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Ein perfektes Leben

Ein perfektes Leben

Titel: Ein perfektes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonardo Padura
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Legalität zu bewegen. Denn sie konnte sich nicht nur durchboxen, sondern war auch intelligent genug, um keine zu gefährlichen Grenzen zu überschreiten. Nein, es würde nicht einfach werden, sagte er sich, kaum dass er sie gesehen und festgestellt hatte, dass sie zu jenen Frauen gehörte, für die man nur zu gerne bereit ist, Dreck zu fressen.
    »Das ist Zoila Amarán Izquierdo, Genosse Teniente«, sagte Manolo und ging zu der jungen Frau, die auf ihrem Stuhl mitten im Büro sitzen blieb. »Als sie in einem Taxi nach Hause kam, hat unser Kollege sie gebeten, mit in die Zentrale zu kommen, damit wir sie vernehmen können.«
    »Wir wollen dir nur ein paar Fragen stellen, Zoila«, erklärte ihr El Conde. »Du bist nicht verhaftet, wir möchten nur, dass du uns behilflich bist, ja?« Er stellte sich neben die Tür, sodass sie sich umdrehen musste, um ihn zu sehen.
    »Warum?«, fragte sie, ohne sich zu rühren. Sie hatte auch eine hübsche Stimme, klar und beherrscht.
    El Conde sah Manolo an und gab ihm mit den Augen grünes Licht.
    »Wo warst du am Einunddreißigsten?«
    »Muss ich darauf antworten?«
    »Ich glaube, ja, aber zwingen können wir dich nicht. Wo warst du, Zoila?«
    »Irgendwo, mit einem Freund. Wir leben in einem freien, souveränen Land, oder nicht?«
    »Wo?«
    »Ach, in Cienfuegos, bei einem Freund von ihm.«
    »Wie heißen diese Freunde?«
    »Aber was ist denn los, was soll das Theater?«
    »Zoila, bitte, die Namen. Je eher wir fertig sind, desto schneller bist du hier raus.«
    »Norberto Codina und Ambrosio. Ambrosio Fornés, glaub ich. Reicht das? Sind wir jetzt fertig?«
    »Das reicht, aber fertig … War nicht noch ein anderer Freund dabei? Rafael zum Beispiel, Rafael Morín?«
    »Nach dem bin ich schon mal gefragt worden, und ich hab gesagt, dass ich nicht weiß, wer das ist. Warum sollte ausgerechnet ich ihn kennen?«
    »Er ist doch ein Freund von dir, oder?«
    »Ich kenne ihn nicht.«
    »Wo wohnt dein Freund? Ich meine, der in Cienfuegos.«
    »Am Theater rechts rein. Wie die Straße heißt, weiß ich nicht.«
    »Und du kannst dich bestimmt nicht an Rafael Morín erinnern?«
    »Hören Sie, was soll das? Wenn ich will, sag ich nichts, und dann ist Schluss mit diesem Blödsinn.«
    »In Ordnung, wie du willst. Du sagst nichts, aber dafür bleibst du hier. Verdacht auf Beteiligung an einer Entführung und einem Mord und … «
    »Was soll das denn jetzt?«
    »Eine Ermittlung, Zoila, verstehst du mich? Wie heißt der Freund, der mit dir in Cienfuegos war?«
    »Norberto Codina, hab ich doch schon gesagt.«
    »Wo wohnt er?«
    »Ecke Linea und N.«
    »Hat er Telefon?«
    »Ja.«
    »Welche Nummer?«
    »Was haben Sie vor?«
    »Ihn anzurufen, mal sehen, ob es stimmt, dass er mit dir zusammen war.«
    »Hören Sie, er ist verheiratet.«
    »Sag mir die Nummer, wir sind diskret.«
    »Bitte, Genossen, bitte. 325.307.«
    »Ruf ihn an, Teniente.«
    El Conde ging zum Aktenschrank, auf dem das Telefon stand, und meldete das Gespräch an.
    »Schau dir dieses Foto an, Zoila«, fuhr Manolo fort und reichte ihr einen Abzug des Fahndungsfotos von Rafael Morín.
    »Ja, und?«, fragte sie, wobei sie mitzukriegen versuchte, was der Teniente am Telefon sagte. Mario sprach sehr leise.
    »Kennst du ihn nicht?«
    »Na ja, ich war ein paar Mal mit ihm zusammen. Vor ungefähr drei Monaten.«
    »Und du weißt nicht, wie er heißt?«
    »René.«
    »René?«
    »René Maciques, warum?«
    Der Teniente legte den Hörer auf die Gabel und ging zum Schreibtisch.
    »Zoila, bitte, heißt er wirklich so?«, fragte er, worauf ihn das Mädchen ansah und sich fast ein Lächeln abrang.
    »Ja, bestimmt.«
    »Sie war mit Norberto Codina zusammen«, bestätigte der Teniente und ging zur Tür zurück.
    »Sehen Sie, sehen Sie?«
    »Wo hast du René kennen gelernt?«
    Zoila Amarán Izquierdo sah Manolo verständnislos an. Offensichtlich verstand sie wirklich nichts, aber vor irgendetwas fürchtete sie sich. »Auf der Straße.« Jetzt lächelte sie tatsächlich. »Er hat mich im Wagen mitgenommen.«
    »Und warum hat er dich am Einunddreißigsten oder vielleicht am Ersten angerufen?«
    »Wer? René?«
    »René Maciques, ja.«
    »Was weiß ich. Hab ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Und wie lange ist diese Ewigkeit her?«
    »Keine Ahnung, Oktober oder so.«
    »Was weißt du über ihn?«
    »Tja, so gut wie nichts. Dass er verheiratet ist, dass er Reisen ins Ausland macht. Und dass er immer ein Zimmer bekommen hat, wenn wir ins Hotel gegangen

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