Ein Pirat zum Verlieben
alten Angewohnheiten. Aber ich hatte nicht vor, Sie zu erschrecken.« Ein geisterhaftes Lächeln spielte um seine Lippen.
»Doch, hatten Sie«, gab sie zurück, während sie versuchte, das Kleid zuzumachen.
Dane trat hinter sie und schob ihre Hände beiseite. »Darf ich?«
»Ich bitte darum«, sagte sie zähneknirschend über die Schulter. Sie hatte das Gefühl, dass er sie auslachte. Dane öffnete einige Haken.
»Was machen Sie da?«, fragte sie und wich zurück. »Ich will da drin bleiben, Blackwell, nicht herausfallen!«
Er nahm ihren Arm, drehte sie so, dass sie mit dem Rücken zum Spiegel stand und schob ihren Kopf ein wenig zur Seite, damit sie sich sehen konnte. »Oh, tut mir Leid«, murmelte sie, wobei ihre Wangen rosa glühten, als sie feststellte, wie krumm und schief sie die Haken eingehängt hatte. Gehorsam stellte sie sich vor den Spiegel.
Danes Blick wanderte kurz zu dem Leinenkorsett und dem Reifrock, der auf der Seekiste lag. Insgeheim staunte er über die schmale Taille, die sich unter dem dünnen Batist verbarg und es nicht nötig hatte, dass die Bänder noch enger geschnürt wurden. Die meisten Frauen trugen das einengende Kleidungsstück, um eine zu üppige Figur zu verbergen, aber diese Frau hier war zwar schlank, aber mit den Rundungen an den richtigen Stellen und einer Haut, die sich straff über Muskeln spannte. Muskeln! Die Vorstellung war ebenso ausgefallen wie die Dame selbst. Er betrachtete ihr Spiegelbild. Atemberaubend. Helle, cremige Haut zu dunklen Augen und Haaren. Der Kontrast war faszinierend, und er verspürte den plötzlichen Drang, sie mit Juwelen und Seidenstoffen zu überschütten – und mit sich selbst. Erotische Fantasien entstanden vor seinem geistigen Auge; heiße, feuchte Haut, zarte Finger, die über seinen Körper glitten, schlanke Beine, die sich um seine Hüften schlangen, um ihn tiefer hineinzuziehen … Seine Hände fingen an zu zittern, als er die Haken schloss und dabei mit den Fingerspitzen über ihre glatte Haut strich.
Tess’ Blick flog zum Spiegel und begegnete in dem silbrigen Glas seinem Blick. Unter seiner harmlosen Berührung lief ein Schauer über ihre Schultern und ihren Nacken. Sie konnte den herben Duft seines Eau de Cologne riechen, seinen warmen Atem auf ihrer Schulter spüren. Ihr Herzschlag verlangsamte sich zu einem dumpfen Pochen, und jeder Schlag schien in ihrer Kehle zu vibrieren. Gott, war der Mann attraktiv! Irgendetwas war ungewöhnlich an Captain Blackwell, nicht nur in seiner Eigenschaft als Exzentriker, sondern als Mann – er wirkte auf sie wie ein Panter im Käfig, als er jetzt hinter ihr stand. Dunkel, gefährlich darauf lauernd, freigelassen zu werden. Um was zu tun?, fragte sie sich.
Plötzlich kam ihr ein Gedanke. »Sind Sie verheiratet, Captain Blackwell?«
»Nein.« Sein brüsker Ton lud nicht zu weiteren Fragen ein.
Tess ignorierte es. »Wie das?«
»Dasselbe könnte ich Sie fragen.«
»Das könnten Sie wohl.«
Er zog eine Augenbraue hoch, und Tess wurde flau unter seinem sinnlichen Blick. »Sind Sie verheiratet, Lady Renfrew?« Dane spürte, wie sich sein ganzer Körper verkrampfte.
»Nein.«
»Es fällt mir schwer zu glauben, dass kein Verlobter angstvoll Ihre Rückkehr erwartet.«
Sie senkte den Blick. Warum hatte sie bloß dieses Thema aufgegriffen? »Nein, Captain Blackwell.« Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Es gibt niemanden.«
Als er den Schmerz in ihrer Stimme hörte, wünschte Dane, er könnte seine Worte zurücknehmen. Duncan hatte Recht. Man hatte sich ihrer entledigen wollen, aus Angst, sie könnte mit ihrem angegriffenen Geist dem Ruf der Familie schaden. Dem Kapitän war dieser Gedanke unfassbar.
»Sind Sie fertig?«, fragte sie mit gepresster Stimme.
Er trat zurück. »Ja.«
»Gut.« Ohne ihn anzuschauen, raffte sie die schweren Röcke. »Sehen wir uns das Schiff an, auf das Sie so verdammt stolz sind.« Sie wartete nicht auf ihn, sondern wandte sich zur Tür.
Er war sofort bei ihr und langte an ihr vorbei, um seine Hand auf die Klinke zu legen.
»Die Sea Witch erwartet Sie, M’lady.« Er öffnete die Tür einen Spaltbreit.
Tess zwang sich, den Blick zu ihm zu heben. Sein Lächeln war schwach und doch irgendwie mitfühlend, und die plötzliche Anspannung, die auf ihr lastete, verschwand.
»Lassen Sie sich gesagt sein, dass ich den großen Rundgang erwarte.« Endlich lächelte sie.
»Sie, Lady Renfrew, dürfen alles haben, was Sie sich wünschen.«
Ihr Blick fiel auf seinen
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