Ein Pirat zum Verlieben
sich an die Taue. Nein, eine Forderung.
»Sie haben einen weiten Weg zurückgelegt, um die Liebe ihres Lebens zu finden, Tess«, sagte Ramsey, das Gesicht bleich vor Übelkeit. »Vielleicht muss ich dasselbe auf mich nehmen, um herauszufinden, ob so etwas auch für mich existiert.«
Tess’ Augen weiteten sich, als er keck vor ihnen salutierte. »Ramsey! Nein!«, schrie sie, als er ins Wasser sprang.
Sowie Ramsey auftauchte, pflügte er mit kräftigen Armbewegungen auf den tiefschwarzen Vorhang zu.
»Ramsey!« Ihr Schrei brach mit einem trockenen Schluchzen ab, so rau war ihre Kehle geworden.
Ram ignorierte sie.
»Verdammt, O’Keefe, komm zurück!«, brüllte Dane über die Reling.
»Tu etwas! Wir müssen ihn aufhalten!«, flehte sie Dane an und krampfte ihre Finger in sein Hemd. »Das überlebt er nicht!«
Dane gab Befehl, eine Leine auszuwerfen und ein Beiboot zu Wasser zu lassen.
Plötzlich wurde die See wild, mit hoch brandenden Wellen, die krachend an den Schiffsrumpf schlugen und die Fregatte wie einen Korken auf den Wogen hüpfen ließen.
Ramsey schwamm.
Tess, die immer noch die unheimliche Anziehungskraft der dunklen Wand fühlte, wich verängstigt von der Reling zurück und zog Dane mit sich. »Dane, bitte!«
Er nahm sie bei den Schultern und zwang sie, über ihre Panik hinauszusehen. »Er ist zu weit weg, Tess. Und schau zu ihm, er will dort hin.« Sie sah hin.
Ramsey, der schon ganz nah an der Wand war, drehte sich um und schwenkte mit einem strahlenden Lächeln aufgeregt die Arme. Plötzlich schlangen sich die düsteren Nebelfetzen um seinen Oberkörper, hoben ihn aus dem Wasser und zogen ihn in die Schwärze. Dann waren er und die Wand verschwunden, und die See war wieder ruhig, das Wasser glatt und tiefblau.
Ramsey O’Keefe war verschwunden.
Vor dem benommenen Schweigen der Crew warf sich Tess weinend in Danes Arme. »O Gott, er hat doch keine Ahnung … er wird nicht überleben.«
»Du hast überlebt.« Er strich sanft über ihren Rücken, seinen Blick auf die Stelle gerichtet, wo er seinen besten Freund zum letzten Mal gesehen hatte. Heiliger Himmel, wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde er etwas Derartiges nie für möglich gehalten haben!
Sie hob schluchzend den Kopf »Aber ich bin in der Zeit zurückgereist! Es ist möglich, dass er in die Zukunft kommt!« Niemand würde je wissen, wo er gelandet war.
»Du darfst Ramsey nicht unterschätzen, mein Liebes«, sagte er ruhig. »Er ist sehr erfinderisch. Und wer weiß …?«
»… findet er die Frau seines Lebens? Die ganz große Liebe?« Es irritierte sie, dass Dane nicht mehr aus der Fassung gebracht war.
Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schob sie hinter ihr Ohr. »Ich bin zu der Einsicht gelangt, dass in unserem Universum alles möglich ist.«
Sie lächelte schwach; ihre Gegenwart war Beweis genug dafür.
Ein Frösteln überlief sie, als sie ihre Wange an seine legte und auf die ruhige blaue See starrte. Ja, Ramsey hatte gehen wollen, daran bestand kein Zweifel. Im Grunde überraschte es sie nicht; er war nun mal sehr abenteuerlustig. Oh, Ramsey, dachte sie mit einem heimlichen Lächeln, dir steht eine gewaltige Überraschung bevor!
Dane schloss die Arme fester um sie und neigte andächtig vor der See den Kopf. Tess gehörte ihm, für immer. Die Möglichkeit, dass sie ihm genommen werden konnte, gab es nicht mehr – dank des Kapitäns der Triton.
Epilog
Einige Monate später
Grayson Blackwell lächelte die junge Frau an, die in den Armen seines Sohnes schlief, während die Kutsche über die lange Auffahrt von Coral Keys rollte.
»Ich kann immer noch nicht fassen, dass sie mich überredet hat, alle unsere Sklaven freizulassen.«
Dane wandte die Augen von dem Ausblick aus dem Fenster der Kutsche und lächelte seinen Vater an. »Sie sind geblieben, nicht wahr?«
»Aber die Kosten …«
»Wir können es uns gut leisten, ihnen Lohn zu zahlen, und es ist nur vernünf …«
Grayson hob abwehrend eine Hand. »Schon gut, Sohn«, sagte er schmunzelnd. »Sie hat bereits gewonnen.«
»Sie versteht es recht gut, ihren Kopf durchzusetzen.« Dane schob eine verirrte Locke von ihrer Wange. »Ganz ehrlich, Vater, ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich je so glücklich sein könnte«, gestand er und gab seiner Frau einen Kuss auf den Scheitel.
»Ich auch nicht.« Die junge Frau füllte die Leere in seinem Herzen aus, dachte Grayson, linderte die Wunde, die ihm so grausam zugefügt worden
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