Ein perfektes Leben
mit dem spanischen Geschäftsmann Dapena ein Problem gegeben hatte?«
»Über das mit Dapena wusste ich Bescheid, aber die Sache ist längst vergessen und begraben, glaube ich. Ich weiß nicht, welche Informationen Sie darüber haben. Und am Einunddreißigsten, na ja, da war er wie immer. Sprach über die Arbeit oder machte einen Scherz, oder er tanzte. Es war das zweite Mal, dass wir hier bei mir Sylvester gefeiert haben. Eine Gruppe von Leuten tut sich zusammen, es wird ein Schwein aus Pinar del Río besorgt, und ich bereite es auf dem Grill zu, der meinen Nachbarn von nebenan gehört. Sie müssen wissen, ich gelte als Spezialist für Schweinebraten. Mein Vater war nämlich Küchenchef, und etwas davon ist bei mir hängen geblieben.«
»Dann schien er also nicht besorgt wegen irgendetwas?«
»Soweit ich es bemerkt habe, nein. Er hat sich sogar mit dem Trinken zurückgehalten, sagte, mit seinem Magen sei was nicht in Ordnung.«
»Und es gab auch im Unternehmen kein Problem, etwas, weswegen er möglicherweise verschwinden musste?«
Der Vizeminister sah Mario Conde an. Vielleicht versuchte er, den Sinn der Frage zu ergründen. Seine Augen leuchteten intensiv, so als hätte er ein Alarmsignal empfangen. Er ließ sich Zeit mit der Antwort.
»Nun, es gibt immer die verschiedensten Probleme. Aber wenn jemand wie Rafael Morín beschließt zu verschwinden, kann es sich nur um ein ganz bestimmtes Problem handeln, soweit ich weiß, natürlich. Aber Mayor Rangel hat mich um mein Einverständnis gebeten, Ermittlungen im Unternehmen durchführen zu dürfen, und Sie werden morgen damit beginnen, nicht wahr?« Er breitete die Arme aus, und Manolo nickte zustimmend. »Hoffentlich ist es nichts Ernstes, denn das könnte furchtbare Folgen haben. Die Ermittlung wird eine endgültige Antwort darauf geben, also bitte ich Sie, verlangen Sie nicht von mir, die Hand schon jetzt ins Feuer zu legen. Bis zu diesem Augenblick ist Rafael Morín für mich ein vorbildlicher Genosse, und ich werde erst das Gegenteil denken, wenn das Gegenteil behauptet oder, besser gesagt, bewiesen wird. Warten wirs ab.«
»Eine letzte Frage, Genosse«, meldete sich jetzt wieder der Teniente zu Wort, um einer weiteren Offensive seines Untergebenen zuvorzukommen. Das Alarmsignal in den Augen des Vizeministers war zu deutlich, um reine Spekulation zu sein. Vielleicht hatte Fernández-Lorea etwas geahnt, ja, sogar gewusst. »Wir wollen Ihre Zeit nicht übermäßig in Anspruch nehmen, schon gar nicht heute, an einem Sonntag … Über welche Geldmittel verfügt Rafael Morín, wenn er im Ausland Einkäufe tätigt? Will meinen, um Geschenke aus dem Ausland mitzubringen, abgesehen von dem, was für seinen privaten Bedarf bestimmt ist.«
Fernández-Lorea drückte das klassische Erstaunen aus. Er zog leicht die Augenbrauen hoch und wippte mit dem Fuß, so als erwarte er eine zweite Runde Kaffee. Dennoch sprach er in der für Versammlungen von über drei Personen angebrachten Lautstärke.
»Geldmittel, Teniente, in dem Sinne, wie sie es andeuten, keine. Er bekommt die üblichen Spesen eines Unternehmensleiters und außerdem einen Betrag für repräsentative Verpflichtungen, je nach Art der Geschäfte oder der Marktforschungen, die er zu tätigen hat. Unser Unternehmen ist in dieser Hinsicht gewissermaßen autonom. Denn häufig handelt es sich darum, ein ganz spezielles Produkt zu erwerben, beispielsweise aus nordamerikanischer Fabrikation. Dabei kann man nicht die herkömmlichen Wege beschreiten, sondern muss über Dritte agieren, so wie wir es einige Male in Panama getan haben, nur um ein Beispiel zu nennen. Und Geschäfte werden auf der ganzen Welt bei Geschäftsessen getätigt, wie Sie wissen, man muss Geschenke machen, und nicht immer steht ein Wagen der Botschaft oder eines Unternehmens zur Verfügung … Morín verwaltet dieses Geld, bisweilen sehr viel Geld, und auch wenn wir sehr gewissenhaft damit umgehen – es gibt regelmäßige Kassenrevisionen, Kontenprüfungen, Spesenabrechnungen und zweimal jährlich eine offizielle Buchprüfung –, so kann die Buchführung aus verschiedenen Gründen nicht immer so präzise sein, wie wir es gerne hätten. Und da wird der Faktor Vertrauen wichtig. Rafael Morín ist vertrauenswürdig, nach allem, was ich weiß. Andererseits, Teniente, pflegen viele der ausländischen Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, Geschenke zu machen, wenn ein gutes Geschäft zum Abschluss gekommen ist. Mir zum Beispiel hat man in Bilbao
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