Ein pikanter Köder
weiß nicht recht. Um was für einen Fingerzeig handelt es sich?«
»Sie können es auch einen todsicheren Tip nennen. Er verschafft Ihnen sämtliche Beweise, die Sie brauchen, um den Mörder zu überführen.«
»Okay. Was soll ich also tun?«
»Bei der nächsten Telefonzelle halten wir. Sie rufen Bertha Cool an und sagen ihr, sie soll in Santa Ana vor den Corinthian Arms auf uns warten. Dann begeben wir uns in das Apartment von Bernice Clinton alias Agnes Dayton und durchsuchen es. Falls überhaupt Belastungsmaterial existiert - Briefe, Dokumente und so weiter -, dann finden wir es dort oder gar nicht.«
»Ein schöner Rat! Ich gehe jede Wette ein, daß wir mit leeren Händen abziehen.«
»Ich bin vom Gegenteil überzeugt. Aber bitte, dann lassen Sie es eben bleiben.«
Sellers überlegte lange. Als nach etwa einer Meile eine Tankstelle auftauchte, schwenkte er unvermittelt von der Straße ab, stieg aus und hielt dem Tankwart seine Polizeimarke unter die Nase. »Ich muß telefonieren. Dienstgespräch.«
Zehn Minuten später kam er zum Wagen zurück. »Alles in Ordnung. Bertha wartet vor dem Apartmenthaus auf uns. Wir haben bloß keinen Durchsuchungsbefehl.«
»Na und? Nachdem Bernice Clinton in Phönix ausgepackt hat, reichen die Verdachtsgründe gegen sie zu einer Haussuchung völlig aus. Aber Sie haben so verdammt viel Zeit vertrödelt, daß sie uns vielleicht schon durch die Lappen gegangen ist.«
»Regen Sie sich nicht auf. Wir haben massenhaft Zeit.«
»Sie werden sich noch wundern. Der Puppe kommt man nicht so leicht bei. Die hat’s faustdick hinter den Ohren.«
»Okay, Schlaumeier!« Sellers trat das Gaspedal durch. »Ich hatte mir geschworen, Ihnen nie wieder eine von Ihren Geschichten abzukaufen. Aber in der Not frißt der Teufel Fliegen. Halten Sie sich fest! Wir brausen ab.«
16
Bertha Cool wartete bereits auf uns. Als wir vor dem Apartmenthaus hielten, kletterte sie aus ihrem Wagen und kam mit der Vehemenz einer Dampfwalze auf uns zu. Für Sellers hatte sie keinen Blick übrig. Ihre Empörung konzentrierte sich auf mich. »Was, zum Henker, hast du nun wieder, angestellt? Allmählich hab’ ich die Nase voll von deinen idiotischen —«
»Schon gut, Bertha«, sagte Sellers besänftigend. »Mit dem Burschen ist höchstwahrscheinlich alles in Ordnung.«
»Was?!«
»Tja. Der Fall liegt nicht ganz so einfach, wie ich mir’s gedacht hatte.«
»Und da reden Sie mir ein, er wäre reif für die Gaskammer!«
»Ich war ein bißchen zu voreilig. Als ich das sagte, kannte ich gewisse Aspekte des Falles noch nicht.«
Bertha starrte ihn entrüstet an. »So! Vielleicht haben Sie dann die Freundlichkeit, sich endlich zu entscheiden, wen Sie nun eigentlich verdächtigen. Das wäre eine enorme Beruhigung für mich.«
»Für mich auch. Im Moment tappe ich völlig im dunkeln. Donald hat vermutlich eine reine Weste, aber freilassen kann ich ihn trotzdem noch nicht.«
»Was sollen wir hier überhaupt?« fragte Bertha.
»Wir wollen eine Wohnung durchsuchen.«
»Donald’s Idee, wie?« Bertha sah mich strafend an. »Du und deine gottverdammten Methoden! Ich verschaff’ uns einen harmlosen, unkomplizierten Auftrag, und du machst einen komplizierten Mordfall daraus. Es ist zum Verzweifeln!«
Sie setzte sich in Bewegung und steuerte auf den Eingang des Apartmenthauses zu. Sellers heftete sich an ihre Fersen, und ich schlenderte hinterdrein.
Sellers machte den Hausverwalter ausfindig und erklärte ihm sein Anliegen. Aber der Verwalter spurte nicht. Erst wollte er den Durchsuchungsbefehl sehen, und als Sellers ihm keinen vorweisen konnte, weigerte er sich glattweg, uns in die Wohnung einzulassen. Sellers rief wutschnaubend den Polizeichef von Santa Ana an, und der Polizeichef telefonierte mit dem Distriktanwalt. Der behördliche Kompetenzstreit war noch im Gange, als ein Taxi vor dem Gebäude vorfuhr und Bernice Clinton auf der Bildfläche erschien.
»Das ist Miss Dayton«, sagte der Verwalter. »Fragen Sie sie doch selbst.«
Bernice musterte die Versammlung im Vestibül. »Worum handelt es sich?«
»Wir wollen uns in Ihrem Apartment ein bißchen umsehen«, antwortete Sellers.
»Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?« fragte sie.
»Eben nicht«, erklärte der Verwalter. »Deshalb hab’ ich sie auch nicht in die Wohnung gelassen.«
»Danke«, sagte Bernice zu ihm, segelte an uns vorbei und verschwand im Lift.
Sellers machte kehrt und marschierte stumm hinaus zum Wagen. Dort entlud er seinen ganzen
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