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Ein perfekter Freund

Ein perfekter Freund

Titel: Ein perfekter Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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wußte keine Antwort. »Wir haben nicht darüber gesprochen. Ich hab dringend etwas gebraucht, und er hat mir das gegeben.«
    Die drei Frauen tauschten Blicke aus. »Wir bezahlen zweitausendfünfhundert.«
    »Im Monat?«
    »Wir sind nie länger als einen Monat hier.«
    »Zweitausendfünfhundert!«
    »Inklusive Bettwäsche und Zimmerreinigung.«
    »Dieser Halsabschneider!« stieß Fabio hervor.
    »Dein Freund.«
    »Weshalb wohnt ihr nicht woanders?« Die drei lachten sich kaputt.
    »Das Apartment gehört zum Vertrag mit dem Peaches.«
    Der Rum war stark. Obwohl Fabio nur daran nippte, spürte er dessen karibische Wirkung. Er tanzte, als wäre er mit Buigine in den Ohren aufgewachsen.
    Irgendwann sah er, daß Soraya das Telefon abhob, ein paar Worte sprach, auflegte und weitertanzte.
    »Wer war das?« fragte Fabio.
    »Eine Frau«, antwortete sie schulterzuckend.
    »Was wollte sie?«
    »Dich.«
    »Was hast du gesagt?«
    »Du seist beschäftigt.«
    »Hat sie einen Namen gesagt?«
    »Ja.«
    »Welchen?«
    »Hab ihn nicht verstanden.«
    »Norina?«
    Soraya überlegte. »Nein, kürzer.«
    »Marlen?«
    »Nein, so kurz nicht.«

18
    Der Bahnhof von Rimbühl war in den achtziger Jahren modernisiert worden. Man hätte ihn gescheiter abgerissen, dachte Fabio. Und mit ihm die ganze Ortschaft.
    Rimbühl war weder ein Dorf noch ein Städtchen, noch ein Vorort. Es war eine lieblose Ansammlung von Behausungen und Zweckbauten ohne Zentrum und ohne Peripherie. Irgendwo stand eine Kirche, irgendwo eine Wirtschaft, irgendwo ein Feuerwehrdepot, irgendwo eine Wohnsiedlung, irgendwo eine Tafel: »POLVOLAT, 3 km.«
    Der Verkehr mußte durch die Hauptstraße, es gab keine Umgehung. An der einzigen Stelle, an der kein Mensch die Straße zu überqueren brauchte, hatte man eine Fußgängerüberführung gebaut. »Rimbühl grüßt Rust im Montafon!« stand an der Außenwand des Geländers. Als wäre das sein einziger Zweck.
    Über den Hügeln im Westen hatte sich ein mächtiger Wolkenturm aufgebaut. Falls er Regen brachte, ließ er sich das mit einer Schwüle vorausbezahlen, die noch drückender war als die der vergangenen Tage.
    Am Bahnhof hatte kein Taxi gestanden. Aber Fabio wußte von den Taxiquittungen, die ihm die Buchhaltung unter die Nase gerieben hatte, daß es in Rimbühl mindestens eines geben mußte. Der Bahnhofsvorsteher hatte ihn zur Werkstatt Feld geschickt. »Der macht auch Taxidienst«, hatte er gesagt.
    »Hab ich Sie nicht schon mal zur POLVOLAT gefahren?« wollte der Fahrer wissen, als sie im säuerlich riechenden Mercedes losfuhren.
    »Ich bin zum ersten Mal hier«, antwortete Fabio. Den Rest der kurzen Strecke legten sie schweigend zurück.
    Das Areal der POLVOLAT war eingezäunt. Das Eingangstor stand offen, aber ein Schlagbaum stoppte die Fahrzeuge, bis sich die Fahrer beim Pförtner ausgewiesen hatten.
    Fabio hatte sich vorsichtshalber unter dem neuen Namen seiner Mutter, Baldi, angemeldet. Fabio Baldi, freier Journalist, an einem Bericht über Milch für Die schönen Seiten, eine der harmloseren Familienzeitschriften des Landes. Er beabsic htigte nicht, diese Tarnung aufrechtzuerhalten. Er hatte nur vermeiden wollen, daß er schon am Telefon Schwierigkeiten bekam, falls man ihn hier in schlechter Erinnerung haben sollte.
    Das schien nicht der Fall zu sein. Der Pförtner war über sein Kommen informiert und sagte ihm, Frau Frei erwarte ihn am Haupteingang des Administrationsgebäudes.
    Er ging über den großen Teerplatz. An den Tankanlagen standen Milchzisternenwagen wie Kühe am Melkstand. Andere warteten in der zweiten Reihe, bis sie an die Reihe kamen. Bei den Verladerampen wurden Lastwagen beladen. Sie trugen die Schriftzüge großer Lebensmittelmarken.
    Frau Susi Frei stellte sich als Assistentin der Werksleitung heraus. Sie war etwas jünger als Fabio und »freute sich riesig, jemanden von den Schönen Seiten kennenzulernen«. Sie schien ihn noch nie gesehen zu haben.
    Sie führte ihn in einen Empfangsraum und half ihm in einen weißen Labormantel mit dem Firmensignet. Sie selbst schlüpfte auch in einen. »Und jetzt noch das lustige Hütchen«, witzelte sie und überreichte ihm eine Wegwerf-Zellstoffhaube mit Gummizug. Auch sich setzte sie eine auf, rollte die Augen und seufzte: »Hygiene.«
    Sie überreichte ihm eine dünne Broschüre, auf der die Stationen des Rundgangs beschrieben waren. Bei jeder stand ein kurzer Text. Darunter hatte man Platz für eigene Notizen gelassen.
    Frau Frei führte ihn durch angenehm

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