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Ein pikanter Köder

Ein pikanter Köder

Titel: Ein pikanter Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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konventionellen Methoden des Beschattens beschränkt, dann hätte er mich höchstwahrscheinlich abgehängt. Nach zehn Minuten war es wieder mal soweit. Das Piepen verwandelte sich in ein Summen, und ich kreuzte ziemlich lange in der Gegend herum, bevor ich das Oldsmobile auf dem Parkplatz eines exklusiven Restaurants erspähte.
    Von meinem Beobachtungsposten aus konnte ich das Kommen und Gehen der Gäste sehen, und schwache, aber aromatische Küchendünste umsäuselten qualvoll verlockend meine Nase. Es roch nach saftigen, auf offenem Holzkohlenfeuer gegrillten Steaks und starkem Kaffee. Während ich diese Düfte wehmütig einsog, wurde mir klar, daß ich fürchterlichen Hunger hatte.
    Nach einer Stunde erschien der Mann wieder auf der Bildfläche, und die Verfolgungsjagd ging weiter. Er hielt auf die Küste zu, bog in eine schmälere Seitenstraße ein und bremste nach einem knappen Kilometer vor dem Strandmotel.
    Es war allem Anschein nach ein ganz moderner Bau mit hell erleuchteter Fassade. Während ich in einem dunklen Winkel darauf wartete, bis er sämtliche Formalitäten erledigt hatte, betrachtete ich die Lichtfülle und fragte mich, was den Fenstergucker dazu veranlaßt haben mochte, ausgerechnet hier sein Unwesen zu treiben. Sobald der Mann mit seinem Kabinenschlüssel abgezogen war, betrat ich das Empfangsbüro. Sein Anmeldeformular lag noch auf dem Tisch. Er hatte sich als Oscar L. Palmer mit Frau eingetragen und eine Adresse in San Francisco angegeben. Er hatte Kabine Nummer zwölf.
    Bei der Autonummer hatte er sich mit einem alten, aber noch immer wirkungsvollen Dreh geholfen. Er hatte die beiden letzten Ziffern ausgetauscht. Nur wenige Motelmanager machen sich die Mühe, die Eintragungen nachzuprüfen, und wenn sie sich dazu aufraffen, dann begnügen sie sich mit einem flüchtigen Blick auf das Nummernschild. Sollten sie dabei die Umstellung der Zahlen bemerken, was höchst unwahrscheinlich ist, dann erklärt man einfach, es handele sich um einen kleinen Schreibfehler.
    Ich legte mir den Namen Robert C. Richards zu und schmuggelte zwei falsche Ziffern in meine Wagennummer. Allerdings hätte ich mir diesen Aufwand sparen können. Der Managerin des Motels war es offensichtlich völlig gleichgültig, was ihre Gäste in das Register schrieben, solange sie überhaupt etwas hineinschrieben. Die gesetzlichen Vorschriften verlangten, daß Motels über ihre Kundschaft Buch führten, aber niemand konnte sie dazu zwingen, umständliche Ermittlungen anzustellen oder den Gast mit Fragen zu belästigen.
    »Sind Sie allein, Mr. Richards?«
    »Ja.«
    »Ihre Frau kommt nicht nach?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Trotzdem möchte ich Ihnen raten, >mit Frau< zu schreiben. Das ist eine reine Formalität, verstehen Sie?«
    »Macht das einen Unterschied im Preis?«
    »O nein. Jede Kabine kostet zehn Dollar, egal, ob Sie sie allein bewohnen oder zu zweit. Am unteren Ende des Korridors und hier oben, neben dem Büro, steht jeweils eine Eisbox. Außerdem haben wir drei Automaten mit erfrischenden Getränken. Falls Sie später Besuch bekommen sollten, möchte ich Sie um äußerste Ruhe bitten. Wir wollen keine Scherereien haben.«
    »Danke.«
    Ich nahm meinen Schlüssel - sie hatte mir Nummer dreizehn zugewiesen - und parkte meinen Wagen. Die Kabine war im Vergleich zu vielen anderen Motels verhältnismäßig solide gebaut. Im allgemeinen sind die Wände so dünn, daß man jedes Räuspern seiner Nachbarn hört.
    Diesmal hätte ich eine schalldurchlässigere Trennwand allerdings vorgezogen, besonders auf der Seite, wo Nummer zwölf direkt an meine Kabine stieß. Mit Hilfe eines kleinen elektrischen Geräuschverstärkers versuchte ich herauszubekommen, was der Mann trieb. Er ging auf und ab, hustete ein paarmal, dann rauschte es in der Toilette, und gleich darauf wurde der Wasserhahn vom Waschbecken aufgedreht.
    Mir war ganz übel vor Hunger. Wenn man zügig arbeitet, macht es einem nichts aus, eine Mahlzeit ausfallen zu lassen. Wenn man jedoch von einem anderen Menschen abhängig ist und weiß, daß man nicht eher etwas zum Beißen bekommt, als bis der andere für die ganze Nacht sicher untergebracht ist, dann wird das Fasten zur Tortur.
    Bei der Herfahrt hatte ich ein paar hundert Meter vor dem Motel ein Drive-in gesehen. Ich sagte mir, daß der Mann, den ich beschattete, vermutlich nicht so bald von hier verschwinden würde. Die Verlockung war groß, und schließlich erlag ich ihr.
    Ich verschloß die Kabinentür, bestieg den

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