Ein perfektes Leben
vor knapp zwei Monaten einen BMW geschenkt, und mein Lada stand hier in der Werkstatt … Nun gut, da alle Genossen auf dieser Ebene unser Vertrauen genießen, kann der Betreffende das Geschenk behalten, falls es sich um etwas sehr Persönliches handelt und nicht um so etwas Wertvolles.«
»Hat es mit einigen Genossen je Probleme gegeben wegen dieser Geschenke?«
»Ja, leider, ja.«
Mario Conde hatte das Gefühl, dass Fernández-Lorea das Thema unangenehm war. Er wollte ihm gerade für das Gespräch danken, als er Manolo sagen hörte: »Entschuldigen Sie, Genosse Fernández, aber ich glaube, Sie können uns mit Ihren Informationen sehr helfen. Diese Spesen und Repräsentationsgelder und so weiter, wer hat sie Rafael Morín bewilligt?«
Mario wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Auf jeden Fall aber musste er sich gleich, wenn sie draußen waren, einen Esel suchen, der seinen Untergebenen in den Hintern trat. Manolo hatte den wunden Punkt getroffen.
»Normalerweise bewilligt er es sich selbst. Im Unternehmen ist er sein eigener Chef«, sagte Fernández-Lorea und stand auf.
»Und was ist eigentlich mit dem früheren Direktor passiert?«, fuhr der Sargento fort. »Mit dem, dessen Nachfolge Rafael Morín angetreten hat?«
»Er wurde mehr oder weniger wegen eines solchen Problems entlassen, wegen falscher Abrechnungen und Geldverschwendung. Aber nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich bei Rafael auch um so etwas handelt. Jedenfalls will ich es mir nicht vorstellen, denn das würde ich mir nie verzeihen. Glauben Sie, dass das der Grund für sein Verschwinden ist?«
»Wir haben ihn, Scheiße, ich glaube, wir haben ihn!« Manolo schrie beinahe und setzte seine Freude in Geschwindigkeit um. Sie fuhren über die 5. Avenida, und Mario hielt sich mit beiden Händen am Handschuhfach fest.
»Fahr langsamer, Kleiner«, bat er den Sargento und wartete, bis die Tachonadel auf siebzig stand. »Ich glaube, jetzt wissen wir bald, warum Rafael Morín nicht wieder auf taucht.«
»Hast du dir diesen Fernández angeguckt? Er sieht genauso aus wie Al Pacino.«
Mario blickte lächelnd auf den gepflegten Grünstreifen in der Mitte der Avenida. »Leck mich am Arsch! Seit wir die Wohnung betreten haben, hab ich gewusst, dass ich ihn von irgendwoher kenne. Er hat das gleiche Gesicht wie Al Pacino, das ist es! Hast du den Film gesehen, in dem er einen Rennfahrer spielt?«
»Im Moment erinnere ich mich an überhaupt keinen Film, Conde. Sag mir lieber, wohin wir fahren.«
»Erst mal zum Mittagessen, und dann versuchen wir den Geschäftsführer des Unternehmens zu lokalisieren. Vielleicht kann ja unsere Patricia mitkommen und mit ihm sprechen. Das Gute bei dem Ganzen ist das Schlechte, das dabei zum Vorschein kommt.«
Das Mittagessen war die Belohnung für die Sonntagsarbeit und ihr großer Vorteil. Da in der Kantine der Kripozentrale sonntags nur für zwanzig Personen gekocht wurde, hielt das Essen Überraschungen bereit, die manchmal an die raffinierte Küche eines guten Restaurants erinnerten. An diesem Sonntag gab es Huhn auf Reis, der einer Paella nachempfunden war, allerdings saftig und schwer, eine duftende, gelbliche Masse. Gebackene Bananenscheiben und grüner Salat mit Radieschen vervollständigten das Menü, das durch Milchreis mit reichlich Zimt abgerundet wurde. Auch der Jogurt hatte Geschmack, und man konnte sogar wählen: Erdbeer oder Ananas.
El Conde hatte sich zweimal Huhn auf Reis genommen. Jetzt saß er in seinem Kabuff, rauchte die zweite Nachtischzigarette und sah aus dem Fenster, ohne etwas zu sehen. Rafael sprach vom Rednerpodest zu ihm, und er stand ganz alleine auf dem Schulhof und hörte ihm zu. Da kam Manolo laut fluchend ins Zimmer.
»Bleib ganz ruhig, Conde, mit dem Geschäftsführer wird es vorerst nichts. Er ist gestern Mittag in die Sowjetunion geflogen. Eine dieser Reisen für besondere Verdienste … «
»Das hat Rafael Morín arrangiert, da bin ich mir ganz sicher! Aber egal, wir können bis morgen warten. Hab sowieso nicht damit gerechnet, dass der Geschäftsführer uns viel erzählt. Los, auf gehts … «
»Schon wieder? Aber wenn der Geschäftsführer doch … «
Manolo protestierte noch, als der Teniente bereits das Büro in Richtung Parkplatz verlassen hatte, ohne auf seine Einwände eingegangen zu sein.
»Fahr die G hoch zur Boyeros«, befahl Mario Conde, nachdem er seinen Platz auf dem Beifahrersitz eingenommen hatte.
»Willst du mir vielleicht verraten, wohin
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