Ein pikanter Köder
vorher.«
»Können Sie das beweisen?«
»Ich kann nichts von alledem beweisen. Sie müssen mir glauben.«
»Was machten Sie dann?«
»Ich lief hinaus zu meinem Wagen und raste davon.«
»Halten Sie es für möglich, daß Sie bei der Ankunft oder beim Wegfahren beobachtet worden sind?«
»Nein, ich glaube nicht. Kurz vor dem Motel kam mir ein Wagen entgegen. Das waren Sie, nicht wahr?«
»Ja. Ich sah Ihr Gesicht, und da machte ich kehrt und folgte Ihnen.«
»Warum? Wieso interessieren Sie sich eigentlich für... für die Vorgänge in dem Motel?«
»Ich hatte Dowling beschattet.«
»Ach!« flüsterte sie erschrocken. »Aus eigenem Antrieb, oder hatte man Sie damit beauftragt?«
»Es war beides. Ich hatte einen bestimmten Auftrag bekommen, und im Zusammenhang damit hielt ich es für nützlich, Mr. Dowling nachzuspüren. Ich war ihm den ganzen Nachmittag und Abend über auf den Fersen.«
»Dann haben Sie sich vermutlich auch mit seinem Privatleben beschäftigt und wissen, wie...in welcher Klemme er war. Während ich weg war, hat eine Frau ihn eingefangen, und jetzt kam er nicht mehr von ihr los.«
»Hatte sie ihn in der Hand?«
»Ja. Es ist eine sehr attraktive, aber skrupellose und rachsüchtige Person. Sie hat sich Briefe, Tonbänder und Kopien von Eintragungen in Hotelregistern verschafft und hielt ihn damit bei der Stange. Er nahm sie auf Reisen mit, innerhalb der Staaten und nach Mexiko, und gab sie als seine Frau aus. Mit den Beweisen, die sie hat, hätte sie ihn ins Zuchthaus bringen können.«
»Also Erpressung?«
»Ja, aber eine sehr raffinierte Form von Erpressung. Abgesehen
von allem anderen, konnte er sich einen Skandal einfach nicht leisten. Ich sagte Ihnen ja schon, daß er Schwierigkeiten mit den Aktionären hatte. Irgend jemand hat sie aufgewiegelt und systematisch ihr Vertrauen zu Dowling unterminiert. Der tiefere Grund dafür ist, daß ein Konkurrent die Firma schlucken und die Kontrolle übernehmen möchte.«
»Haben Sie eine Ahnung, um welchen Konkurrenten es sich handelt?«
»Mr. Dowling war gerade in dem Punkt so überaus zurückhaltend und hat nie irgendwelche Namen genannt, daß ich mich manchmal gefragt habe, ob nicht Mr. Carson dahintersteckt, mein jetziger Chef.«
»Würde Mr. Carson denn zu solch unlauteren Mitteln greifen?«
»Geschäft ist Geschäft.«
»Aber genau wissen Sie nicht, ob Carson dahintersteckt?«
»Nein, ich vermute es nur.«
»Dowling hat Ihnen offenbar bei Ihren Zusammenkünften viel von sich erzählt?«
»Er vertraute mir alle seine Sorgen an, falls Sie das meinen. Er wußte, daß ich verschwiegen war und an allem, was ihn betraf, Anteil nahm. Ich glaube, es war die Tragödie seines Lebens, daß ich gezwungen war, ihn allein zu lassen. Nachdem ich weg war, hat er wochenlang keine andere Frau angeguckt, aber dann...na ja, er fühlte sich einsam, und so war es wohl unvermeidlich, daß er neuen Anschluß suchte und fand. Nur hatte er das Pech, an eine Frau zu geraten, die sehr schlau und berechnend war. Bevor er sich’s versah, war er festgenagelt. Ich möchte nicht, daß Sie Mr. Dowling falsch beurteilen. Er war nicht eigentlich flatterhaft, sondern bloß irgendwie ruhelos. Wir hatten so gut miteinander harmoniert, und ich glaube, seine gegenwärtigen Schwierigkeiten sind darauf zurückzuführen, daß er nach einem Ersatz für mich suchte und sich eine ähnlich innige Gemeinschaft davon erhoffte.«
»Kurz, er knüpfte ein neues Verhältnis an, und die Frau setzte ihn unter Druck.«
Sie nickte.
»Wie hieß die Frau?«
»Ich möchte lieber keinen Namen nennen. Ich darf sein Vertrauen nicht mißbrauchen.«
»Wachen Sie auf! Mr. Dowling ist tot!«
Meine Worte versetzten ihr einen Schock. Über dem Reden hatte sie völlig vergessen, daß Dowling nicht mehr lebte. Sie rang nach Luft und starrte mich benommen an.
»Sie halten mich für gefühllos, ich weiß. Aber ich habe meine Gründe. Also wie heißt die Frau?«
»Bernice Clinton.«
Ich mußte die Information erst verdauen. »Wissen Sie, wo sie wohnt?«
»Nein, das hat er mir nie gesagt. Aber ich weiß, daß er sie aushielt und ihr eine Wohnung eingerichtet hatte. Sie war ziemlich anspruchsvoll und extravagant.«
»Später hat er sie dann abgeschoben, nicht wahr?«
»O nein. Es hat sich nichts geändert, obwohl er sich verzweifelt bemühte, sie loszuwerden.«
»Warum?«
»Liebe macht blind, und in der ersten Verliebtheit hielt er sie für ein schwaches, unschuldiges, schutzbedürftiges
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