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Ein pikanter Köder

Ein pikanter Köder

Titel: Ein pikanter Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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probierte es an der gegenüberliegenden Wand aus. Das Gerät funktionierte einwandfrei. Das Pärchen in Nummer vierzehn flüsterte miteinander, und ich konnte jedes Wort verstehen.
    Ich versuchte es noch mal auf der anderen Seite und zog wieder eine Niete. Der Apparat war so empfindlich, daß er auch die leichten Atemzüge eines Schlafenden aufgefangen hätte. Das ominöse Schweigen konnte also nur eins bedeuten: Das Wild war mir durch die Lappen gegangen.
    Vermutlich hatte der Mann die Absicht, gegen Morgen zurückzukommen, denn er hatte seinen Wagen vor seiner Kabine stehenlassen. Damit war mir aber nicht geholfen. Ich hatte meinem Magen mehr gehorcht als meinem Grips, und das war nun der Erfolg! Der Wagen, den ich beschattet hatte, war noch da, aber der Eigentümer des Wagens hatte sich aus dem Staub gemacht. Ich hätte mich prügeln können!
    Dann fiel mir die Frau ein, die mit ihrem Chevrolet fast auf meinem Kühler gelandet wäre, und ich sagte mir, daß es vielleicht noch eine andere Erklärung für das Schweigen in der Nachbarkabine gab. Ich schnappte mir einen Krug und machte mich auf die Suche nach der Eisbox.
    Bei meiner Wanderung wurde mir klar, daß die Anlage geradezu der ideale Tummelplatz für einen Fenstergucker war. Eine Art Laubengang führte um den gesamten Komplex herum. Die Kabinen waren rechteckig. Im vorderen Teil befanden sich die Betten, ein Tisch und zwei Sessel, im hinteren Teil war das Bad abgetrennt. Dadurch bekam der Raum die Form eines L, und die Nische am Ende des Längsbalkens hatte man sinnigerweise zu einer Art Frühstücksecke ausgestaltet, mit einer Bank, einem Eßtisch und einem großen Fenster. Die Fenster waren zwar mit Rolläden ausgestattet, da sie aber ziemlich schwer zu erreichen waren, nahm sich, kaum jemand von den Gästen die Mühe, sie ordnungsgemäß herunterzulassen. Während ich mich auf der Rückseite des Motels an Nummer zwölf heranpirschte, konnte ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen. Ich mußte mit eingezogenem Kopf an mehreren hellerleuchteten, jedem Blick zugänglichen Kabinen vorbeischleichen, und bei dem Gedanken, jemand könnte mich ertappen und für einen perversen Schnüffler halten, brach mir der kalte Schweiß aus.
    Das Rollo von Nummer zwölf war fast ganz heruntergelassen. Ich stützte mich auf das Fenstersims und spähte durch den Spalt ins Innere des Raumes. Die Deckenlampe war angeknipst. Ich konnte nur ein Stück vom Teppich sehen und darauf einen merkwürdig verkrümmten Fuß, der mit einem eleganten braunen Schuh bekleidet war.
    Der Fuß interessierte mich. Ich warf einen hastigen Blick nach links und rechts und legte mein Auge wieder an den Spalt. Nun bemerkte ich auch ein dünnes, dunkelrotes Rinnsal, das sich kaum wahrnehmbar über den Teppich vorwärts bewegte. Ich richtete mich auf und machte dabei noch zwei weitere Entdeckungen. In der Fensterscheibe befand sich ein Loch, aber das Rollo war unversehrt. Folglich hatte jemand von außen durchs Fenster geschossen und danach von innen das Rollo heruntergezogen.
    Den Krug ostentativ in der Hand schwenkend, trat ich den Rückweg an. Als ich an Nummer vierzehn vorbeiging, passierte es: Die Bewohnerin der Kabine vierzehn kam gerade aus dem Bad, ohne einen Faden am ganzen Leib und mit einer Figur, die ihr bei einem Schönheitswettbewerb glatt den ersten Preis eingetragen hätte. Ich konnte nicht umhin, wenigstens ein Auge zu riskieren, und ging im Tempo erheblich herunter. Vermutlich spürte sie meinen Blick, denn sie sah plötzlich zum Fenster herüber. Eins mußte man ihr lassen: Ihr Betragen war vorbildlich. Anstatt zu kreischen und nach dem erstbesten Kleidungsstück zu greifen, ging sie ruhig weiter zum Telefon.
    Ich beabsichtigte nicht, die Entwicklung der Dinge an Ort und Stelle abzuwarten. Ich raste in meine Kabine, klaubte meine Klamotten zusammen, sprang in meinen Wagen und brauste ab. Nach hundert Metern begegnete ich bereits einem Streifenwagen. Ich hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft.
    Mit einem erleichterten Aufatmen ließ ich mich im Sitz zurücksinken und fuhr ebenso schnell wieder hoch. Der kleine Empfänger gab getreulich seine Summtöne von sich, und da ging mir plötzlich auf, in welcher Klemme ich mich befand.
    Die Polizei würde das Motel nach dem Fenstergucker absuchen und dabei unweigerlich auf die Leiche in der Nummer zwölf stoßen. Daraufhin würde sie den Wagen des Ermordeten inspizieren, an der hinteren Stoßstange den Sender entdecken und daraus ihre

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