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Ein pikanter Köder

Ein pikanter Köder

Titel: Ein pikanter Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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hatte. Anscheinend nicht. Ich schielte zu ihr hinüber. Ihre Aufmerksamkeit war so ausschließlich auf das Paar gerichtet, daß sie für nichts anderes Augen hatte.
    Vorsichtshalber wandte ich den Kopf ab und lehnte mich zurück. Maybe hatte sich durch den Hauptgang gefuttert und war beim Nachtisch. »Herrje, ich bin wie genudelt«, murmelte sie.
    »Okay, Maybe, und jetzt zu Ihnen. Was wissen Sie wirklich über die zwei Leute da unten?«
    »Ich - ich verstehe Sie nicht, Donald.«
    »O doch, Sie verstehen mich ganz gut. Sie haben die beiden heute nicht zum erstenmal gesehen, stimmt’s?«
    Sie ratschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. »Wie haben Sie das erraten?«
    »Ihre Hellsehkünste gingen ein bißchen zu glatt über die Bühne. Was bezweckten Sie eigentlich damit?«
    »Na, ich wollte Ihnen imponieren, schätze ich. Sie haben recht. Ich kenne die beiden nicht, aber ich hab’ sie schon ein paarmal bei demselben Manöver beobachtet.«
    »Ist das die junge Frau, die das Telegramm an mich auf gab?«
    »Bewahre! Die war viel aufregender - blond, blaue Augen, fast ein Vamptyp...Donald!« Maybe japste nach Luft. »Da drüben sitzt sie!«
    »Meinen Sie die Blondine, die an dem Ecktisch sitzt und -«
    »Ja, ja, das ist sie!« Das Mädchen starrte wie hypnotisiert auf Bernice Clinton hinunter. »Und sie läßt das Paar nicht aus den Augen. Sehen Sie nur, wie sie zu den beiden hinüberstarrt.«
    »Irren Sie sich auch ganz bestimmt nicht?«
    »Nein, Donald, sie ist es, das kann ich beschwören. Vorhin hab’ ich Ihnen was vorgemacht, das gebe ich zu. Aber ich habe wirklich ein ungewöhnlich gutes Personengedächtnis. Ich brauche jemanden nur einmal zu sehen, und seine Züge prägen sich mir für immer ein. Leute, die vor Monaten bei uns ein Telegramm aufgegeben haben, erkenne ich sofort wieder, wenn ich ihnen zufällig irgendwo in der Stadt begegne. Ich komme regelmäßig zum Essen hierher und kenne natürlich inzwischen die anderen Stammkunden. Das Paar gehört zwar nicht dazu, aber durch sein Verhalten fiel es mir auf. Die Frau reiht sich in die Schlange am Büfett ein, und der Mann folgt ihr in einem gewissen Abstand. Sie sucht sich einen Tisch, möglichst an der Wand und für zwei Personen, und setzt sich. Nach einer Weile kommt der Mann dazu. Sie benehmen sich sehr förmlich und -«
    »Gehen sie zusammen weg?«
    »Natürlich nicht. Sie wahren bis zum Schluß den Schein. Die Frau geht zuerst, und der Mann trödelt noch eine Zeitlang herum, bevor er auch aufbricht. Für jemanden, der wie ich ihr kleines Spiel schon seit Wochen beobachtet, ist das Ganze irgendwie komisch.«
    »Sie setzt ihm ganz hübsch zu - mit den Augen, meine ich.«
    »Und ob! Darauf versteht sie sich. Das ist mit ein Grund, warum sie mir gleich beim erstenmal auffiel. Sie streichelte ihn förmlich mit ihren Blicken. Aber es wunderte mich, daß sie ihren Lunch selbst
    bezahlte und allein wegging. Und seitdem interessiere ich mich für die beiden. Heute sehe ich sie zum viertenmal.«
    »Okay, Maybe, das wäre geklärt. Und jetzt verraten Sie mir doch bitte noch, warum Sie mir imponieren wollten.«
    »Vielleicht darf ich Sie auch mal was fragen, Donald. Aus welchem Grund hab’ ich mich wohl von Ihnen zum Lunch einladen lassen?«
    Ich grinste. »Weil Sie Hunger hatten.«
    »Falsch. Weil ich Sie schon mal gesehen hatte, und weil ich neugierig war.«
    »Wo war das?«
    »Im >Master’s Grill< in der Siebten Straße. Sie saßen mit einer dicken Frau zusammen, die schrecklich auf Ihnen herumhackte, was Sie aber gar nicht störte. Tatsächlich brachten Sie sie mit Ihrem ewigen Grinsen und Ihrer Dickfelligkeit völlig zur Verzweiflung. Sie war alt genug, um Ihre Mutter zu sein. Herrje, Donald, Sie finden mich jetzt sicher sehr taktlos!«
    »Keine Spur. Das war Bertha Cool, meine Geschäftspartnerin.«
    »Sie liebt Sie, nicht wahr?«
    »Ach, um Gottes willen, nein! Sie haßt mich wie die Pest.«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht, Donald. Ihre Partnerin mag Sie gern und hat Respekt vor Ihnen. Im tiefsten Innern hat sie sogar vor Ihnen ein bißchen Angst.«
    »Möglich«, erwiderte ich kurz.
    »Donald, ich hab’ eine Bitte.« Sie beugte sich vor und sah mich gespannt an. »Ich hab’ Ihnen doch ein wenig geholfen, nicht wahr? Wollen Sie auch etwas für mich tun?«
    »Was denn?«
    »Verschaffen Sie mir einen neuen Job.«
    »Wenn Sie mit Ihrem Chef nicht zurechtkommen, warum lassen Sie sich dann nicht einfach in eine andere Zweigstelle

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