Ein perfekter Freund
schaute vor sich auf die Straße. Als ob ihr kalt wäre. Sie roch gut nach dem Puder, den sie sich an heißen Tagen unter die Arme, zwischen die Brüste und auf die Innenseite der Schenkel stäubte.
Er legte den Arm um ihre Schultern. Sie blieb stehen und schüttelte ihn ab. Wortlos ging sie weiter.
»Norina, ich liebe dich«, brach es aus Fabio heraus. Sie beschleunigte ihren Schritt.
»Ich weiß, es klingt blöd. Aber ich liebe dich. Ich wußte gar nicht, wie wahnsinnig ich dich liebe. Scheiße. Ich kann ohne dich nicht leben.«
Norina stoppte, drehte sich zu ihm um und schüttelte den Kopf. »Ich glaub's nicht«, sagte sie nur. »Ich glaub's einfach nicht.« Dann ging sie weiter.
Im vierten Stock Batteriestraße 38 brannte Licht. »Er wartet«, sagte Fabio.
Norina gab keine Antwort. Sie erreichten das Haus.
»Gestern war ich in der Gartengenossenschaft Waldfrieden. Man erzählt dort, ihr bumst in unserem Kajütenbett.«
Fabio hatte das nicht sagen wollen. Es war ihm rausgerutscht. Norina löste die verschränkten Arme und stemmte die Hände in die Hüften.
»Und was tust du mit Marlen? Fachsimpeln?«
»Das mit Marlen ist vorbei. Ich ziehe aus. Bin schon dabei.« Wieder schüttelte sie den Kopf. Dann ging sie die letzten Schritte zu ihrem Hauseingang. Fabio folgte ihr. Sie schloß die Tür auf.
»Ich liebe dich, hörst du?«
In seiner Tasche begann das Handy den Bolero zu spielen.
Norina ließ ihn stehen. Bevor sich die Tür ganz schloß, hörte er sie etwas sagen. Es klang, wie: »Italiener!«
Fabio nahm das Handy aus der Tasche und meldete sich. »Ich dachte, wir gehen heute aus«, sagte Marlens Stimme.
Es war halb zehn, als er das Treppenhaus zu Marlens Wohnung betrat. In der Wohnungstür steckte der Schlüssel von innen. Fabio mußte klingeln.
Nach einer Weile drehte sich der Schlüssel. Marlen war zum Ausgehen gekleidet. Sie trug das kurze, schulterfreie schwarze Kleid, das aussah, als würde es nur durch ihre Brustwarzen am Herunterrutschen gehindert.
»Wow«, machte Fabio.
»Gehst du so?« fragte sie.
Fabio trug eine Khakihose und ein weißes, kurzärmeliges Hemd. Sein Standard-Outfit für den Sommer. »Wo gehen wir hin?«
»Zuerst ins Outcast, auf ein Glas und ein paar Tapas. Danach ins Kühlhaus. Dancehall-Reggae-Night.« Marlen war fest entschlossen, sich den Abend nicht verderben zu lassen.
»Habe ich Zeit zum Duschen?«
»Aber beeil dich.«
Zehn Minuten später kam Fabio aus dem Bad. Geduscht, rasiert, gekämmt und nackt. Marlen lehnte an der Frühstückstheke und rauchte. Er nahm ihr die Zigarette aus der Hand und drückte sie aus.
»He«, protestierte sie.
Er nahm ihr Gesicht zwischen die Hände und wollte sie küssen. Sie drehte den Kopf weg. »Achtung, frisch gestrichen.«
Er ließ seine Hände über ihre Schultern gleiten, über ihren Rücken, über ihre Hüften, über ihren Po.
»Laß uns gehen, die Nacht ist noch lang«, bat sie.
»Laß uns bleiben, die Nacht ist noch lang«, flüsterte er.
Seine Hände hatten den Saum ihres Kleides erreicht und schoben ihn langsam nach oben. Darunter trug sie etwas sehr Kleines, Seidenes aus ihrem Fundus für besondere Gelegenheiten. Wieder versuchte er sie zu küssen. Diesmal hatte sie nichts dagegen.
»Fabio?« sagte Marlen leise. Er stellte sich schlafend, wie damals, als sie ihn im Spital besuchte.
Er hatte gehört, wie sie ins Bad gegangen war, sich geduscht hatte und ins Schlafzimmer zurückgekommen war.
Sie beugte sich zu ihm herunter und küßte ihn auf die gefühllose Wange. »Fabio?«
Fabio ließ das leise Stöhnen eines Schläfers in der Tiefschlafphase vernehmen. Er hörte, wie sich Marlen an den Schminktisch setzte, Schubladen öffnete und wieder schloß und absichtlich laut - mit Schminkutensilien klimperte. Offenbar war sie dabei, ihr Make-up zu erneuern.
»Faabioo, auf-steehen!« sang sie. Fabio stöhnte wieder im Schlaf.
»Ich bestelle jetzt ein Taxi, und wenn es kommt, gehe ich. Mit oder ohne Fabio Rossi.«
Fabio atmete tief und gleichmäßig. Er hörte, wie sie aufstand, ein Taxi bestellte und wieder ins Schlafzimmer kam. »Das Taxi ist bestellt«, meldete sie.
Sie machte sich wieder am Schminktisch zu schaffen. Es roch nach Zigarettenrauch und Chanel 5. Er wartete auf ihre nächste Bemerkung. Aber Marlen schwieg.
Erst als der Taxifahrer geklingelt und Marlen in die Gegensprechanlage »Sofort!« gerufen hatte, kam sie noch einmal ins Zimmer. »Ciao, Fabio«, sagte sie geschäftsmäßig.
Er hörte die
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