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Ein perfekter Freund

Ein perfekter Freund

Titel: Ein perfekter Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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wie ein Sommerfrischler; ins Hallenbad, wie ein Profi.
    Er trug Nasenklammer, Ohrenstöpsel und Schwimmbrille und schwamm diszipliniert seine Lagen. Bereits nach zehn Lä ngen begann er, seinen Trainingsrückstand zu spüren.
    Er duschte, schlang ein Badetuch um die Hüften und setzte sich auf eine Bank am Rand des Beckens. Das Bad hatte sich etwas gefüllt. Im Nichtschwimmerteil planschte jetzt eine Gruppe Kinder. Ein paar alte Leute schwammen ernst und konzentriert ihre Längen. Vom Dreimeterbrett sprang ab und zu jemand ins Wasser.
    Fabio liebte den Chlorgeruch und das Echo der Stimmen in der hellen, weißen Halle. Es erinnerte ihn an seine Kindheit. Als man ganze Nachmittage im Wasser verbrachte. Oder sich auf einem Handtuch schlafend stellte, wenn in der Nähe die Mädchen taten, als fühlten sie sich unbeobachtet.
    Er nahm sich vor, wieder regelmäßig herzukommen.
    Am Nachmittag saß er vor dem Bildschirm und suchte im Internet nach Antikörpern, die auf Prionen ansprechen. Ohne Erfolg. Aber er stieß auf den Begriff »Immunoassay«. Eine Methode, die Prinzipien der Immunologie und der Chemie kombinierte. Die Techniken variierten, aber sie hatten alle eines gemeinsam: Ihre Hauptkomponente war ein Antikörper.
    In der Natur wurden Antikörper von Plasmazellen als Antwort auf fremde Partikel oder Substanzen produziert. Sie reagierten ausschließlich auf die Antigene, gegen die sie produziert wurden.
    In den Labors wurden Antikörper hergestellt, indem man Versuchstieren Antigene injizierte und die Antikörper, die diese dagegen bildeten, isolierte und reinigte.
    Auf diese Weise konnte man zum Beispiel das Aidsvirus nachweisen. Oder winzigste Pestizidrückstände im Trinkwasser.
    Oder gefährliche Bakterie n in Eßwaren. Oder eine ganz bestimmte Art von Proteinen.
    Der Gedanke, daß mit dieser Technik eines Tages auch Prionen in einer Schokolade nachgewiesen werden könnten, lag nahe.
    Je mehr sich Fabio in die Thematik vertiefte, desto komplexer kam sie ihm vor. War es denkbar, daß Doktor Barth - bei allem Respekt vor seinem Fachwissen - völlig isoliert gearbeitet hatte? Trotz aller Geheimhaltung mußte er doch mit Kollegen Erfahrungen ausgetauscht haben.
    Wenn nicht mit denjenigen in der eigenen Firma, dann doch bestimmt mit anderen. Die Wissenschaft war in so viele Spezialgebiete aufgesplittert, da mußten doch die Gemeinden der jeweiligen Gebiete klein und übersichtlich sein. Und dank dem Internet auch leicht zu kontaktieren.
    Daß er nicht früher darauf gekommen war: Irgendwo auf der Welt mußte es Wissenschaftler geben, die wußten, woran Doktor Barth arbeitete. Vielleicht sogar, wie weit seine Arbeit gediehen war.
    Die E-Mail-Adressen oder die Anschriften dieser Leute mußten bei Barths Unterlagen sein.
    Mit Jacqueline Barths Hilfe konnte er nicht rechnen. Aber vielleicht mit der von Bianca Monti.
    Er stellte ihre Nummer ein. Es meldete sich niemand.
    Kaum hatte er aufgelegt, klopfte es an die Tür. Es war Samantha in Begleitung von zwei Frauen. Die eine in ihrem Alter, die andere älter und runder. Beide so dunkelhäutig wie sie selbst.
    »Hast du schon einmal Crêpes de plantain gegessen?«
    »Noch nie«, gestand Fabio.
    Eine halbe Stunde später roch es in Fabios Apartment nach Essen. Samantha, Lea, die junge Schlanke, und Soraya, die ältere Üppige, bewegten sich tänzerisch zu Buigine-Musik aus dem Ghettoblaster, den eine der drei aus ihrem Apartment gebracht hatte. Sie hatten große Kochbananen weich gekocht und gehackt, mit Butter und Backpulver gemixt und formten die Masse jetzt zu kleinen Küchlein. Dazu plauderten sie auf kreolisch.
    Fabio saß auf dem Bett, um nicht im Weg zu sein, und nippte ab und zu symbolisch an seinem Rum, den die drei Frauen ihm aufgenötigt hatten.
    »Damoiseau«, hatten sie ihm eingeschärft, »rhum agricole blanc, der beste.«
    In der Kochnische brutzelte und zischte es, und der Raum füllte sich mit dem Duft von heißem Kokosöl. Samantha kam mit der ersten goldbraunen Crepe zwischen Daumen und Zeigefinger zu Fabio und ließ ihn ein Stück abbeißen. Er verdrehte anerkennend die Augen. Es schmeckte etwas mehlig und fettig.
    Soraya setzte sich an seinen Tisch, Lea in den Sessel, Samantha neben ihn aufs Bett. Sie drehten die Musik noch etwas lauter und aßen die Bananenküchlein, alle vierzig Stück.
    »Du bist ein Freund von Fredi?« fragte ihn Soraya mit vollem Mund.
    »Wir sind zusammen in die Schule gegangen.«
    »Was zahlst du für das Apartment?«
    Fabio

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