genau so entwickelt, wie sie es befürchtet hatte. Sollte ihre Beziehung überhaupt noch eine Chance haben, musste sie unbedingt aufhören, sich selbst zu bemitleiden und stattdessen etwas tun .
„Sie haben recht“, sagte sie aufgeregt. Impulsiv nahm sie die Haushälterin bei den Schultern und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Gott hab Sie selig, Mrs Hobbs. Sie haben recht!“
Es fiel Amy nicht leicht, sich zum ersten Mal von Sara zu trennen, doch wollte
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