Ein Pirat zum Verlieben
seine Pistolen und seinen Degen heraus, lud die Waffen und überprüfte die Schärfe der Klinge. Duncan stand schweigend in der Tür.
»Bitte, Sir, kommen Sie. Jetzt gleich.«
Dane blickte bei dem flehenden Ton auf und sah seinen Diener scharf an. Duncan schien den Tränen nahe zu sein, stellte er betroffen fest. Dane ließ die Waffen fallen, rannte aus dem Zimmer und stürmte mit lautem Stiefelklappern die Treppe hinunter. In der Mitte des Salons blieb er wie angewurzelt stehen und starrte den nervös wirkenden Mann an, der bei der Tür stand und ein flaches Päckchen in den schwieligen Händen hielt.
»Captain Blackwell?«, fragte er und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.
Dane nickte kurz. Seine grünen Augen waren schmal.
»Das is’ für Sie.« Der Bote hielt ihm das Päckchen hin. Ein kalter Schauer überlief Dane, als er die Hand ausstreckte und das Päckchen hin und her drehte. Es war nicht beschriftet. Sein Blick wanderte zu dem Mann. »Wer hat Ihnen das gegeben?«
Der Mann zuckte die Achseln und wandte den Blick ab. Dane zog einen kurzen Dolch aus seinem Stiefelschaft, schlitzte die Verschnürung auf und schlug mehrere Lagen Pergament zurück.
Sein Wutschrei gellte durch das ganze Haus und ließ die Männer, die in dem Gebäude waren, erschrocken zusammenfahren. Gaelan, dessen Augen sich bei dem qualvollen Laut weiteten, stellte rasch seinen Becher auf den Tisch und raste aus der Küche, dicht gefolgt von den anderen Offizieren. Im Salon blieb er abrupt stehen. Dane kniete auf dem Fußboden, den Kopf in den Nacken geworfen, in einer Hand ein zerknülltes Stück Papier. Gaelans Blick flog zu dem schmuddeligen Mann, der in der Nähe der Tür stand und versuchte, an dem stämmigen Sikes vorbeizukommen und zu fliehen.
Der Kapitän kam langsam auf die Beine. Mit einem tiefen grollenden Laut stürzte er sich auf den Fremden. »Wer hat dir das gegeben? Wer?!«, brüllte Dane, während er den Mann am Hemd packte und vom Boden riss. »Sag mir seinen Namen, bevor ich ihn dir aus deiner verdammten Kehle schneide!« Er schüttelte ihn so grob, dass der Mann mit den Zähnen klapperte.
»Ein … ein Kerl in Rot. Ich schwöre es! Hat mir zehn Shilling gegeben, damit ich’s Ihnen bringe. Hier – nehmen Sie das Geld.« Er versuchte fieberhaft, in seine Tasche zu greifen, als er seinen eigenen Tod in diesen grünen Augen sah. Dane schleuderte den Mann an die nächste Wand und rammte ihm mit voller Wucht eine Faust in die Rippen. Die Luft des Fremden kam zischend aus seinen Lungen, und man konnte das unverkennbare Geräusch von brechenden Knochen hören.
»Gott im Himmel! Er ist nur der Überbringer!« Gaelan sprang ein und setzte seine ganze Kraft ein, um den Kapitän daran zu hindern, den Mann zu Tode zu prügeln. »Um Himmels willen, Aaron! Helfen Sie mir! Er ist völlig von Sinnen!« Es waren ganze vier Mann erforderlich, um Dane zu bändigen.
»Lassen Sie ihn, Sir«, bat Gaelan. »Er ist nur ein Bote.«
Danes Atem ging in schnellen, flachen Stößen, und seine Augen bohrten sich wie grünes Eis in den Mann. Ein Muskel zuckte heftig in seinem Kiefer. Er schüttelte die Männer ab wie einen alten Mantel, trat einen Schritt zurück und ließ den schmächtigen Besucher hart auf den Boden fallen. Blicklos ins Leere starrend, hob er langsam eine zitternde Hand und löste seine Finger von dem Pergament. Gaelan griff danach und entfaltete es. Der vertraute Geruch von Schießpulver stieg ihm in die Nase.
In der Mitte des zerknitterten Papiers lag eine geschwungene schwarze Haarlocke, das eine Ende dick von getrocknetem Blut verklebt. Durch den tiefroten Fleck konnte man drei auf das Papier geschmierte Wörter erkennen.
Dane liebt Tess.
»Oh, Phillip, was hast du getan?« Elizabeth zog ihren Morgenmantel enger um sich, ohne den Blick von der leblosen Gestalt zu wenden, die quer über dem Bett lag.
»Geh in dein Zimmer, Lizzie. Das hier geht dich nichts an.« Phillip zückte ein Messer und beugte sich über die Frau.
»Phillip! Nein!«
Er warf ihr einen ungeduldigen Blick zu, bevor er die Kleidung der Frau vom Hals bis zur Taille aufschlitzte. Der Abdruck der Klinge hinterließ eine hässliche rote Spur auf ihrer Haut.
»Was in aller Welt..:?«, murmelte er, während er den schwarzen Stoff betastete und dann daran zog. Seine Augen weiteten sich kaum merklich, als er sich unter seiner Berührung dehnte. Er ließ ihn los, als hätte er sich verbrannt, bevor er den engen Anzug bis zum Schenkel
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